Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
Gaunern rumspielen, beschließt dann, dass sie doch zu schlimme Finger sind, und will, dass er nach Hause kommt. Warum hat er das nicht selbst geklärt?«
»Er will nicht, dass die Connection zum Teufel geht«, sagt Rourke, als wäre er begierig, wirklich alles auszuplaudern, solange er noch kann. »Er will nur, dass Ronan da aussteigt.«
»Aber Ronan amüsiert sich einfach zu gut dabei?«
Rourke blickt zu Boden. »Er ist durchgeknallt. Ich habe ihn nicht unter Kontrolle. Er gibt Befehle, und die Leute befolgen sie. Er ist bloß ein Junge, und diese Ärsche tun alles, was er sagt. Er befahl einem seiner Schläger, die Hand einer Vietnamesin in kochendes Öl zu stecken. Briet sie runter bis auf die Knochen. Brannte ein Haus in Bransholme nieder, wo angeblich jemand eine kleine Cannabisplantage betrieb. Er ist irre. Übergeschnappt. Bedroht uns. Bedroht die verdammten Cops. Und jetzt hat er auch noch seinen Onkel mit reingezogen …«
»Haben Sie den Molotowcocktail geworfen, Rourke?«
Rourke verstummt. Wendet den Blick ab.
»Ich habe in seinem Telefon nachgesehen, als er unter der Dusche stand. Es war eine Nachricht von seinem Kontaktmann drauf. Eine Mitteilung, dass das Lagerhaus beobachtet würde. Sie wollten, dass Ronan den Cops eine Lektion erteilte. Ich übernahm das. Rief ein paar Freunde an. Erledigte die Sache mit dem Lagerhaus für ihn.«
»Und die Benzinbombe?«
Rourke nickt. »Ich und ein Kumpel.« Er blickt auf und spricht schneller. »Wir wollten nie, dass jemand verletzt wird, das müssen Sie mir glauben. Wir warfen sie so weit wir konnten. Wollten bloß zeigen, dass etwas unternommen wurde. Dann war Ronan aus der Sache raus, und niemand würde verletzt. Sagen Sie – was hätte ich denn tun sollen? Pepe bittet mich, seinen Jungen zu beschützen, und schon stecke ich mitten in dieser ganzen Scheiße …«
Rourke verstummt. Schließt die Augen. Er wirkt müde, alt. Wie ein Mann, der von zu vielen Seiten unter Druck gesetzt wird.
»Wie kamen Ihre Fingerabdrücke auf die Flasche?«
»Ich trug Handschuhe, aber die Flasche, die wir benutzten …«
»Ja?«
»Eine von meinen«, fügt er kopfschüttelnd hinzu. »Ich bin so ein blöder Hund.«
»Der Wagen, den Sie fuhren?«
»Gehört Ronan. Er kurvt durch die Gegend wie ein Rockstar.«
Ray kratzt sich nachdenklich am Kinn. »Ich wette, Ronan war nicht gerade erfreut.«
»Drohte mir mit seinem Onkel. Und seinen neuen Kumpels.«
Ray nickt leicht. »Und Noye?«
»Er weiß, dass ich mein Möglichstes getan habe.«
»Die Drogenkontakte? Namen?«
Rourke zuckt die Achseln. »Keinen blassen Schimmer.«
Sie stehen sich eine ganze Weile gegenüber und mustern einander.
Rourke, gebrochen und beschämt, bringt es nicht einmal fertig, den Kopf zu heben, als er fragt, ob er jetzt seine Hunde haben darf.
Ray wirft ihm einen stechenden Blick zu. Wendet sich zu Tanner. »Geben Sie ihm die Mistviecher.«
Er lehnt sich an die Seite des Transporters. Hört, wie das Gebell an Lautstärke zunimmt, und muss ein Grinsen unterdrücken, als er den dunkelhäutigen, unbezwinglichen Rom auf den Knien liegen sieht, während er die Arme um die Hälse zweier leicht erregbarer, sabbernder Hunde legt und weint.
Rourke fängt seinen Blick auf.
»Hätten Sie’s getan? Auf den Abzug gedrückt?«
Zum ersten Mal ist Rays Lächeln echt.
»Könnte ich immer noch.«
Kapitel 29
Suzie wünscht sich, sie hätte eine Sucht.
Wünscht, dass Alkohol oder Zigaretten oder eine verdammte Nadel in der Vene ihr auch nur eine Spur von Trost oder Erleichterung bringen würde. Sie hat nichts. Keine chemische Krücke. Keine Ahnung, wie sie sich selbst Linderung verschaffen soll.
»Tief atmen, Suzie, tief atmen …«
Halbherzig schlägt sie nach dem Beifahrersitz – ein Rückhandschlag, der Simon zum Lachen gebracht hätte, hätte er ihn denn abbekommen.
»Alles Blödsinn.«
Sie verzieht höhnisch das Gesicht. Lässt den Kopf auf die Brust sinken. Begreift, dass all ihre Vorstellungen von Frieden klischeehaft sind. Will einfach die Augen schließen und tiefe, reinigende Atemzüge tun, weiß aber, dass sie sich dann keinen Deut besser fühlen wird als jetzt: hohläugig und verweint in die hereinbrechende Dunkelheit starrend, während ihre Finger sich um das Lenkrad klammern wie Efeu um einen Baumstamm.
Es geht auf zehn Uhr abends zu. Sie weiß nicht, warum sie hierhergefahren ist, zum Parkplatz Coniston. Weiß nicht, was sie damit erreichen will. Sehen. Fühlen. Es bringt ihr
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