Dein Blick so kalt
werden begeistert sein.«
Zeitungsmeldung
War es tatsächlich Mord?
München – Verwirrung im Todesfall Daniela Schneider. Die 17-jährige Gymnasiastin starb durch einen Giftcocktail. Ob sie diesen freiwillig zu sich genommen hat, scheint im Moment unklar.
Die zuständige Rechtsmedizinerin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch die Polizei hielt sich auf der Pressekonferenz mit Informationen zurück. Aus ermittlungstaktischen Gründen, wie KHK Mertens betonte. »Wir werden dem Täter nicht unter die Nase reiben, wie dicht wir ihm auf den Fersen sind. Nur so viel: Wir haben den Tatort gefunden und damit hat er nicht gerechnet.«
Offenbar wurde Daniela mehrere Wochen in einem verlassenen Bauernhof bei Oberurach gefangen gehalten, der vor zwei Tagen abbrannte. Zwischen Fundort und Tatort liegen mehr als 60 Kilometer. Der Aufmerksamkeit eines Autofahrers, der das Feuer entdeckte, ist es zu verdanken, dass der Hof nicht vollständig abbrannte. Ein Feuerwehrmann fand unter einer verkohlten Matratze eine halb verbrannte Sandale mit Schmuckstein. Daniela trug solche Sandalen am Tag ihres Verschwindens. Ihre DNA konnte daran nachgewiesen werden.
4
Natürlich verboten Lous Eltern ihr die Fahrt nach München. »Wenn du schon unbedingt diesen Beruf erlernen willst, dann suche dir etwas in Straubing oder wenigstens in der Nähe. Dieser Mord an der Münchener Gymnasiastin… Hast du das gelesen?« Mam nahm die Zeitung vom Couchtisch und hielt sie Lou unter die Nase. War es tatsächlich Mord?
»Na und? Morde passieren auch in Straubing. Und außerdem kann mir ein Ziegelstein auf den Kopf fallen oder ich werde von einem Auto überfahren. Das Leben endet nun mal tödlich.«
»Also Louise. Was ist denn das für ein Spruch!« Mams Mund wurde ganz schmal. »Ich mache mir einfach Sorgen, dass du in München unter die Räder kommst.«
Lous Kopf schnellte in die Höhe. »Was soll das denn heißen? Unter die Räder kommen? Hast du Angst, dass ich endlos Party mache und meine Leidenschaft fürs Komasaufen entdecke oder was?«, giftete sie.
»Du wärst in dieser riesigen Stadt komplett auf dich gestellt. Ganz ausschließen kann man das nicht. Und man hört so viel von Drogen…«
Was? Mam glaubte das echt? Lou pfefferte die Zeitung auf den Tisch und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. »Danke für so viel Vertrauen!« Am liebsten wäre sie jetzt türenknallend hinausgerannt. Doch so schnell wollte sie nicht aufgeben. »He, Mam, Mediendesignerin ist nun mal mein Traumberuf«, sagte sie in etwas versöhnlicherem Tonfall. »Wenn ich das Praktikum machen kann, habe ich bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Und so ein Praktikum dauert ja nicht ewig. Zwei oder drei Monate vielleicht.«
»Und wenn du nach dem Praktikum die Lehrstelle in dieser Agentur bekommst, dann sind es eben nicht nur ein paar Wochen, sondern drei Jahre. Wir haben nun mal Bedenken. Es ist besser, wenn du bei uns wohnst. Jedenfalls solange du nicht volljährig bist und wir für dich verantwortlich sind.«
Es war sinnlos. Einfach sinnlos. Mam würde es nie kapieren. Sie hatte Angst vor großen Städten, vor weiten Reisen, vor fernen Ländern, vor einfach allem, was fremd war. Doch Lou wollte nicht in der niederbayerischen Provinz verrotten.
Pa verstand sie leider auch nicht. Der Versuch, ihn weichzukochen, scheiterte ebenfalls. Rauchend saß er im kleinen Zimmer unterm Dach, das er sich für die Vereinsarbeit eingerichtet hatte, und studierte die Gästeliste fürs Sommerfest des Tennisklubs.
Er schloss sich einfach Mams Meinung an. »Wir waren uns doch einig. Die Werbebranche ist nichts für dich. Die Leute, mit denen du dort zu tun hättest, passen nicht zu uns.«
»Ach. Woher weißt du das denn? Kennst du einen von denen? Ihr verschanzt euch hinter einem Berg von Vorurteilen und bezieht eure Lebensweisheiten aus dem Fernsehen. Und zu euch passen die vielleicht nicht. Zu mir aber schon.« Eine Welle von Mutlosigkeit wollte Lou überrollen. Sie versuchte, sich dagegenzustemmen, zermarterte ihr Hirn nach weiteren Argumenten. Doch Pa holte zum vernichtenden Schlag aus.
»Außerdem wirst du den Praktikumsplatz sowieso nicht bekommen. Du bist sicher nicht die einzige Bewerberin und nicht qualifiziert genug.«
Lou blieb die Luft weg. Was hatte er gesagt? Nie traute er ihr etwas zu! Genau wie Mam! Schon wieder setzte sich so ein verdammter Knödel in ihren Hals. Doch die hochkochende Wut vertrieb ihn postwendend. Nun knallte sie die Tür
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