DEIN LETZTER TANZ
ihm.
„Was war da drin?“, fragte sie. „In der Plastikblume?“
Er schaute auf, und aus seinem Blick sprach die pure Ratlosigkeit. „Ich habe keine Ahnung“, sagte er, und seine Stimme klang belegt. „Seit dem Auftritt gestern war ich da nicht mehr dran. Und gestern war ja wohl reines Wasser drin, sonst wäre auch da schon was passiert. Der Inhalt reicht immer für ein paar Vorstellungen, und ich hätte das Teil wohl erst in zwei oder drei Tagen wieder aufgefüllt.“ Er stockte kurz. „Irgendjemand muss sich daran zu schaffen gemacht haben, aber ich war es nicht. Ehrlich.“
Donna nickte. Natürlich glaubte sie Clive. Er war so runter mit den Nerven, dass es unmöglich gespielt sein konnte. Offenbar hatten sie es mit einem neuen Anschlag zu tun. Und wenn Clive hinter der ganzen Sache gesteckt hätte, wäre es mehr als dumm gewesen, das so offensichtlich zu tun.
„Der Sheriff wird gleich kommen“, sagte sie nun. „Zeig ihm die Plastikblume und sag ihm das, was du mir eben gesagt hast, okay?“
Er nickte nur, und Donna zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie blickte sich um und sah in das Gesicht von Max. Unwillkürlich huschte ein Lächeln über ihre hübschen Lippen.
„Hab keine Angst“, sagte er sanft. „Deine Mom kommt schon wieder in Ordnung, da bin ich sicher.“
Dankbar sah sie ihn an. „Sag mal, du hast doch einen Wagen, oder?“
„Klar, hab ich.“
„Könntest du mich dann vielleicht zum Krankenhaus fahren?“
„Kein Thema. Komm, wir fahren sofort los.“
Donna fühlte sich noch immer wie betäubt, als Max ihre Hand ergriff. Wieder und wieder stellte sie sich ein und dieselbe Frage: Wer hatte ihrer Mutter das angetan – und warum?
In dieser Nacht schlief Donna nicht in ihrem eigenen Wohnwagen, sondern in dem ihrer Eltern, weil sie ihren Vater jetzt nicht allein lassen wollte. Inzwischen stand zwar fest, dass ihre Mom wieder ganz in Ordnung kommen würde und durch moderne Gesichtschirurgie höchstwahrscheinlich auch keine Narben zurückblieben, aber eine Weile musste sie schon noch im Krankenhaus bleiben.
Mr. Carrigan stand natürlich noch immer ziemlich unter Schock, ebenso wie Donna selbst. Die Frage, wer hinter diesem heimtückischen Anschlag stand, hing die ganze Zeit in der Luft. Daran, dass Clive das nicht absichtlich getan hatte, konnte kein Zweifel bestehen. Der Arme war seit dem Vorfall total mit den Nerven am Ende und hatte selbst einen kleinen Schock erlitten.
Eines konnte man daher mit Sicherheit sagen, und das sah auch der Sheriff so, der ja auch sofort gerufen worden war: Irgendjemand musste heimlich die Säure in den Scherzartikel gefüllt haben, den Clive für seine Clownsshow benutzte.
Bloß wer?
Darüber zerbrachen sich auch Keisha und Donna die Köpfe, als sie am nächsten Vormittag im Burger Shack zusammensaßen und Kaffee tranken. „Auf jeden Fall scheint es nicht so zu sein, wie wir zunächst dachten“, sagte Donna nachdenklich.
Fragend sah ihre Freundin sie an. „Was meinst du?“
„Na, wir dachten doch zuerst, dass irgendein neidischer Konkurrent den Anschlag auf Max verübt hat. Das hat sich ja jetzt wohl erledigt, sonst ergäbe die Sache gestern ja gar keinen Sinn.“
„Du meinst, zwischen den beiden Vorfällen gibt es eine Verbindung?“
„Na, an Zufall glaube ich jedenfalls nicht! Denk doch mal nach: zwei Anschläge in unserem Zirkus innerhalb kürzester Zeit, die nichts miteinander zu tun haben, nachdem so was noch nie zuvor passiert ist?“ Entschieden schüttelte Donna den Kopf. „Nein, nein, das war ein und derselbe Täter, das steht für mich fest. Bloß fällt mir kein Motiv ein.“
„Mit Max wird es dann jedenfalls nichts zu tun haben“, nickte Keisha. „Wenn es so ist, wie du sagst, war er wahrscheinlich ebenso ein zufälliges Opfer wie deine Mom gestern. Denn dass sie nicht das Opfer sein sollte, ist ja wohl klar. Der Täter konnte schließlich nicht ahnen, dass sie der Probe beiwohnen würde.“
„Eben. Er konnte ja nicht mal wissen, dass diese Probe überhaupt stattfinden würde.“
„Also hat er darauf spekuliert, dass es einen Zuschauer in der nächsten Vorstellung trifft. Nur, das letzte Mal hat es ja Max getroffen und keinen Zuschauer.“
„Stimmt, aber nur auf den ersten Blick.“
„Wie meinst du das?“
„Denk doch mal nach: Max hat die Fackeln fallen lassen, und was war die Folge? Richtig: ein Feuer. Und wenn das Team nicht so schnell reagiert hätte, wäre die Katastrophe perfekt
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