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Dein Auftritt Prinzessin

Titel: Dein Auftritt Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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Verständnis für deine schwierige Lage. Das war die krasseste Geschichtsverfälschung, seit
man uns William S. in ›Shakespeare in Love‹ als waschbrettbäuchigen Aufreißertyp mit Strahlegebiss verkaufen wollte.«
    »Das ist ja echt furchtbar«, sagte ich. »Kann ich jetzt bitte wieder mit Michael sprechen?«
    »Du hast noch nicht mal gefragt, wie ich in dem Film weggekommen bin«, sagte Lilly vorwurfsvoll. »Ich - deine treueste und beste Freundin.«
    »Also: Wie bist du darin weggekommen, Lilly?«, fragte ich und warf einen Blick auf die sehr elegante Uhr auf dem sehr eleganten Marmorsims des sehr eleganten Kamins in meinem riesigen, sehr eleganten Schlafzimmer. »Und fass dich bitte kurz, ich muss nämlich in genau sieben Stunden mit der genovesischen Reiterequipe frühstücken und danach ausreiten.«
    »Die haben es so dargestellt, als wäre ich dir in deinem Prinzessinnendasein keine große Stütze gewesen!«, brüllte Lilly ins Telefon. »Im Film gibt es eine Szene, in der du frisch vom Frisör kommst und ich dir vorwerfe, oberflächlich zu sein und jede Mode mitzumachen!«
    »Ja und?« Ich wartete darauf, dass sie endlich mal zum Punkt kam. Denn dass sie mir keine Stütze gewesen ist, stimmt. Weder was mein Prinzessinnendasein angeht noch meine neue Frisur.
    Doch es stellte sich heraus, dass sie bereits zum Punkt gekommen war.
    »Ich war dir eine Riesenstütze!«, kreischte sie so laut ins Telefon, dass ich den Hörer vom Ohr weghalten musste, damit mir das Trommelfell nicht platzte. »Von allen deinen Freundinnen war ich dir ja wohl die allergrößte Stütze!«
    Das ist so was von absolut nicht wahr, dass ich es für einen von Lillys Witzen hielt und laut lachte. Erst als sie darauf mit eisigem Schweigen reagierte, begriff ich, wie ernst sie es
meinte. Anscheinend hat Lilly ein selektives Gedächtnis und erinnert sich immer nur an die guten Sachen, die sie getan hat. Die schlechten verdrängt sie. Wie Politiker.
    Wenn mir Lilly eine Stütze gewesen wäre, hätte ich mich nie mit Tina Hakim Baba angefreundet. Ich hab mich nur deswegen im Oktober in der Schulcafeteria an ihren Tisch gesetzt, weil Lilly wegen der ganzen Prinzessinnengeschichte nicht mehr mit mir geredet hat.
    »Ich kann nur hoffen«, fauchte Lilly, »dass du lachst, weil die Vorstellung so abwegig ist, ich könnte dir jemals keine gute Freundin gewesen sein. Natürlich gab es in unserer Freundschaft gute und schlechte Zeiten, aber wenn ich dir jemals Vorwürfe gemacht hab, dann nur, weil ich fand, dass du dich von deinem wahren Selbst entfernst.«
    »Ah«, sagte ich. »Okay.«
    »Jedenfalls hab ich beschlossen, einen Brief zu schreiben«, verkündete Lilly. »An den Sender, der diesen verleumderischen Müll produziert hat. Ich verlange eine schriftliche Entschuldigung für dieses unverantwortliche Drehbuch. Wenn sie nicht dazu bereit sind - und ich will eine ganzseitige Gegendarstellung in ihrem Branchenkäseblatt Variety -, dann ziehe ich vor Gericht. Notfalls bis zum Obersten Gerichtshof. Diese Hollywoodlaffel denken, sie könnten jedes Drecksdrehbuch verfilmen und das Publikum würde alles klaglos schlucken. Mit dem normalen Zuschauer können sie das vielleicht machen, aber nicht mit mir. Ich werde dafür sorgen, dass Ereignisse und Personen, die auf wahren Gegebenheiten beruhen, in Zukunft wahrheitsgetreu dargestellt werden müssen. Mich zwingt der Mann nicht in die Knie!«
    Ich wollte wissen, von welchem Mann Lilly redet - vielleicht vom Regisseur? Aber sie kreischte nur immer wieder: »Na, der Mann! Der Mann eben!«, als wäre sie jetzt komplett durchgedreht.

    Zum Glück nahm ihr Michael den Hörer irgendwann aus der Hand und erklärte mir, dass »der Mann« im übertragenen Sinne für alle möglichen Machthaber steht. So ähnlich wie die Psychoanalytiker, die Freud anhängen, immer alles auf »die Mutter« schieben, machen Blues-Musiker seit jeher »den Mann« für ihr Elend verantwortlich. Traditionellerweise ist der »Mann« meist ein wohlhabender Weißer mittleren Alters, der eine gesellschaftliche Position bekleidet, in der er über andere Menschen beträchtliche Macht hat. Wir haben kurz überlegt, ob Michael seine Band vielleicht »Die Männer« nennen soll, sind dann aber wieder davon abgekommen, weil das als frauenfeindlich aufgefasst werden könnte.
    Noch sieben Tage, bis ich wieder in Michaels Armen liege. Ach, würden die Stunden doch so geschwind vorbeifliegen wie geflügelte Tauben!
    Gerade kommt mir ein Gedanke -

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