Dein ist mein ganzes Herz
Marc hält sich dir fern, weil er sich nicht zutraut, sich dir gegenüber zu beherrschen. Wenn du willst, daß er dich vor eurer Hochzeit liebt, mußt du den Anstoß geben."
Dorothea schaute Lady Hazelnwre mi1 großen Augen an. Die Vorstellung, ihren halsstarrigen und dominierenden Verlobten zu überlisten, hatte etwas Verlockendes. "Wie?"
Lady Hazelmere lachte vergnügt. "Schauen wir uns mal deine Garderobe an."
An diesem Abend kam der Marquess wie gewöhnlich in den Salon, um seine Verlobte und seine Mutter zum Dinner zu führen. Als er Dorothea erblickte, stockte ihm der Atem.
Während der Mahlzeit bemühte er sich vergeblich, nicht ständig die Vision in elfenbeinfarbener Seide an seiner Seite anzuschauen. Seine Mutter war ungewöhnlich schweigsam und überließ es ihm und Dorothea die Unterhaltung zu bestreiten. Am Ende zwang er sich dazu, Dorothea nur noch ins Gesicht zu sehen. Wo zum Teufel hatte sie das Kleid her? Vermutlich stammte es von Celestine - Einfachheit war deren Markenzeichen. Ein elfenbeinfarbenes Hemd, das so tiefausgeschnitten war, daß es gerade noch schicklich war, darüber ein Überkleid aus durchsichtiger silberner Gaze. Vorne wurde das Modell durch eine Reihe von winzigen Perlen geschlossen.
Der Marquess blickte seiner Mutter und Dorothea nach, die den Salon im oberen Stockwerk aufsuchen wollten. Mit einem Seufzer begab er sich in die B.bliothek. Eine halbe Stunde später, er saß in einem bequemen Sessel vor dem Kamin, neben sich auf einem Tischchen ein großes Glas Cognac, und las die Zeitung, als erhörte, wie die Tür geöffnet und geschlossen wurde. Dorothea war mit einem Buch unter dem Arm hereingekommen. "Deine Mutter hat sich schon zurückgezogen, weil sie uns morgen früh Adieu sagen will", erklärte sie. "Ich dachte, ich könnte mich eine Weile zu dir
setzen und lesen. Es stört dich doch nicht, oder?"
Er rückte ihr lächelnd den Sessel gegenüber dem seinen zurecht. Dorothea öffnete ihr Buch und schien sich darin zu vertiefen. Der Marquess widmete sich wieder seiner Zeitung.
Nur das Ticken der großen Uhr in der Ecke und das Knistern der brennenden Holzscheite durchbrachen die Stille. Dorothea legte ihr Buch zur Seite und schaute in die Flammen. Der Feuerschein hüllte sie in einen rosigen Glanz und zauberte kupferne Lichter in ihr Haar.
Nachdem der Marquess einen Absatz dreimal gelesen hatte, ohne den Sinn zu erfassen, gab er auf. Er stand auf, ging zu ihr und zog sie in seine Arme. Dann senkte er den Kopf, bis sich ihre Lippen fanden. Als der Kuß endete, atmeten beide schwer. "Ich liebe dich", raunte er.
Dorothea wagte kaum zu sprechen, um den magischen Bann nicht zu brechen. "Ich liebe dich auch", flüsterte sie.
"Laß uns zu Bett gehen", sagte er.
Stunden später schmiegte sich eine glückliche Dorothea an ihren künftigen Gatten. Sie waren in seinem Zimmer, das für sie bestimmte nebenan war noch nicht fertig eingerichtet. Ihrer beider Kleidungsstücke bildeten eine Spur von der Tür bis zum Kamin. Zuerst hatten sie sich auf dem Chaiselongue geliebt. Dann waren sie zu dem großen Himmelbett übergewechselt, in dem sie jetzt lagen.
Plötzlich lachte der Marquess leise. "Gütiger Himmel, was wird Murgatroyd diesmal sagen?"
Dorothea küßte ihn auf die Schulter. Sie wußte nicht, wer Murgatroyd war. Es interessierte sie auch nicht. Sie genoß das Gefühl, ihren arroganten Marquess überlistet zu haben.
-ENDE-
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