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Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition)

Titel: Dein Gesicht morgen: Tanz und Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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Gesicht, das … froh war, obwohl er den Grund nicht verstehen konnte. Wie drollig er ist, wie lebhaft, er bekommt alles mit. Wenn es ihm nicht zu schlecht ergeht, dann wird er ein großer Optimist sein. Hoffentlich hat er ein wenig Glück.«
    Ich wußte, daß Luisa längst gebunden war durch diese Bitte, der sie verspätet und daher mit Vorbedacht nachgekommen war. Nicht verwickelt oder verstrickt, wohl aber verbunden. Jedesmal, wenn sie zum Supermarkt zurückkehren würde und die junge Ungarin und deren kleinen Optimisten wiedersähe, würde sie denken, daß ihr die Papiertücher der Packung ausgegangen waren, während es noch nicht aus war mit dem Schmutz ihrer Kinder – noch lange nicht. Und wenn sie nicht da wären, würde sie sich Gedanken machen über die Frau, über sie alle, ohne so weit zu gehen, sich Sorgen zu machen oder Nachforschungen anzustellen, das schon gar nicht (Luisa ist keine Exhibitionistin, nicht einmal vor sich selbst, und sie mischt sich auch nicht in das Leben anderer ein). Aber ich wußte es, weil ich selbst mir von nun an bisweilen Gedanken über sie machte, ohne sie jemals gesehen zu haben, und darauf wartete, daß meine Frau mir irgendwann etwas erzählte, wenn es in dieser Hinsicht etwas zu erzählen gab.
    Einige Wochen später, als die Leute hektisch ihre Einkäufe für das bevorstehende Weihnachtsfest machten, erzählte sie mir, die rumänische Mutter habe sie erneut mit Worten um etwas gebeten. »Hallo, carina «, so hatte die junge Frau sie gegrüßt, was uns vermuten ließ, daß sie vor ihrer Ankunft in Spanien durch Italien geirrt war, dessen brutale fremdenfeindliche, pseudolombardische Behörden, die noch fauler und niederträchtiger sind als unsere verächtlichen pseudomadrider, sie vielleicht rücksichtslos des Landes verwiesen hatten. »Wenn du nicht willst, sagst du nein, aber ich bitte dich um etwas«, so hatte die wohlerzogene Einleitung gelautet, die Höflichkeit besteht zum Teil aus der Formulierung von Selbstverständlichkeiten, die niemals überflüsssig sind in ihren Diensten. »Der Junge möchte eine Torte. Ich kann sie nicht kaufen. Kannst du sie ihn kaufen? Wenn du willst? Da, hintereck«, und sie zeigte zu einer Straßenecke hin, wo Luisa sogleich eine feine, teure Konditorei ausmachte, in der auch sie kaufte. »Wenn du nicht willst, nicht«, hatte sie beharrt, als sei ihr genau bewußt, daß es nur eine Laune war. Um die zu bitten sich jedoch lohnte, denn sie ging vom Sohn aus.
    »Dieses Mal verstand der Junge wirklich alles«, erzählte Luisa. »Es war die Weiterleitung eines Wunsches von ihm, und das erkannte er. Na ja: Sein aufmerksam gespanntes Gesicht ließ mich nicht daran zweifeln, der Arme hielt den Atem an, während er mit weit aufgerissenen Augen auf mein Ja oder mein Nein wartete.« (›Wie ein Angeklagter auf sein Urteil‹, dachte ich, ohne sie zu unterbrechen; ›allerdings ein optimistischer Angeklagter.‹) »Da ich nicht wußte, was genau für sie ›eine Torte‹ war, und es außerdem schien, als hätten sie eine bestimmte ausgeguckt und wollten diese und nicht irgendeine, mußten wir uns alle vier auf den Weg zur Konditorei machen, damit sie sie mir zeigen konnten. Ich ging zuerst hinein, damit die Leute des Geschäfts sehen konnten, daß die Gruppe zu mir gehörte, trotzdem wichen die zahlreichen Kunden instinktiv angewidert zurück, sie ließen uns einen Gang frei, als wollten sie eine Ansteckung vermeiden, ich glaube, sie merkte es nicht, oder vielleicht war sie es gewohnt, und es machte ihr nichts mehr aus, mir aber wohl. Es war der Junge, der mir die Torte in einer Vitrine zeigte, ganz aufgeregt, eine Geburtstagstorte, nicht sehr groß, und die junge Frau nickte. Daraufhin sagte ich ihr, sie drei sollten schon einmal zu ihren Stufen zurückkehren, es war voll und wir mittendrin mit dem Kinderwagen und allem, ich würde warten, bis ich an der Reihe wäre und man sie mir einpackte und sie bezahlen. Und sie ihnen dann bringen. Alles in allem brauchte ich eine Viertelstunde oder so, und ich mußte lachen, als ich beim Einbiegen in die Straße mit dem Paket in der Hand den kleinen Jungen sah, das Gesicht mit einem ungeheuer erwartungsvollen Ausdruck und den Blick starr auf die Ecke gerichtet, sicher hatte er kein Auge von ihr gelassen, seitdem sie wieder auf ihren Posten zurückgekehrt waren, und gespannt auf mein Erscheinen mit dem Schatz gewartet: als wäre er im Geist die ganze Zeit gerannt, vor lauter Ungeduld, vor lauter Verlangen. Er

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