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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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ungewöhnlich diplomatisch aus. Er weiß, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, Pharaoh zu kritisieren. Ihr ist gerade von ein paar Rottweilern die Kehle zerfetzt worden, und das verschafft ihr bei der Truppe einen Bonus. Er hat beschlossen, sich verständnisvoll zu geben, zumindest bis Russell seine Karten auf den Tisch gelegt hat.
    »Die Anordnung kam von ganz oben, Aidy. Ich glaube nicht, dass sie die Sache an sich reißen wollte. Und du hast dieses Jahr schon reichlich Erfolge vorzuweisen, wenn man der Hull Daily Mail glauben darf.«
    Russell nickt missgünstig. »Ja, wir haben ein paarmal gewonnen.«
    »Wir bringen die Sache wieder auf Kurs«, sagt Ray. »Shaz und ich.«
    Russell trinkt einen Schluck von seinem zweiten Glas Bitter. »Du bist ein Glückspilz, dass du Shaz als Spielgefährtin hast.«
    »Sie hat Glück, dass sie mit mir spielen darf«, meint Ray, während er an seinem Wein nippt. Lager trinkt er am Abend.
    Russell wartet auf schlüpfrigere Details, aber als nichts kommt, greift er wieder zu seinem Glas. »Hätte von Anfang an uns gehört«, wiederholt er. »Es hätte nie so weit kommen dürfen.«
    Ray nickt zustimmend. Hat Verstand genug, den Mund zu halten. Bohrt sich lediglich mit der Zunge zwischen den Backenzähnen herum und überlegt, ob es zu dreist wäre, die Getränke für den älteren Beamten auf Spesen zu buchen. Er lässt ihn reden. Drängt nicht. Bleibt geduldig.
    »Es ist ja nicht so, dass ich alles an mich reißen möchte«, sagt Russell leicht bockig. »Es ist nur, dass uns niemand gefragt hat. Wir sind schließlich die verdammten Experten …«
    Die Grenzen zwischen den Rollen und Zuständigkeiten der einzelnen Einheiten der Kripo von Humberside verschwimmen, als wären sie in Wasser gekratzt. Für jede spezielle Aufgabe gibt es ein anderes Team, das sich besser qualifiziert fühlt. Bei jedem Fall, der einer bestimmten Einheit übertragen wird, gibt es ein Dutzend schlechtgelaunte Beamte, die glauben, das Verbrechen falle eigentlich in ihren Bereich. Das Drogendezernat weiß nicht so recht, wie es zum Team Kapital & Organisiert stehen soll. Ihre Pflichten überlappen sich ständig, aber selten so, dass irgendjemand damit zufrieden wäre. Die verpatzte Razzia auf die Cannabispflanzung am St. Andrew’s Quay hat den Beamten des Drogendezernats das Gefühl der Überlegenheit gegeben. Sie denken, man hätte die Verantwortung ihnen übertragen sollen – statt sie in eine periphere Rolle abzudrängen. Und ihr Chef Adrian Russell macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne behilflich gewesen wäre, hätte man ihn nur gefragt.
    Trotz seines Rangs ist Russell bei der Kripo insgesamt weder beliebt, noch vertraut man ihm. Er ist einer der wenigen Überlebenden der alten Truppe, die die Untersuchung der Innenrevision zu der unter Doug Roper blühenden Korruption überstanden haben. Niemand versteht so richtig, wie er sich da durchwinden konnte – ja sogar befördert wurde und jetzt eine ruhige Kugel als Leiter einer publicityträchtigen Abteilung schiebt. Die einhellige Meinung lautet, dass er Freunde in üblen Kreisen hat.
    Ray betrachtet ihn. Russell trägt Uniform. Zwar ist er eigentlich einer der ranghöchsten Zivilbeamten, aber heute ist er zu einem Treffen mit ein paar lokalen Honoratioren ins Hauptquartier bestellt worden und musste sich in Schale werfen. Er und Ray kennen sich seit zehn Jahren, als beide unfreiwillig an einer Schulung zur Öffentlichkeitsarbeit teilnahmen. Sie äußerten ihre Verachtung während des zweitägigen Seminars so unüberhörbar, dass sie dem Schulungsleiter auch gleich hätten ans Bein pinkeln können. Sie verstanden sich auf Anhieb. Entdeckten genügend Gemeinsamkeiten, um eine lauwarme Freundschaft auf der Basis von Bier, Fußball und tiefschürfenden Diskussionen über Brüste aufzubauen. Es war Russell gewesen, der vorschlug, Ray an Bord zu holen, als es um die Gründung der Abteilung Kapitalverbrechen und organisierte Kriminalität ging. Manchmal fragte sich Ray, ob es gerade Russells Empfehlung war, die ihn die leitende Position kostete und zu Pharaohs Zweitbesetzung degradierte.
    »Sie hätten doch nur fragen müssen …«, sagt Russell noch einmal und wendet den Kopf ab. Es gab einmal eine Zeit, da hätte diese Bewegung Wellen durch sein fleischiges Gesicht schwabbeln lassen. Heute ist er schlanker und präsentabler. Als Ray ihm das erste Mal begegnete, quoll ihm die Wampe aus dem beigen Anzug, und auf seinem Gesicht mit dem mächtigen

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