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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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schöne Wetter. Sie waren schweigend bis zum Damm gegangen, als Haie plötzlich fragte:
    »Kann ich vielleicht eine Weile bei dir bleiben? Nur so lange bis ich weiß, wie es weitergehen soll.«
    »Selbstverständlich.«
    Er wunderte sich, warum Haie ausgerechnet ihn fragte. Schließlich kannten sie sich erst wenige Tage. Als er ihn jedoch von der Seite betrachtete, fühlte er, dass da so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen wuchs. Eine von der Art, die man nicht an jeder Straßenecke fand.

     

33
    Eigentlich war alles viel einfacher gewesen, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Das Gift hatte ich in der Apotheke bekommen. Der Apotheker hatte mir sogar noch erklärt, wie es zu dosieren sei.
    Einige Abende habe ich damit zugebracht, das Gift richtig zu verarbeiten. Zunächst musste ich den leicht beißenden Geruch überdecken und dann für die richtige Menge in jeder Praline sorgen. Es war ja nicht auszuschließen, dass er nicht genug zu sich nehmen würde und ich wollte ja schließlich auf Nummer sicher gehen.
    Tja, und dann brauchte ich sie nur noch abzuliefern und zu warten. Natürlich bin ich nicht zu ihm gegangen und habe gesagt:
    »Schau, da hab ich was Feines für dich. Iss nur schön! Lass es dir schmecken!«
    Nein, natürlich nicht. Als kostenlose Probepackung habe ich sie ihm untergejubelt. Was umsonst ist, probiert man schließlich gern und reichlich.
    Ich hatte nicht lange warten müssen. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von seinen Tod verbreitet. Und damit war die Sache erledigt, hatte ich zumindest gedacht.

     
    Vom Hafen aus fuhren sie direkt zu Elke. Tom stieg aus. Haie blieb im Wagen sitzen. Er fühlte sich nicht in der Lage, seiner Frau gegenüberzutreten.
    Sie öffnete nach dem zweiten Klingeln und blickte ihn erstaunt an. Ihre Augen waren gerötet, ihr Haar ungekämmt.
    »Ich möchte einige Sachen für Haie abholen.«
    Ihm war die Situation etwas unangenehm. Sie nickte wortlos und er folgte ihr ins Haus.
    Im Schlafzimmer packte sie einige Sachen in eine braune Reisetasche. Er wartete im Flur und betrachtete die Bilder an der Wand. Sie zeigten Motive aus der Umgebung. Schafe am Deich, einen Leuchtturm, Vögel im Wattenmeer.
    Nach einer Weile kam Elke aus dem Schlafzimmer. Sie reichte ihm die Reisetasche.
    »Sagen Sie Haie, dass es mir leid tut. Ich wollte ihn nicht verletzen.«
    »Ich werde es ausrichten. Sagen Sie, waren Sie wirklich der Meinung, mein Onkel könne etwas mit dem Verschwinden von Britta zu tun gehabt haben?«
    Sie blickte zu Boden.
    »Eigentlich nicht. Aber was hätte ich denn tun sollen?«
    »Vielleicht die Wahrheit sagen.«
    Er hätte wütend auf sie sein müssen, aber seltsamerweise verspürte er nur Mitleid. Er packte die Tasche in den Kofferraum und stieg in den Wagen.
    »Und, was hat sie gesagt?«
    »Es tut ihr leid.«
    In Hannes Küche setzte Haie sich auf die Eckbank und griff nach dem Album.
    »Merkwürdig, hast du eine Ahnung, warum so viele Bilder fehlen?«
    Tom setzte sich zu ihm. Gemeinsam blätterten sie das Album durch.
    »Weißt du, was ich mich frage? Warum es keine Bilder mit Broder gibt. Schließlich waren sie die besten Freunde, jedenfalls bevor die Sache mit Britta passierte. Aber es gibt kein einziges Foto von ihm.«
    »Vielleicht sind das die fehlenden Bilder. Könnte doch sein, Hannes hat die Bilder entfernt, nachdem Broder ihm so in den Rücken gefallen war.«
    »Bleibt nur die Frage, warum Broder seine Aussage zurückgezogen hat. Erst reißt er Hannes so in die Scheiße, und später zieht er die Aussage zurück. Wieso?«
    »Wahrscheinlich ist ihm bewusst geworden, dass Freunde so etwas nicht tun.«
    Hai schüttelte energisch seinen Kopf. Da würde Tom Broder aber schlecht kennen.
    »Ich kenne ihn gar nicht!«
    »Broder tut nichts aus reiner Freundschaft. Der ist berechnend. Es muss einen anderen Grund gegeben haben.«
    Tom zuckte mit den Schultern, fragte, was das denn für ein Grund gewesen sein sollte.
    »Keine Ahnung, aber grundlos macht der so etwas nicht.«

     
    Frank stellte die Tasche neben den kleinen Wandschrank. Er hatte seinem Vater frische Kleidung mitgebracht.
    »Und, wie geht es dir heute?«
    Broder saß in seinem Bett und schaute ihm beim Einräumen der Sachen zu.
    »Soweit ganz gut. Der Arzt hat gesagt, wenn ich mich weiter so gut erhole, kann ich schon bald nach Hause.«
    Frank blickte ihn an. Der Überwachungsmonitor war entfernt worden, sein Vater wirkte ausgeruht. Er überlegte, ob er etwas über den Besuch von Herrn

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