Dein Herz will ich erobern
Reihe und hatte die Untersuchung bald hinter sich.
Und was dann?
Diese Frage ging ihr im Kopf herum, während sie das Taxi in eine kleine Parklücke lenkte.
Und dann sehen wir weiter, sagte sie sich. Vielleicht kehrte sein Gedächtnis ja zurück, noch bevor er das Krankenhaus wieder verließ.
„Wir sind da“, verkündete sie, als er sich nicht vom Sitz rührte.
Er stieg aus und blickte sich um. „Sollten wir nicht vorn reingehen?“
Sie hatte neben dem Hintereingang geparkt, der den Ambulanzen und dem Personal vorbehalten war. „Hier geht es schneller.“
Sie führte Luc durch die elektronisch gesteuerte Schiebetür und eilte weiter. Die Sprechstundenhilfe am Empfang blickte ob der Störung ein wenig verärgert von ihrem Schreibtisch auf.
„Ist Jimmy in der Nähe, Julie?“
Die junge Frau brauchte einige Sekunden, bis sie Alison erkannte und lächelte.
„Sicher. Im Aufenthaltsraum. Es ist sehr ruhig momentan.“
„Jetzt nicht mehr“, murmelte Alison und blickte über die Schulter zurück, als ihr bewusst wurde, dass Luc nicht mehr an ihrer Seite war. Sie hatte ihn am Eingang verloren. Zwei Krankenschwestern hatten sich vor ihm aufgebaut und fragten ihn offensichtlich nach seinem Anliegen. Vermutlich suchten sie ihm dabei auch persönliche Informationen zu entlocken.
Da habt ihr kein Glück, Mädchen.
Nicht, dass Alison es ihnen verdenken konnte. Luc war eindeutig nett anzusehen.
Sogar mehr als nett, entschied sie, während sie zu ihm zurückging. Sie stellte sich zwischen ihn und die Krankenschwestern, von denen ihr eine bekannt war.
„Hallo, Grace, ich suche Jimmy.“
„Im Aufenthaltsraum.“ Grace würdigte sie kaum eines Blickes und wandte sich sogleich wieder an Luc. „Können wir irgendwas für Sie tun?“
„Nein danke“, sagte Alison, bevor er antworten konnte, und zog ihn am Arm mit sich.
Er lächelte unwillkürlich. „Sind die Schwestern hier immer so nett?“
Sie zog ihn einen renovierungsbedürftigen Korridor entlang. Die Wandfarbe war an zahlreichen Stellen gerissen und abgeblättert. „Normalerweise haben sie keine Zeit, so nett zu sein. Anscheinend haben Sie sich einen günstigen Augenblick ausgesucht, um überfallen zu werden.“
„Ich bezweifle, dass es einen günstigen Augenblick dafür gibt“, wandte er ein.
Sie öffnete schnell die Tür zum Aufenthaltsraum und rief: „Jimmy?“
Luc erkannte Jimmy auf Anhieb unter den grün gekleideten Männern, die in dem kleinen, stickigen Raum saßen – auf Grund der frappierenden Ähnlichkeit mit Alison. Beide hatten kastanienbraune Haare, ausdrucksvolle blaue Augen und ein Grübchen in der rechten Wange.
Allerdings wirkte Jimmy momentan wesentlich gelassener als Alison.
Er wandte sich halb von der Sendung ab, die er in einem kleinen, alten Fernseher verfolgt hatte, und lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück. „Hey, Aly, was liegt an? Ich dachte, du fährst heute Taxi.“
„Das habe ich auch. Bis sich zwei Typen das Fahrgeld geschnappt haben.“
Jimmys Miene wurde abrupt ernst. Er sprang auf und stürmte zu ihr. „Bist du verletzt?“ fragte er und musterte sie eingehend, während er ihr über die Arme strich.
„Nein, aber ich wäre es wahrscheinlich, wenn er mir nicht zu Hilfe gekommen wäre.“
Nun erst wurde Jimmy bewusst, dass sie nicht allein gekommen war. Er war es nicht gewohnt, sie mit einem Mann zu sehen. Nicht seit ihrer Scheidung.
„Das ist Luc. Luc, mein Bruder Jimmy Quintano.“
Die anderen Männer im Raum taten mit ihren Blicken stumm ihre Anteilnahme kund, ohne sich aufzudrängen.
Jimmy nahm Lucs Hände. „He, Mann, danke.“ Mit gerunzelter Stirn hakte er nach: „Ich habe Ihren Nachnamen nicht verstanden. Luc und wie weiter?“
„Das ist zum Teil der Grund, aus dem wir hier sind“, sagte Alison.
„Das verstehe ich nicht.“
Bevor Luc sich zu Wort melden konnte, berichtete sie Jimmy von den Vorfällen und schloss: „Als er wieder zu sich kam, wusste er nicht, wo er ist – und wer.“
„Und ich nehme an, die Diebe haben seinen Ausweis entwendet.“
Sie nickte. „Sie haben seine Taschen total ausgeräumt und auch seinen Koffer geklaut.“
Jimmy hörte den verzweifelten Unterton in ihrer Stimme. „Entschuldigen Sie uns einen Moment“, sagte er zu Luc und nahm sie beiseite. „Dich trifft keine Schuld, das weißt du hoffentlich.“
Sie wusste durchaus zu schätzen, dass er sie zu beruhigen suchte, aber sie übernahm stets bereitwillig die Verantwortung für ihr Verhalten. „Er
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