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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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geschwärzte Haut.
    Mit grauem Gesicht wendet sie sich zurück zur Tür. Dort steht Colin Ray, und er lächelt nicht mehr.
    »Pharaos Informantin«, sagt Tremberg durch die Galle, die ihr in der Kehle aufsteigt. »Die in McAvoy verknallt war.«
    Ray verzieht finster das Gesicht. Wendet sich ab.
    Tremberg streicht Leanne die Haare aus dem Gesicht. Spürt, wie die große, muskulöse Frau erzittert und zurückzuckt. Ihre Augen flackern auf und zu. Tremberg muss ihr das Ohr ganz nahe an die Lippen legen, um verstehen zu können, was sie sagt.
    »Shaun – ist er in Ordnung? Shaun? Sie wollten es mir nicht sagen. Fragten immer wieder, wo er ist, und lachten dann, wenn ich sagte, ich wisse es nicht.«
    Tremberg spürt, wie ihr unwillkürlich die Tränen in die Augen steigen.
    Sie fragt sich, wer diesem gefolterten, gebrochenen Geschöpf sagen wird, dass der Mann, den sie schützen wollte, bereits tot war. Dass man an ihr bloß geübt hat, so zum Vergnügen.

Kapitel 22
    Die Reporterin ist in den Dreißigern und so farblos wie ein Käsesandwich. Sie hat braune Haare. Ihre Brille und der wasserfeste Mantel sind keine modischen, von einem Sponsor gestellten Modelle. Sie ist BBC bis auf die Knochen.
    Helen Tremberg bemüht sich, keine Soße von ihrem Specksandwich tropfen zu lassen, während sie in der Kantine die Nachrichten sieht.
    Ein heftiger, böiger Wind peitscht den Regen gegen die Reporterin, und sie zuckt leicht zusammen, während sie in die Kamera spricht.
    »Ich stehe auf der Division Road, ganz in der Nähe der Hessle Road im Westen der Stadt, wo die Anwohner heute Morgen Zeugen der jüngsten Razzia der Polizei von Humberside wurden. Ein Dutzend Beamte des Drogendezernats stürmte, unterstützt von einem Hubschrauber, wie es heißt, das Haus, das Sie hinter mir sehen, und beschlagnahmte Hunderte von Cannabispflanzen und die zu ihrem Anbau benutzte Ausrüstung. Berichten zufolge wurde eine verdächtige Person direkt in medizinische Obhut überstellt, die Ursache ihrer Verletzungen ist unklar.
    Neben mir steht Detective Superintendent Adrian Russell, der Leiter dieser außergewöhnlich erfolgreichen Operation.«
    Tremberg beißt von ihrem Sandwich ab und sieht zu, wie der ältere Beamte ins Bild kommt. Er hat sich einen Mantel übergezogen und versucht, seine Haare zu glätten, aber seine ungesunde Gesichtsfarbe und die fahrigen Hände verraten sein Unbehagen.
    Tremberg schlingt ihren Lunch in zwei weiteren Bissen hinunter, während die Reporterin eine Reihe langweiliger Fragen stellt und Russell sie blutleer beantwortet.
    Sie versucht, nichts zu verpassen. Sich darauf zu konzentrieren, was er erzählt.
    »Es ist noch zu früh, zu sagen, ob diese Plantage Teil einer größeren kriminellen Organisation war, aber wir haben einen wichtigen Erfolg erzielt. Die Drogen hätten auf der Straße einen Wert von Hunderttausenden von Pfund erzielt. Wir haben in dreizehn Räumen dieses verlassenen Hauses Sämlinge und Pflanzen und eine komplizierte Anlage zu ihrem Anbau entdeckt. Die Korridore zwischen den Zimmern waren durchzogen von elektrischen Leitungen und Rohren mit Ventilatoren, um den Geruch der Pflanzen abzuleiten. Die Energie zur Beheizung stammte von einem Generator, der eigens umgebaut wurde, um besonders lautlos zu arbeiten. Der vordere Teil des Anwesens wirkte dabei vollkommen baufällig …«
    Die Reporterin unterbricht ihn, um die Frage zu stellen, auf die es ankommt.
    »Wer sind die beiden Männer, die Sie verhaftet haben?«
    Russell sieht aus, als müsste er sich übergeben. »Ich kann nur sagen, dass ein fünfzehnjähriger Jugendlicher und ein dreißig Jahre alter Mann, beide vermutlich vietnamesischer Abstammung, festgenommen wurden und gegenwärtig von erfahrenen Beamten vernommen werden.«
    Tremberg lächelt in sich hinein. Wischt sich mit der Serviette das Gesicht ab. Sie lässt sich gerne als erfahrene Beamtin bezeichnen.
    Sie wirft die Serviette in den Papierkorb, schiebt sich durch die Schwingtüren der Kantine und geht zum Verhörraum. Sie war froh gewesen über diese Lunchpause mitten am Nachmittag. Langsam machte sie sich nämlich Sorgen, dass die Ader an Colin Rays Stirn platzen könnte. Der Mann hat echte Probleme mit der Vorstellung, dass manche Leute nicht fließend Englisch sprechen. Man hat immer den Eindruck, als wollte er sich gleich über den Tisch werfen und jemandem ernsthaft weh tun.
    Als sie sich den Arrestzellen nähert, fliegt krachend eine der Türen auf, und Colin Ray stampft

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