Dein für 1000 und eine Nacht
anpflanzen, wenn du es erlaubst. Wir könnten nach der Schneeschmelze junge Bäume herbringen ... ic h kann es nicht leiden, wenn Bäume ..."
Er presste die Lippen fest aufeinander. „Ach, hat es dir so gut gefallen? Was für ein Kompliment für mich, Lana! Stell dir mal vor, was ich meinen Söhnen erzählen kann. Diesen Aprikosengarten habe ich mir bei einer reichen Amerikanerin im Bett verdient! Wie werden sie ..."
„Halt den Mund!" schrie sie entsetzt. „Halt den Mund! Welches Recht hast du, so etwas zu sagen?"
Plötzlich wirkte er wütend auf sich selbst. „Keins. Ich habe kein Recht, so etwas über dich zu sagen. Verzeih mir."
„Warum hast du dann so mit mir geredet?" verlangte sie zu wissen. „Warum hast du mir wehgetan?"
„Um mir selbst weh zu tun. Ich fühle mich zwiespältig", erwiderte er und biss die Zähne aufeinander. „Du weißt es doch. Das ist der Weg in den Wahnsinn."
Er wandte sich zum Gehen. „Komm", forderte er sie auf.
Die Türme und Kuppeln eines Palastes wie aus Tausendundeiner Nacht ragten über die Hauptstadt von Zentralbarakat.
Unwillkürlich blieb Lana stehen. „Ist es das?" hauchte sie.
Sie hatten die Grenze zu den Vereinigten Emiraten von Barakat und den Koh-i Noor-Bergen überschritten. Am Nachmittag waren sie der Straße gefolgt, die bergab führte, und hatten schließlich den langen Tunnel erreicht, den die Ingenieure durch das Gebirge gesprengt hatten und der am Fuße der Berge aus kam.
Die vergangene Nacht hatten sie in einem Dorf verbracht, an einem spontanen Gastmahl teilgenommen und waren am anderen Morgen über die wenig befahrene Wüstenstraße von einer Ehrengarde begleitet worden.
„Ich nehme an, das haben sie seit Jahrhunderten so gemacht, nur zu Pferd", hatte Lana dazu gesagt.
„Das stimmt. Es ist ein alter Brauch, den Gästen durch ein feindliches Gebiet Geleitschutz zu geben. Heute ist das nicht mehr so nötig, wie es früher war."
„Vielleicht ist er ein Scheich der alten Schule", bemerkte Lana lächelnd.
„Wir sind alle Scheichs der alten Schule. Eine neue gibt es noch nicht."
So ein einfacher Satz weckte bei ihr schon die Gefühle, musste sie feststellen. Denn ihr war klar, dass zu dem alten Verhaltenskodex nicht nur die übliche Gastfreundlichkeit, Großzügigkeit und Verteidigungsbereitschaft gehörten, sondern auch die Lust, die ein Mann seiner Frau schenkte.
Sie warf ihm einen prüfenden Seitenblick zu und wurde mit einem kräftigen Händedruck belohnt.
„Lana, das liegt jetzt hinter uns", erklärte er. „Wir haben es im Tal zurückgelassen."
Gestern Abend im Dorf hatte Lana natürlich in dem Quartier für unverheiratete Frauen geschlafen. Das war ein kleiner Raum mit hohem Fenster gewesen, durch das der Mond hereinschien, während sie hellwach im Bett lag und sich nach Arash sehnte.
„Ich weiß", antwortete sie.
Der Palast schimmerte wie eine Fata Morgana in der Hitze. Er schien über dem Boden zu schweben, als ob Lana ihn sich mit ihrer Phantasie aus einem Märche n herbeigezaubert hätte.
Arash nickte. „Das ist Omars Palast. Zu Zeiten des alten Königs war es der Winterpalast.
Der Hof verbrachte gewisse Monate im Jahr hier, und die übrige Zeit hielt er sich am Meer oder in den Bergen auf."
„Das kann ich verstehen." Lana lächelte. „Es ist schon heiß genug, nicht wahr?"
„Bist du froh, dass wir endlich da sind?"
Nicht wirklich, dachte sie insgeheim. „Ich freue mich auf eine Dusche."
Die sengende Hitze der Wüste drang durch die Wagenfenster herein. Ab und zu bliesen ihr Wirbelstürme den Sand ins Gesicht. Zum Schutz ihrer Augen trug sie eine Sonnenbrille und einen langen, seidenen Schal um den Kopf. Obwohl es als religiöse Pflicht betrachtet wurde, war es in der Wüste eher eine Notwendigkeit, eine Kopfbedeckung zu tragen.
Arash nickte und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Sein Gesicht war mit Staub verschmiert, und Lana sah vermutlich nicht anders aus. Sein Haar und sein Bart waren mit Sand bedeckt.
„Eine Dusche, ja", versetzte er.
Plötzlich tauchte in der Ferne eine Staubwolke auf. Sie hörten Schüsse. Ein Dutzend Jeeps kam ihnen entgegen und hielt auf sie zu.
Lana erschrak. „Lieber Himmel!" rief sie. „Wer ist das?"
Arash meinte im selben Moment. „Aha, wir sind gesehen worden. Omar muss Wachen aufgestellt haben."
An die Bräuche der Begrüßung musste sie sich immer noch ge wöhnen. Gastfreundschaft und Großzügigkeit galten in Parvan wie in Barakat als hohe Kunst.
Sie lachte.
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