Dein Auftritt Prinzessin
bisschen beeilen würde, damit sie endlich wieder normal wird. Ihr Hormonhaushalt ist so durcheinander, dass sie praktisch zu nichts zu gebrauchen ist.
Aus lauter Verzweiflung hab ich sogar Dad gefragt, der die Idee hatte, ich solle Michael einen Füller schenken, damit er mir nach Genovia schreiben kann und ich ihn nicht immer auf Kosten der genovesischen Staatskasse anrufen muss.
Ganz toller Vorschlag, Dad. Als würde heutzutage noch irgendwer per Hand schreiben.
Und außerdem bin ich gar nicht so oft in Genovia. Nur in den Winter- und Sommerferien. Das haben wir letzten September schließlich vertraglich festgelegt.
Einen Füller, na klar. Hat denn - außer mir - keiner in meiner Familie auch nur ein Tröpfchen Romantik im Blut?
Ups, ich muss Schluss machen. Pater Christoff schaut die ganze Zeit zu mir rüber. Dabei ist er selbst schuld. Ich würde nicht während der Messe Tagebuch schreiben, wenn seine Predigt auch nur einigermaßen spannend wäre. Oder wenigstens auf Englisch.
12.00 - 14.00 Uhr
Mittagessen mit dem Intendanten der genovesischen Oper
und der Mezzosopranistin
Und ich hab mich immer für eine mäkelige Esserin gehalten. Jetzt weiß ich, dass Mezzosopranistinnen noch viel mäkeliger sind als Prinzessinnen.
Mein Pickel wird übrigens immer gigantischer, obwohl ich gestern Abend vor dem Schlafen extra noch ganz viel Zahnpasta draufgeschmiert hab.
15.00 - 17.00 Uhr
Treffen mit dem genovesischen Hausbesitzerverband
Man sollte annehmen, wenigstens die Mitglieder des Hausbesitzerverbands wären in der Parkuhrenfrage meiner Meinung. Immerhin parken die ganzen Touristen ja vor ihren Häusern. Und es müsste doch auch in ihrem Interesse sein, dass Genovia ein bisschen mehr Geld einnimmt, um die abgelatschten Gehwege zu sanieren. Aber nein - eisiges Desinteresse.
Ich weiß nicht, wie Dad das jeden Tag aushält. Echt nicht.
19.00 - 22.00 Uhr
Abendessen mit dem chilenischen Botschafter und dessen Gattin
Riesenkrach, weil sich René das Porsche-Cabrio des chilenischen Botschafters - mitsamt seiner Ehefrau - »ausgeliehen« hat, um nach dem Nachtisch nach Monte Carlo zu düsen. Später wurden die beiden auf dem palasteigenen Tennisplatz beim Tennisspielen gefunden.
Strip-Tennis, um genau zu sein. O Gott.
Noch acht Tage bis zu unserem Wiedersehen. Oh Jubel, oh Freude!
Montag, 12. Januar, 1 Uhr morgens, Prinzessinnenschlafzimmer im Fürstenpalast von Genovia
Habe gerade mit Michael telefoniert. Ich musste ihn einfach anrufen. Mir blieb gar keine andere Wahl. Wie hätte ich denn sonst rausfinden sollen, was ich ihm zum Geburtstag schenken könnte? Okay, ich weiß, es ist nicht ganz die feine Art, den anderen zu fragen, was er geschenkt haben will - aber wenn mir doch sonst nichts einfällt? Klar, wenn ich so eine Kate-Bosworth-Tussie wäre, hätte ich natürlich schon längst das perfekte Geschenk für ihn. Vielleicht ein süßes Freundschaftsarmband, das ich eigenhändig aus Seetang geknüpft hätte, oder so was in der Art.
Aber ich bin nun mal keine Kate Bosworth. Ich kann ja noch nicht mal knüpfen. O GOTT, NOCH NICHT MAL DAS KANN ICH!!!!
Dabei muss ich ihm dringend was richtig Geniales schenken, um ihn für alles zu entschädigen. Dafür, dass ich seinen Geburtstag vergessen hab, meine ich. Na ja und auch dafür, dass er eine absolut talentlose, missgestaltete Prinzessin zur Freundin hat, statt einer sexy Kate Bosworth, die wellenreiten kann und knüpfen und sicher total selbstaktualisiert ist und nie Pickel bekommt. Mein Geschenk muss so überwältigend sein, dass er vergisst, dass ich bloß eine nichtwellenreitende, fingernägelkauende Neuntklässlerin bin, die zufälligerweise als zukünftige Fürstin zur Welt gekommen ist.
Michael behauptet, er hätte nur einen Wunsch, und zwar mit mir zusammen zu sein (hach, könnte ich ihm das nur glauben!!!!!!!!!!), und unser Wiedersehen in acht Tagen sei das schönste Geschenk, das ich ihm machen könnte.
Was darauf hindeuten könnte, dass er vielleicht doch richtig in mich verliebt ist und mich nicht bloß als gute, alte Freundin schätzt. Ich muss zwar noch Tinas Meinung einholen, aber die Zeichen stehen gut!
Natürlich sagt er das bloß so. Dass er sich nichts zum Geburtstag wünscht, meine ich. Natürlich kriegt er was. Irgendwas richtig Bombastisches. Bloß was?
Nicht dass jemand denkt, ich hätte ihn nur angerufen, um seine Stimme zu hören. Nein, nein, nein. Soooo heillos verknallt bin ich nun auch wieder nicht.
Na gut,
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