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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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er Frankens Posten übernahm, wäre der Weg für sie frei. Sie und ihre Anhänger sahen diesen Fall vielleicht als Gelegenheit, ins Ram penlicht zu treten, aber das Rampenlicht wäre nicht das einzige, wo sie hineintreten würde. Er holte tief Luft und stellte sich sein Richteramt vor. So nahe war es, daß er fast spürte, wie sich die schwarze Robe um seine Schultern legte.
    »Wissen Sie, im Grunde meines Herzens bin ich bloß ein alter Anwalt vom Land«, sagte er. »Als ich diesen Posten übernahm, waren Schwerverbrechen hier ein Fremdwort. Die Leute in dieser Gegend sperren ihre Türen nicht zu. Sie lassen ihre Kinder in der ganzen Stadt rumrennen, ohne sich Sorgen um sie zu machen. Deer Lake war eine Stadt, wie Amerika eigentlich sein soll.«
    Ellen hatte die Rede sofort wiedererkannt. Er hatte sie bei seinem Plädoyer im Prozeß gegen einen Drogendealer gehalten. Er seufzte übertrieben und setzte die Miene eines traurigen Clowns auf.
    »Tun Sie Ihr Bestes, Ellen«, wies er sie an. »Lassen Sie Ihre Wähler immer wissen, daß Sie Ihr Bestes getan haben.«
    »Rudy, ich habe es Ihnen schon hundertmal gesagt, ich habe nicht vor, für Ihr Amt zu kandidieren.«
    Und zum hundertunderstenmal hörte er nicht zu. Die Ironie des Ganzen war wirklich unerträglich. Ihr Ehrgeiz endete genau da, wo sie jetzt stand. Sie besaß keinerlei politische Ambitionen und hatte geglaubt, ihr Abgang von Hennepin County würde das deutlich zeigen. Und trotzdem betrachtete man sie hier an diesem Ort, wo sie geglaubt hatte, ihre bequeme Nische zu finden, mißtrauisch als ehrgeizige Frau, die ihre Ziele höher gesteckt hatte.
    »Ja, also . . .«, sagte er und schlenderte davon.
    Als er die Tür öffnete, kam Phoebe mit der Kaffeekanne in der Hand herein.
    »Garrett Wright hat einen neuen Anwalt.« Ihr Gesicht glühte vor Aufregung. Sie stellte die Kanne ab, da sie nicht fähig war, diese weltbewegende Nachricht ohne Einsatz ihrer Hände kundzutun. »Eine ganz heiße Nummer«, sagte sie und ihre Armbänder klirrten. »Anthony Costello.«
    Cameron pfiff leise durch die Zähne. »Wow. Woher hat Wright denn soviel Geld? Costello verlangt mehr Vorauszahlung, als ein Professor im Jahr verdient.«
    »Das war auch meine Frage«, sagte Phoebe und setzte sich in den Stuhl neben ihm, bereit zu einer Runde saftiger Spekulationen.
    »Es spielt keine Rolle, wer sein Anwalt ist.« Rudy versprühte falsche Zuversicht wie eine Fontäne. Die Aussicht auf sein Richteramt machte ihn großzügig. »Wir haben das Team, um ihn zu schlagen. Nicht war, Ellen? Ellen?«
    Ellen riß ihren Kopf zu Rudi herum. Ihr war speiübel. »Ja, natürlich.« Ihre Stimme klang in ihren Ohren weit entfernt, als käme sie von jemandem draußen im Korridor. Ihre Hände krallten sich um die Stuhllehne.
    »Wright soll ruhig seinen Staranwalt aus den Cities bringen. Wir haben Ellen«, verkündete Rudy und marschierte den Gang hinunter, heilfroh, daß er diese heiße Kartoffel in Ellens Schoß hatte werfen können.
    »Mußten Sie je gegen Costello antreten, als Sie noch in Hennepin County waren?« fragte Cameron.
    »Ein paarmal.«
    Sie stellte sich vor, was sie jetzt im Spiegel sehen würde, blasse Haut, weit aufgerissene Augen, aber weder Phoebe noch Cameron schienen etwas Merkwürdiges an ihrem Aussehen oder ihrem Verhalten zu bemerken. Sie zog den Stuhl heran und setzte sich langsam. Ihr Körper schien unabhängig von ihrem Verstand zu funktionieren, und sie dankte dem Himmel dafür. Im Geiste taumelte sie, versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden, aus der Bahn geworfen durch einen Schuß aus dem Hinterhalt.
    Sie hatte nie damit gerechnet, den Namen Tony Costello in diesem Büro zu hören. Er stand für großes Geld, Stil, Angeberei. Einer der bedeutendsten Strafverteidiger in den Twin Cities, der gerade dabei war, sich im ganzen Land einen Namen zu machen. Und genau dafür kam ihm Garrett Wright wie gerufen – Publicity aufsaugen wie ein Schwamm, vor Kameras posieren und seine Ansichten über die Gerechtigkeit für den einfachen Mann zu predigen.
    Deshalb – sagte sich Ellen – hatte er Garrett Wrights Fall übernommen. Es hatte nichts damit zu tun, daß sie die Anklägerin war, und ganz bestimmt nicht, daß sie einmal ein Liebespaar gewesen waren.
    Garrett Wright konnte nichts über ihre Vergangenheit mit Tony Costello gewußt haben. Es war ein Zufall, daß er den einzigen Strafverteidiger im Staat gewählt hatte, der sie besser kannte als jeder andere, denjenigen, der es

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