Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)
wolle sie
sofort vom Thema ablenken.
„Wieso bist du zurückgekommen?“
Mit dieser Frage hatte Neal gerechnet. Und er hatte
keine Probleme damit, ihr mitzuteilen, warum er nach vier
Jahren den Weg nach Deutschland zurückgefunden hatte.
„Wir brauchen eine Pause“, erklärte er. Es war klar, dass
er sich auf seine Band bezog. „Zwei Alben, zwei Tourneen,
ständig Reisen und nur in Hotels wohnen ...“ Er seufzte, als
er an seinen Lebensstil der letzten Monate und Jahre dachte.
Seine Band hatte in England mehr Erfolg gehabt, als zuerst
anzunehmen war. Er und seine Bandkollegen wurden vor vier
Jahren als Newcomer des Jahres ausgezeichnet, und der
weitere Erfolg knüpfte sich nahtlos an.
„Wir machen einen kreativen Schnitt, sozusagen. Neue
Energien schöpfen und etwas Abstand bekommen von dem
Business.“
Francis nickte. Sie hätte sich denken können, dass
Neals Rückkehr nichts mit ihr zu tun hatte. Dennoch wirkte
sie noch reservierter, als sie von der Erholungspause der
Band hörte.
„Dann bleibst du für länger?“, hakte sie nach.
Währenddessen schenkte sie sich ein Glas Wasser ein und
begann, die Küche aufzuräumen, als wären ihr die Pläne
ihres Bruders gar nicht wichtig.
Neal, der inzwischen seine Zigarette ausgedrückt hatte
und sich auch etwas Wasser nahm, stimmte zu.
„Ich werde etwas bleiben, ja.“
Eine bedrückende Stille baute sich zwischen ihnen auf,
als hätten sie sich nichts mehr zu sagen. Um die Lage nicht
unangenehmer zu machen, als sie ohnehin schon war, sah
Francis auf ihre Armbanduhr und sagte: „Tut mir leid, aber ich
bin müde.“
Auffordernd sah sie Neal an, und der verstand sofort.
„Klar, ich wollte sowieso los.“
Er stellte sein Glas ab und ging vor in den Flur, wo er
unzufrieden feststellen musste, dass sie sein Geschenk noch
nicht geöffnet hatte. Das rote Päckchen stand unberührt auf
der Kommode neben dem Telefon.
„Willst du es nicht öffnen?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Ach!“ Francis fasste sich an den Kopf. „Natürlich. Ich
hatte es ganz vergessen.“
Erneut schoss ihr die Röte in das Gesicht, als sie nach
dem Päckchen griff. Neal hatte augenblicklich den Verdacht,
dass sie sein Geschenk mit Absicht missachtet hatte.
Doch schließlich lächelte sie, als sie das Päckchen
geöffnet hatte und ein Schmuckkästchen zum Vorschein
kam. In ihm war eine kleine Fußkette, die mit winzig kleinen,
funkelnden Steinen versehen war.
„Darf ich sie dir ummachen?“, fragte Neal sofort, als er
das begeisterte Gesicht seiner Schwester sah. Sie nickte.
Und so nahm er ihr die Kette aus der Hand, kniete nieder und
band sie um ihren schlanken Knöchel. Dabei berührte er
ihren Fuß und ihr Bein, und Neal spürte sofort, dass ihre
Nähe noch immer ganz merkwürdig auf ihn wirkte.
Als er sich wieder aufgerichtet hatte, glühten seine
Wangen ebenfalls. Lange nicht mehr hatte er sich so
verlegen gefühlt.
„Darf ich mir noch ein Taxi rufen? Das Hotel ist etwas
entfernt“, fragte er schnell, dabei deutete er auf das Telefon.
Francis, die noch immer auf ihren Fuß mit der Kette
blickte, stutzte plötzlich.
„Du wohnst nicht bei Mum und Dad?“
Neal schüttelte den Kopf. Bewusst hatte er es
vermieden, sein altes Zimmer im Hause Anderson zu
beziehen. Dort schwirrten zu viele Erinnerungen umher. Und
derzeit wollte er alles andere, als in der Vergangenheit
schwelgen.
„Ich will mir was in der Stadt suchen“, erklärte er. „Von
dem Leben auf dem Land habe ich genug.“ Er lächelte sein
charismatisches Lächeln. Für einen kurzen Moment war es
wie früher zwischen ihnen.
„Du kannst auf dem Sofa schlafen“, sagte Francis. Sie
war selbst über ihren Vorschlag überrascht, aber Neal lehnte
sofort ab.
„Das halte ich für keine gute Idee.“ Er schluckte ernst,
dann wandte er sich dem Telefon zu, um ein Taxi zu
bestellen. Bevor er ging, drehte er sich noch einmal um.
„Aber, vielleicht hast du ja die nächsten Tage Lust, dich
mit mir zu treffen?“
Sie sahen sich an, als hätten sie sich erst vor wenigen
Minuten kennengelernt. Diese Distanz zwischen ihnen wollte
einfach nicht weichen. Francis überlegte nur kurz, dann
zuckte sie mit den Schultern. „Vielleicht, mal sehen. Kann ich
dir nicht versprechen.“
Francis hatte ihr Büro im dritten Stock der Anderson
Firma. Nach ihrem Schulabschluss hatte sie eine
weiterführende Schule für Kunst- und Modedesign besucht,
immer wieder an Seminaren und Fortbildungen teilgenommen und stets
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