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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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holen beinahe synchron Luft.
    »Das Haus ist sehr hübsch innen«, sagt Pharaoh, um das Schweigen zu brechen.
    Er sieht das Magazin noch einmal durch. Überblättert ein Feature über einen aufstrebenden Pokerspieler und einen sechsseitigen Artikel über einen Öko-Delikatessenladen, der in North Ferriby eröffnet wurde. Sieht die Anzeigen durch. Metzger. Bäcker. Hersteller ornamentaler Kerzen.
    Dann die Rückseite. Das Inserat eines Juweliers. Ein angesagter Friseur in Kirkella. Ein Tattoo- und Henna-Studio in der Newland Avenue …
    Er kneift die Augen gegen das Hochglanzspiegeln zusammen. Weiß schon, bevor das Foto erkennbar wird, dass es sich um das Bild eines mageren jungen Mannes mit Pfauenfedern auf dem Rücken und eines molligen Mädchens mit Blüten und Lilien auf der Schulter handelt.
    Er schließt die Augen, während er Pharaoh das Magazin hinschiebt.
    »Dieselbe Ausgabe«, sagt er kaum hörbar. »In derselben Ausgabe, die ihre rosige Zukunft beschrieb, wurden sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.«

Kapitel 31
    Eine halbe Stunde später. Newland Avenue, Hull.
    Bäckereien, Metzgereien, Wohlfahrtsläden und ein paar anständige Restaurants und Weinlokale.
    Eine belebte Straße, wo Asylsuchende, Studenten und Dauertrinker neben Geschäftsleuten in Anzug und Krawatte und diskutierenden Stadträten im Freien an Metalltischen sitzen und so ungefähr alles rauchen, was es gibt, von Selbstgedrehten bis zu dicken Zigarren.
    Es ist der Schmelztiegel der Stadt: ein Aushängeschild von Multikulti und ein Ort, wo man fast alles kaufen kann, sei es ein Kappa-Jogginganzug aus zweiter Hand, ein bisschen Gras oder Hähnchen vom Grill.
    McAvoy parkt in der Seitenstraße bei Planet Coffee . Das Geschäft läuft gut. Junge Büroangestellte lesen über suppenschüsselgroße Caffè-Latte-Tassen gebeugt ihre Zeitung. Studenten teilen sich Muffins an den niedrigen Tischen und suchen in ihren von Fahrscheinen prallen Geldbörsen nach Kleingeld für die Jukebox.
    »Da drüben«, sagt Pharaoh überflüssigerweise, während sie aussteigt.
    Hull Ink liegt an der Ecke der gegenüberliegenden Straßenseite. Auf einem Schild steht, dass der Laden preisgekrönt ist, wenn auch offensichtlich nicht für seine Innendekoration. Das große Schaufenster ist bis auf halbe Höhe mit schwarzweißen Designs zugekleistert, während an der Glastür eine Doppelseite der Hull Daily Mail klebt, auf der ein Tattookünstler einem der brauchbareren Journalisten des Blatts etwas Undefinierbares auf den Rücken tätowiert.
    »Ich?«, fragt Pharaoh, während sie die Straße überqueren.
    »Chefin?«
    »Das Reden. Ich?«
    McAvoy ist sich nicht sicher. Weiß nicht, ob er seiner Vorgesetzten sagen darf, sie möchte ihm das überlassen. »Spielen wir aus dem Stegreif.«
    McAvoy stößt die Tür zu einem großen, cremeweiß getünchten Raum auf. Der Boden besteht aus schachbrettartigen Fliesen, und die Wände sind eine Collage der verschiedensten Designs. An der Kasse sitzt eine große, stark tätowierte Frau um die dreißig. Ihre Augenbrauen sind gepierct, und sie trägt einen Ring an der Nase. Sie ist schwarz gekleidet, und die bloßen Arme kann man kaum als unbedeckt bezeichnen. Kein Stückchen unbearbeitete Haut ist übrig. Sie ist ein großartiger bunter Wandteppich aus sich überlappenden Designs und leuchtenden Farben.
    Sie lächelt strahlend. Für eine Goth-Braut scheint sie ein heiteres Gemüt zu haben.
    »Hübsch«, meint Pharaoh enthusiastisch. Sie geht schnurstracks zu ihr hinüber, um ihre Arme zu bewundern.
    »Gefällt es Ihnen?«, fragt das Mädchen mit starkem Hull-Akzent.
    »Wahnsinn! War das alles ein einziges großes Design, oder hat es sich nach und nach entwickelt?«
    »Ein bisschen von beidem«, erwidert das Mädchen. »Hatte erst einen Violinschlüssel und dann ein paar Sterne. Dann kam ein Band um einen Bizeps dazu. Das wurde langsam ein bisschen chaotisch, deshalb haben wir angefangen, sie zu verbinden. Hat eine Weile gedauert …«
    »Kann ich mir vorstellen! Irre. Hätte gern selbst ein paar mehr, aber das wird im Job nicht gern gesehen. Trotzdem, ich möchte noch etwas Hübsches. Einen Vogel vielleicht. Etwas Freies.«
    McAvoy dreht sich zu ihr um. Versucht, sich nicht vorzustellen, wo sich ihre Tätowierungen verbergen. Hat Mühe, sich wieder auf die verschiedenen Designs zu konzentrieren, die in Plastikumschlägen an einem Zeitungsständer hängen.
    »Tja, wenn Sie das wollen«, sagt das Mädchen. »Heute ist aber nur Devon

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