Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Anhängern«, warf Rudy ein. Er hatte sich den Platz am Kopf des Tisches gesichert. Nach zwei Tagen im Einflußbereich von Glendennings überwältigender Aura verspürte er einen deutlichen Zuwachs seines eigenen Machtbewußtseins. Er war in Glendennings Gnaden, relativ sicher an den Seitenlinien dieses Falls, und Victor Franken hatte seinen letzten Seufzer getan, und rücksichtsvoll seinen Posten freigemacht. Die Welt war vielleicht nicht ganz in Ordnung, aber Rudy Stovich hatte seinerseits kaum Grund zur Klage.
    »Es könnte einer von Wrights Studenten gewesen sein«, sagte Mitch so beiläufig, daß man seine Zweifel spürte. Er hatte es abgelehnt sich zu setzen, schritt lieber langsam im Zimmer auf und ab. Er versuchte, seinen chronischen Schlafmangel und den ungeheuren Streß mit hohen Dosen von Koffein und mit gezuckerten Doughnuts zu kompensieren. »Ellen, du sagtest, du hättest gestern einen Zusammenstoß mit den Sci-Fi Cowboy gehabt. Was sagt dir dein Gefühl?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie und zupfte an einem Heidelbeermuffin herum. Sie war erschöpft. Nach zwei Nächten mit alles in allem acht Stunden Schlaf fühlte sie sich so schwer und träge, als wäre die Luft dicht wie Wasser. »Die Post von gestern lag obenauf im Kasten, also würde ich sagen, der Brief müßte gestern vor vierzehn Uhr dagewesen sein.« Sie wiederholte die Theorie, die sie am Abend zuvor erst einem Cop, dann einem zweiten und einem dritten geschildert hatte. »Wenn's einer der Cowboys war, dann müßte er, direkt nachdem ich bei ihnen war, zu meinem Haus gerannt sein.«
    »Meine Männer werden heute früh deine Nachbarn abklappern und fragen, ob sie gestern jemanden bei deinem Haus beobachtet haben.« Sie würden wahrscheinlich nichts erfahren. Ihre Nachbarn waren alle berufstätig, arbeiteten alle tagsüber in Harris oder Minneapolis. Natürlich gab es die Chance, daß sich jemand die augenblicklich grassierende Grippe eingefangen hatte, zu Hause gewesen war und im richtigen Augenblick aus dem Fenster gesehen hatte, aber diese Hoffnung war ziemlich gering. Das einzige, was sie verspürte, war ein Gefühl von Unruhe, das sich seit Montag hartnäckig hielt.
    Immer wieder mußte sie an Montag denken – das plötzliche Erwachen, Harrys Knurren, das Schweigen am Telefon, dann der Anruf, daß Josh zu Hause sei.
    Sie schilderte es Mitch detailgetreu, Schritt für Schritt, etwas beschämt, daß sie es überhaupt erwähnte. Objektiv und rational gesehen war überhaupt nichts passiert. In ihrem Haus hatte es keinen Eindringling gegeben. Der Anruf war wahrscheinlich eine falsche Verbindung gewesen. Aber das Zusammentreffen all dieser ›Nichtigkeiten‹ machte sie unruhig.
    Mitch blieb ihr gegenüber stehen und drückte seine Handflächen flach auf den Tisch. »Steht deine Privatnummer im Telefonbuch?«
    »Unter meinen Initialen – E. E. North.«
    »Ich habe gestern abend selber einen Anruf gekriegt«, gab er zu. »Auf meinem Handy – eine Nummer, auf die nur wenige Menschen Zugriff haben. Der Anrufer flüsterte: ›Unwissenheit ist nicht Unschuld, sondern Sünde.‹ Unmittelbar nachdem er aufgelegt hatte, habe ich die Nachricht von der Entführung in Campion bekommen.«
    Rudy sah entsetzt aus. »Wollen Sie damit sagen, daß dieser Wahnsinnige jemand ist, den Sie kennen?«
    »Nein.« Mitch schüttelte den Kopf und verzog den Mund. »Unser Mann hatte den Nerv, meine Schwiegermutter anzurufen und ihr die Nummer aus dem Kreuz zu leiern. Mir ist gerade ein Gedanke gekommen: Wenn er sich Ellens Nummer auch durch jemanden verschafft hat, hätten wir zwei Leute, die möglicherweise seine Stimme identifizieren können.«
    Cameron sah Ellen besorgt an. »Warum haben Sie denn gestern nichts von dem Anruf gesagt?«
    »Ich hab's als nervöse Reaktion abgetan. Josh ist nach Hause gekommen. Ich war mit dem Fall beschäftigt. Ich habe nicht mehr dran gedacht – bis ich den Brief gefunden habe. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es wirklich etwas zu bedeuten hatte. Ich will damit sagen, Sie haben wahrscheinlich recht – Yogi-Bär ist nicht gerade Wrights Stil.
    »Aber vielleicht der seines Partners«, warf Mitch ein. »Oder vielleicht ist das seine Vorstellung von einem Witz. Ich bin kein Experte, aber dieser Brief sah genauso aus wie die anderen.«
    »Aber die Presse hat die Tatsache publik gemacht, daß die Briefe des Kidnappers auf gewöhnlichem zwanzig Gramm schwerem Papier mit einem Laserprinter gedruckt worden sind«, sagte Cameron,

Weitere Kostenlose Bücher