Dein Herzensprinz Prinzessin
nichts von dem, was sie sagt oder tut, überraschen. Trotzdem gelingt es ihr immer wieder.
»Grandmère«, sage ich. Ich bin sauer. Richtig sauer. Hier geht es nicht um irgendeinen x-beliebigen Exfreund. Es geht um Michael. »Das kannst du nicht machen. Du kannst Menschen nicht einfach so für deine Zwecke benutzen.«
»Sei nicht albern, Kind. Du willst doch auch, dass dein Vater die Wahl gewinnt, oder? Ich dachte, ich hätte dir überzeugend dargelegt, weshalb wir dringend einen dieser Apparate benötigen. Wenn du gleich auf mich gehört und den Jungen gefragt hättest, hätte ich ihm und seiner unerträglichen Schwester keine Einladung schicken müssen, und du wärst nicht in die zugegebenermaßen unangenehme Situation gekommen, morgen Abend auf deiner Geburtstagsparty vor den Augen deines aktuellen Liebhabers höfliche Konversation mit deinem abgelegten Liebhaber machen zu müssen.«
»Abgelegter...?!« Ich bin total sauer. Ein Rudel pubertierender Jungs rollt auf Skateboards an mir vorbei. Ich beobachte,
wie einer von ihnen auf einer Betonschwelle, die genau zu diesem Zweck in den Weg eingelassen wurde, vom Brett geschleudert wird und hinknallt. Ich weiß genau, wie er sich fühlt. »Grandmère, Michael war niemals mein Liebhaber. Dieser Begriff erweckt fälschlicherweise den Eindruck, wir hätten miteinander...«
»Paolo! Was habe ich gesagt? Nicht so viel Haarspray! Wollen Sie mich vergiften? Sehen Sie sich den armen Rommel an, er hyperventiliert schon fast. So ein Hund hat doch viel kleinere Lungen als ein Mensch!« Grandmères Stimme wird mal leiser, dann wieder lauter. »Aber der eigentliche Grund meines Anrufs ist ein anderer, Amelia. Es geht um dein Kleid für morgen Abend. Chanel wird es morgen früh liefern. Sei so gut und sag deiner Mutter, sie soll zu Hause sein und es entgegennehmen. Das bedeutet, dass sie ausnahmsweise mal nicht in ihr kleines Kunstatelier kann. Meinst du, das schafft sie, oder ist das zu viel Verantwortung für sie? Nein, sag nichts, ich kenne die Antwort …«
Es tutet in meinem Handy. Das ist Tina!
»Grandmère. Die Sache ist noch nicht geklärt«, informiere ich sie. »Wir reden da später noch mal drüber, aber jetzt muss ich Schluss machen...«
»Wage es nicht, jetzt aufzulegen, junge Dame. Wir haben noch nicht besprochen, wie wir uns verhalten sollen, wenn die Damen von Domina Rei dir morgen eine Mitgliedschaft in ihrem Netzwerk anbieten, was sie - wie du weißt - höchstwahrscheinlich tun werden. Du...«
Ich weiß, dass es unhöflich ist, aber ich habe die Schnauze voll. Dreißig Sekunden mit Grandmère reichen mir vollkommen aus.
»Bis dann, Grandmère«, sage ich und schalte zu Tina rüber. Mit Grandmères Zorn setze ich mich ein anderes Mal auseinander.
»Mia!!«, kreischt Tina, als ich drangehe. »Wo steckst du?«
»Im Washington Square Park«, sage ich. »Ich sitze auf einer Bank, nachdem ich mich gerade mit Michael getroffen und ihm heißen Kakao über seine Jeans geschüttet hab. Wir haben uns zum Abschied umarmt. Ich habe an ihm gerochen.«
»Du hast ihm heißen Kakao über die Jeans geschüttet?«, Tina klingt verwirrt. »Du hast an ihm gerochen ?«
»Ja.« Die Skateboarder versuchen, sich mit ihren Sprüngen zu überbieten, landen dabei aber meistens auf der Fresse. Lars beobachtet sie mit einem leichten Lächeln. Hoffentlich kommt er nicht auf die Idee, sie zu fragen, ob sie ihm mal kurz ein Brett borgen, damit er ihnen zeigen kann, wie es richtig geht. »Und er hat sehr, sehr gut gerochen.«
Tina braucht ein paar Sekunden, um diese Information zu verarbeiten.
»Mia?«, fragt sie dann. »Hat Michael etwa besser gerochen als JP?«
»Ja«, sage ich kleinlaut. »Aber ich fand immer schon, dass er besser riecht. JP riecht nach Waschmittel.«
»Ich dachte, du hättest ihm ein Eau de Cologne gekauft?«
»Hab ich auch. Es hat nichts genützt.«
»Ich muss mit dir reden«, sagt Tina. »Am besten kommst du gleich zu mir.«
»Ich kann nicht«, sage ich. »Ich muss mit meinen Großeltern in den Zoo im Central Park.«
»Dann treffen wir uns dort«, beschließt Tina. »Ich komme in den Zoo.«
»Tina?«, frage ich. »Was ist los? Was kann denn so wichtig sein, dass du es mir nicht übers Telefon sagen kannst?«
»Du weißt, worum es geht«, sagt sie verschwörerisch.
Sie irrt sich. Ich habe keine Ahnung!
Aber es muss etwas ziemlich Schlimmes sein, wenn sie solche Angst davor hat, es könnte durch eine Abhöraktion an die Presse gelangen und dazu führen,
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