Dein Herz will ich erobern
sicher zu sein, selbst wenn es etwas so Triviales war. „Wirklich.“
Sie gab vor, eine Nachrichtensprecherin zu sein, hielt sich die Gabel wie ein Mikrofon vor den Mund und erklärte: „Und damit haben wir einen Durchbruch erreicht.“ Eifrig fragte sie: „Fällt Ihnen sonst noch was ein? Zum Beispiel, ob Sie noch jemanden gerettet haben?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nicht mal erinnern, Sie gerettet zu haben.“
„Das haben Sie aber. Wie ein kanadischer Mountie.“ Sie befanden sich nahe der Grenze. Vielleicht war er Kanadier und auf Urlaub in den Staaten. „Sie haben den Typ aus dem Auto gezerrt, als wäre er eine Marionette anstatt ein stämmiges Schwein. Er sah total verängstigt aus, obwohl er ein Messer hatte und Sie unbewaffnet waren.“
Ihre Worte wirkten auf ihn, als spräche sie von jemand anderem. „Habe ich ihn geschlagen?“
Sie lachte. „Und wie! Er würde jetzt im Gefängnis seine Wunden lecken, wenn sein Kumpel nicht aus dem Hinterhalt aufgetaucht wäre.“ Sanft fügte sie hinzu: „Und Sie hätten Ihr Gedächtnis noch. Es tut mir wirklich sehr Leid.“
„Es ist nicht Ihre Schuld.“
„Ich hätte nicht in der Gasse anhalten sollen. Aber ich wollte vermeiden, in den Stau bei der Baustelle zu kommen.“
„Das ist verständlich.“ Er beugte sich über den Tisch und räumte die leeren Teller zusammen.
Lächelnd sah sie ihm zu. „Waschen Sie etwa auch ab?“
Ihm wurde bewusst, dass er ganz automatisch das Geschirr zur Spüle trug, als wäre er darauf programmiert. „Anscheinend.“
Es bestärkte ihre Überzeugung, dass er ledig sein musste. „Tja, mit oder ohne Gedächtnis, Sie werden nicht lange auf dem JunggesellenMarkt bleiben. Sie kochen, räumen auf und bringen sich in Gefahr, um andere zu retten. Die meisten Frauen träumen jede Nacht davon, jemanden wie Sie kennen zu lernen.“
Er drehte sich zu ihr um. „Tun Sie es?“
„Ich bin nicht wie die meisten Frauen.“ Sie stand auf, räumte die Servietten zusammen und mied bewusst seinen Blick. „Außerdem bin ich zu beschäftigt.“
„Womit denn? Abgesehen davon, dass Sie Taxi fahren.“
„Ach, das tue ich nur vorübergehend – und um Kevin auszuhelfen, wenn sich einer seiner regulären Fahrer krank meldet. Wie heute.“ Sie holte sich ein Tuch und wischte den Tisch ab. „Bis vor ein paar Wochen habe ich studiert.“
Er öffnete den Schrank unter der Spüle und fand das Geschirrspülmittel. „Und was ist vor ein paar Wochen passiert?“
„Da habe ich die theoretische Prüfung zur Krankenschwester abgelegt.“ Erneut trat dieser seltsame Ausdruck in seine Augen – so als sähe er ein Teil des Puzzles vorbeiziehen und suchte es einzufangen. „Was ist? Haben Sie auch gerade eine Prüfung abgelegt?“
„Nein.“ Das Wort löste keine Assoziation aus. „Es geht irgendwie um Krankenschwestern oder Krankenpflege.“
„Sind Sie vielleicht Pfleger?“ Als er nicht reagierte, vermutete sie: „Sie wollen eine Krankenschwester.“
„Nein“, entgegnete er, doch er meinte es nicht so. Er blickte sie an und spürte eine Regung, die definitiv mit dem Wort wollen zu tun hatte. „Das heißt, nicht direkt.“
Warum bekam sie weiche Knie, obwohl er der Verletzte war? „Ich wasche lieber ab, und Sie setzen sich. Immerhin haben Sie gekocht.“ Sie schob ihn zum Stuhl.
„Und Sie sind schon zu lange auf den Beinen.“
„Beim Essen habe ich gesessen“, widersprach er.
Was immer ihm sonst fehlen mochte, seine starrsinnige Ader war offensichtlich intakt. Sie schob ihm den Stuhl zu. „Hören Sie auf mich. Schließlich bin ich diejenige hier, die vom Fach ist. Zumindest glaube ich, dass ich die Einzige bin.“
Luc ignorierte den Stuhl. „Wie meinen Sie das?“
„Dass Sie Arzt sein könnten.“ Sie musterte ihn und versuchte abzuschätzen, für welche Branche er sich entschieden haben könnte. Da sie nur auf ihren Instinkt zurückgreifen konnte, ließ sie ihrer Fantasie freien Lauf. „Oder Sie könnten ein Postbote auf Urlaub sein, ein verkappter Millionär, ein Meuchelmörder der CIA…“
Lachend über die Absurdität der letzen Vermutung verstummte sie.
Der Klang wirkte auf ihn wie ein Sonnenstrahl inmitten von Finsternis.
Unwillkürlich grinste er. „Das bedeutet wohl, dass wir die letzte Möglichkeit streichen können.“
„Tut mir Leid, aber Sie sehen einfach nicht wie ein Killer aus. Sie wirken zu sauber, auch wenn…“ Sie presste die Lippen zusammen. Wann würde sie endlich lernen, erst
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