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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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drehte sich um und reichte ihm eine ordentlich gefaltete Ausgabe der St. Paul ' s Pioneer Press nach hinten. »Hier ist der Artikel über den Tod von Richter Franken, Mister Costello.«
    Die Story stand direkt unter der Fortsetzung der Titelgeschichte über Garrett Wrights Kautionsverhandlung, so, als würde ein Vorfall zum anderen führen. Ein Foto von der Größe einer Briefmarke zeigte Richter Franken in seiner Robe. Er sah aus wie ein Apfelkopfpüppchen, das zu faulen angefangen hatte. Ein zweites, weit größeres Foto zeigte das Chaos im Gerichtssaal, in dem Franken gestorben war – eine Gruppe von Menschen, die sich um eine schwer zu erkennende Gestalt auf dem Boden drängte. Das einzig deutliche Gesicht auf dem Bild war ein bekanntes, das sich wütend zur Kamera gedreht hatte. Jay Butler Brooks.
    Costello summte eine kleine Melodie. Er grinste wie die Cheshire-Katze in »Alice im Wunderland«.
    »Ich muß bei der Personalstelle des Distrikts anrufen«, sagte Dorman, »um rauszufinden, mit welcher Verzögerung wir zu rechnen haben.«
    »Seien Sie nicht so passiv, Dorman«, sagte Costello. »Wir rechnen mit keiner Verzögerung. Wir werden fordern, daß es keine Verzögerung gibt.«
    Sein Sozius zog die Augenbrauen hoch, beigefarbene Kommas, die sich kaum von seinem Teint abhoben. »Wir könnten gut noch etwas Zeit zur Vorbereitung gebrauchen.«
    »Die Anklage würde die zusätzliche Zeit ebenfalls zur Vorbereitung nutzen«, klärte ihn Costello auf. »Wright wurde Samstag abend verhaftet. Vor seiner Verhaftung war er nicht auf der Liste der Verdächtigen. Ich kann Ihnen garantieren, daß das Büro des Staatsanwalts wie verrückt rotiert, um Beweise zu sammeln. Sollen wir ihnen Zeit schenken, um das zu tun, Mister Dorman?«
    »Nein, Sir.«
    »Nein, Sir«, wiederholte er. Sein Blick wanderte aus dem Fenster, Erinnerungen regten sich. »Hart zuschlagen, schnell zuschlagen«, murmelte er. »Wir werden die Anklage abschmettern, bevor Ellen North sich auf dem Absatz umdrehen kann.«

11
    »Doch obwohl es sich hier um einen groben Justizirrtum handelt, möchte ich betonen, daß Dr. Wright selbst niemandem einem Vorwurf daraus machen will. Er vertraut immer noch auf unser Rechtssystem und glaubt daran, daß die Wahrheit ans Licht kommen und er von jeder Schuld freigesprochen wird – so wie wir alle daran glauben müssen, daß der Entführer von Dustin Holloman und Josh Kirkwood gefunden und bestraft, daß der Gerechtigkeit rasch und sicher Genüge getan wird.«
    Jay schaltete den Fernseher mit der Sechzig-Zentimeter-Bildröhre aus, der auf dem Karton stand, in dem man ihn geliefert hatte. Costello verschwand, aber der Eindruck seines Spiels blieb wie Fäulnisgeruch in der Luft hängen. Jay kannte diesen Spielplan nur allzugut. Er hatte ihn während seiner kurzen Laufbahn als Strafverteidiger selbst benutzt. Costello würde angreifen, wo und wann er konnte, und, wenn es nötig sein sollte, günstige Gelegenheiten schaffen. Er würde ein strahlendes Porträt seines Klienten zeichnen, das nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Mann selbst hätte, und mit jeder verfügbaren Munition aus allen Rohren auf die Gegenpartei feuern. Es war ein Ablenkungsspiel, das sich zufällig sehr gut mit dem des Kidnappers ergänzte. Ein netter Zufall, daß sie alle im selben Team waren. Er nahm einen letzten tiefen Zug aus seiner Zigarette und warf die Kippe in den Kamin, der grau vom Staub längst weggefegter Asche war.
    Seine plötzliche Pilgerfahrt nach Deer Lake hatte ihm nur wenig Spielraum geboten, eine Unterkunft zu finden. Im Umkreis von mehreren Meilen war kein Hotelzimmer zu haben, alle waren von Reportern belegt. Möblierte Wohnungen waren die Domäne der Studenten des Harris College, die nach ihren Winterferien gerade zum Unterricht zurückkamen. Ungeduldig und ohne Rücksicht auf die Kosten hatte er dieses Haus gemietet.
    Er mußte arbeiten, sich in eine Welt versenken, die keinerlei Verbindung zu dem Leben hatte, das er in Alabama so abrupt verlassen hatte. Es spielte keine Rolle, was es kostete. Er hätte jeden Preis bezahlt, um die frischen Erinnerungen endgültig verblassen zu lassen. Ein Schnitt ins Gehirn oder sehr viel Alkohol hätten den Schmerz sicher gelindert, waren aber keine akzeptable Alternative. Arbeit war immer noch das Beste. Warum er sich ausgerechnet diesen speziellen Fall ausgesucht hatte, um sich darin zu verlieren, war eine Frage, die er sich lieber nicht stellte.
    » Und Sie finden das gar kein bi ß chen

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