Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
nützlichen Hinweise auf Plantagen gibt, die du auffliegen lassen darfst, sagt dir jetzt auch, wen du einschüchtern sollst? Zum Teufel noch mal, Aidy, das ist genauso, als würdest du auf ihrer Lohnliste stehen. Was haben sie dir gesagt?«
Russell senkt den Blick auf die Abzeichen an seinem Arm. Die Streifen auf seiner Uniform, die ihm sagen, dass er ein sehr ranghoher Polizist ist. »Lediglich dass es lohnend wäre, sich Alan Rourke mal näher anzusehen. Dass wir noch ein paar Anrufe und Razzien mehr geliefert kriegen, wenn wir Druck auf ihn ausüben. Da wohnt so ein junger Bursche bei ihm. Die Stimme am Telefon sagte, wir sollen ihn in Ruhe lassen. Den Teenager. Wir sollten Rourke daran erinnern, dass er nicht der Vater des Jungen ist und dass der Bursche Freunde hat.«
Ray stößt sich vom Tisch ab. Er ist immer angepisst. Immer aggressiv. Kann sich nicht lange zurückhalten. Gerade jetzt hat er allergrößte Mühe damit.
»Du könntest ebenso gut auf ihrer Lohnliste stehen.«
Russell läuft rot an. »Wie kann ich für jemanden arbeiten, wenn ich gar nicht weiß, wer er ist? Es war die richtige Entscheidung. Eine professionelle Entscheidung. Ich habe eine Nachricht weitergegeben, Rourke die Leviten gelesen, und die Anrufe kamen wieder.«
Ray hört nicht zu. »Der Junge«, sagt er. »Es ist derselbe. Der, der die Hunde auf Pharaoh gehetzt hat. Ja?«
Russell nickt. Trinkt einen Schluck Bier. »Sobald ich die Beschreibung und Rourkes Namen sah, beschloss ich, dich anzurufen. Du bist mir nur zuvorgekommen. Ich hätte mich bei dir gemeldet, Col. Jetzt, wo du dich um die Sache kümmerst, kommen wir endlich wieder voran.«
Ray kippelt den Stuhl nach hinten. »Wie hat Rourke reagiert, als du ihn besucht hast? Was hatte er zu sagen?«
»Hat mir mehr oder weniger ins Gesicht gelacht«, antwortet der andere. »Hatte keine Angst. Zuckte nicht mal mit der Wimper.«
»Und der Junge? Hast du ihn gesehen?«
»Er tauchte gerade auf, als ich ging. Stieg aus einem protzigen Allrad, als hätte er im Lotto gewonnen oder wäre dieser Scheiß-Wayne-Rooney.«
Ray leert sein Glas. Er hält Russells Blick fest. Der ältere Beamte sieht als Erster weg.
»Ich weiß, warum du Pharaoh nicht gesagt hast, was mit den Vietnamesen los ist«, sagt Ray sanft. »Weil du nicht viel zu sagen hattest, ohne wie der miese Handlanger von ein paar Drogendealern dazustehen. Ich verstehe sogar, warum du Rourke aufgesucht hast. Was ich nicht kapiere, Aidy, ist, dass du anscheinend nicht begreifst, was da vor sich geht.«
Russell verengt die Augen. »Dann schieß mal los, du Klugscheißer.«
»Der Junge ist die verdammte Hauptfigur. Der Teenager. Er ist es, der für deine Freunde am anderen Ende der Leitung so wertvoll ist. Rourke steckt bis zur Halskrause mit drin, aber er überschreitet seine Grenzen. Der Junge ist der mit den Verbindungen. Es sind seine Ziggy-Connections, die deinen Freunden Kopfzerbrechen bereiten.«
Russell wirkt nicht überzeugt. »Du kannst nichts von dem ganzen Scheiß beweisen.«
»Ich muss es nur wissen, nicht beweisen«, sagt Ray und kippt den Stuhl zurück auf alle vier Beine.
»Was hast du vor?«, fragt Russell, sieht auf die Uhr und kommt offenbar zu dem Schluss, dass vier Gläser Bier genug sind. »Der Junge hat Vorrang, ja?«
»Er hat die Hunde auf Pharaoh gehetzt. Wir wollen ihn haben. Aber wir wollen auch wissen, was in seinem Kopf steckt. Es hängt alles zusammen. Ich kriege noch eine Scheiß-Migräne davon …«
Russell grinst, und die Spannungen zwischen ihnen scheinen sich aufzulösen. Sie sind vom alten Schlag. Ray würde nicht im Traum daran denken, einen anderen Beamten hinzuhängen. Aber er weiß, wann er ein nützliches Ass im Ärmel hat.
»Wenn du den nächsten Anruf von deinen Freunden bekommst …«
Russells Miene verzieht sich wieder mürrisch.
»Sprich weiter.«
»Ich will bei der Razzia dabei sein. Ich will mit jedem sprechen, den du festnimmst.«
Russell scheint darüber nachzudenken. Nickt kurz. »Könnte früher sein, als du denkst. Es ist schon ein paar Tage her, dass …«
»Egal wann. Ich habe nicht vor, viel zu schlafen.«
»Wie sieht dein Plan aus?«
Ray lächelt verhalten und holt sein Handy aus der Tasche. Mit langen, nikotingelben Fingern tippt er eine Nummer ein.
»Shaz? Auf wem auch immer du gerade draufliegst, wälz dich von ihm runter und schwing dich in den Wagen. Wir machen Urlaub, Süße. Besuchen ein paar hübsche kleine Zeltplätze.«
Am anderen Ende der
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