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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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lederne graue Hand, die mir einen Schlüssel zuwarf.
    Als ich schockiert den Kopf hob, sah ich einen von Athenes Schergen, einen alten. Die Kreatur hatte eine Narbe über dem Augenwinkel, die ihr Augenlid nach unten zog. Und dann fiel es mir ein. Es war das Monster, das die Erben der Novem im Saenger-Theater gefangen genommen hatten. Unsere Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor es sich duckte und verschwand.
    Ich hob den Schlüssel auf und zwang meine erschöpften Armmuskeln dazu, gerade so lange nicht zu zittern, wie ich brauchte, um den Schlüssel in das Schloss meiner Fußfessel zu stecken. Als ich ihn umdrehte, machte es klick . Gott sei Dank! Nachdem ich die zweite Fußfessel geöffnet hatte, rannte ich los. Ich zog mich auf die Plattform hinter mir, bis ich zwischen Sebastians Knien stand, und schlang meine Arme um ihn. Ich hielt ihn fest und versuchte verzweifelt, das zu tun, was ich bei dem Kind im Steingarten getan hatte.
    Wach auf! Oh Gott! Bitte wach auf!
    Von hinten traf mich etwas, das sich an mir festkrallte, das seine scharfen Klauen in das Fleisch an meinen Hüften schlug und mich nach unten zerrte. Ich schrie, als ich das Gewicht und die Bisse mehrerer Kreaturen spürte, die wie ein Rudel Wölfe über mich herfielen.
    Ihr Gewicht drückte mich zu Boden. Ich konnte mich nicht umdrehen, um gegen sie zu kämpfen. Klauen schlugen sich in meine Schultern. Ich klammerte mich noch fester an Sebastian. Zähne schlugen sich in meinen Bizeps, zerrten wie im Rausch daran.
    Ich schrie, laut und gellend, an einem Ort in mir, von dem ich nicht gewusst hatte, dass es ihn gab.
    Dann hörte ich Schreie hinter mir. Immer noch an Sebastian geklammert, verließ mich schließlich die Kraft in dem Arm, der in Fetzen gerissen wurde. Die Wunde an meiner Seite ließ mich allmählich das Bewusstsein verlieren. Sie zogen mich nach unten. Und es geschah alles so schnell. Ich weinte auf steinerne Haut, benetzte sie mit meinen Tränen. »Bitte wach auf. Sebastian … bitte … Es tut mir leid … wach auf.«
    Eine Klaue schlitzte mir die Kopfhaut auf. Das Zerren an meinemFuß war so heftig, dass mein Bein unnatürlich gestreckt wurde. Irgendetwas hatte meine Haare gepackt und riss daran. Eine Hand packte meine – ein Revenant war auf die Rückenlehne des Throns gekrochen.
    Nein, nein, nein, nein …
    Aus weiter Ferne hörte ich meinen Vater und Bran. Ich glaubte, irgendwo Michel schreien zu hören, doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Es war zu spät. Meine Arme gaben nach.
    Plötzlich öffnete sich eine dunkle Tür in mir: ein geheimer Ort, der Ort, an den ich mich als Kind immer geflüchtet hatte, wenn alles zu viel wurde. Dort war es friedlich und still. Dort konnte mich nichts und niemand erreichen. Die Bisse, die blutenden Wunden – das geschah jemand anderem, nicht mir. Nicht mir.
    Die Dunkelheit hieß mich mit offenen Armen willkommen.
    * * *
    »Schhh. Ich hab dich«, sagte eine Stimme, die mich aus der Dunkelheit holte. »Du brauchst nicht mehr zu weinen.«
    Hände hoben mich vorsichtig hoch.
    Durch meinen Körper pulsierte ein entsetzlicher, brennender Schmerz. Der Geruch von Blut hing wie Morgennebel in der Luft und traf bei jedem Atemzug meine Kehle.
    Mein Kopf fiel zurück, dann öffnete ich die Augen.
    Ich sah Sebastians Gesicht vor mir. Er war real und warm und wunderschön. Seine Augen schimmerten wie Silber. Er stand aufrecht da und hielt mich in seinen Armen.
    »Passiert das wirklich?«, flüsterte ich, als er von der Plattform mit dem Thron herunterstieg.
    »Ja.« Ein Wort. Ein kurzes, vergängliches Wort und doch so bedrohlich. Seine Aufmerksamkeit war nicht auf mich, sondern auf etwas anderes gerichtet. Er trat etwas mit dem Fuß von der Plattform. Das goldene Armband rollte klirrend davon. Ich ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken, als er vom Wagen sprang und mich mühelos durch das Schlachtgewühl trug.
    Metamorphe und Revenants fielen mit hervortretenden Augen zu Boden, als wir vorbeigingen. Wie die Fliegen fielen sie um, ein Meer aus Monstern, das sich für Sebastian teilte, als wäre er der Tod persönlich und würde sich seinen Weg freiräumen. Du träumst, dachte ich, während ich versuchte, nicht ohnmächtig zu werden.
    Einige Meter von uns entfernt sah ich Michel. Er war gerade dabei, seinem Gegner, den ich nicht sehen konnte, den Gnadenstoß zu geben. Dann blieb er stehen, keuchend und blutverschmiert, und starrte Sebastian entsetzt an. Sein Gesicht wurde

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