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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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Anschließend malten sie ein Rosenspalier an eine Wand. Außerdem habe ich herausgefunden, dass Lamb Hunts Familie unterstützte, nachdem er aus dem Gefängnis kam, obwohl Lamb selbst soarm war wie eine Kirchenmaus. Lamb brachte Hunts jüngster Tochter auch bei, das Vaterunser rückwärts aufzusagen. Über einen solchen Mann möchte man natürlich so viel erfahren wie möglich.
    Das ist es, was ich am Lesen so liebe; an einem Buch interessiert einen eine winzige Kleinigkeit, und diese Kleinigkeit führt zu einem anderen Buch, und etwas in diesem führt wiederum zu einem dritten Buch. Es ist geometrisch progressiv – es ist kein Ende in Sicht und es hat keinen anderen Zweck als das pure Vergnügen.
    Der rote Fleck auf dem Einband, der wie Blut aussieht, ist – Blut. Ich bin unvorsichtig mit meinem Papiermesser gewesen. Die beigefügte Postkarte ist die Reproduktion eines Porträts von Lamb, das sein Freund William Hazlitt gemalt hat.
    Falls Sie Zeit haben, mir zu schreiben, könnten Sie mir wohl ein paar Fragen beantworten? Drei, genauer gesagt. Wie konnte ein Schwein Sie zur Gründung eines literarischen Clubs veranlassen? Und die dringendste von allen, was ist Kartoffelschalenauflauf – und warum ist er im Namen Ihres Clubs enthalten?
    Ich wohne zur Untermiete in Chelsea, 23   Glebe Place, London SW3.   Meine Wohnung in der Oakley Street wurde 1945 ausgebombt, und ich vermisse sie sehr. In der Oakley Street war es herrlich – ich konnte aus drei Fenstern die Themse sehen, und, wichtiger noch, ich konnte sie den ganzen Tag hören. Ich weiß, dass es ein Glück für mich ist, überhaupt irgendwo in London wohnen zu können, aber ich jammere nun mal lieber, anstatt dankbar zu sein für das, was mir beschieden ist. Ich freue mich sehr, dass Sie darauf gekommen sind, mich nach
Elia
zu fragen.
     
    Mit herzlichen Grüßen,
    Juliet Ashton
     
    PS: Was Moses angeht, so konnte ich mich nie entscheiden – das beschäftigt mich immer noch.

Juliet an Sidney
    18.   Januar 1946
    Lieber Sidney,
    dies ist kein Brief: Es ist eine Entschuldigung. Bitte verzeih mir mein Gejammer über die Teestunden und Mittagessen, die Du für
Izzy
anberaumt hast. Habe ich Dich einen Tyrannen genannt? Ich nehme alles zurück – ich liebe Stephens & Stark, weil sie mich aus London fortgeschickt haben.
    Bath ist eine herrliche Stadt; hübsche, im Halbkreis angeordnete, aufrechte Häuser statt der düsteren Bauten in London oder – schlimmer noch – der Schutthaufen, die einmal Häuser waren. Es ist ein Segen, in reiner, frischer Luft zu atmen, ohne Kohlenqualm und ohne Staub. Es ist kalt, aber nicht nasskalt wie in London. Sogar die Menschen auf der Straße sehen anders aus – aufrecht wie ihre Häuser, nicht grau und gekrümmt wie die Londoner.
    Susan sagt, die Gäste bei Abbots Büchertee haben sich großartig amüsiert – und ich weiß sicher, dass ich mich amüsiert habe. Nach den ersten zwei Minuten ist es mir gelungen, meine Zunge vom Gaumen zu lösen und mich ganz gut zu unterhalten.
    Susan und ich machen uns morgen auf den Weg zu den Buchhandlungen in Colchester, Norwich, King’s Lynn, Bradford und Leeds.
     
    Alles Liebe und vielen Dank,
    Juliet

Juliet an Sidney
    21.   Januar 1946
    Lieber Sidney,
    nächtliche Eisenbahnfahrten machen wieder Spaß! Nicht stundenlang in den Gängen stehen, nicht aufs Abstellgleis geschoben werden, um einen Truppenzug passieren zu lassen, und vor allem keine Verdunklung. Alle Fenster, an denen wir vorbeifuhren, waren erhellt, und ich konnte manchmal hineinlinsen. Das habe ich während des Krieges schrecklich vermisst. Es war, als hätten wir uns alle in Maulwürfe verwandelt, jeder in seinem eigenen Tunnel. Ich halte mich eigentlich nicht für einen Voyeur – die interessieren sich für Schlafzimmer, mich regen Familien in Wohnzimmern oder Küchen an. Ein Blick auf Bücherregale, Schreibtische, angezündete Kerzen oder bunte Sofakissen, und ich stelle mir ihr ganzes Leben vor.
    Heute war ein unangenehmer, überheblicher Mensch in Tillmans Bücherstube. Nach meinem Vortrag über
Izzy
wollte ich wissen, ob jemand Fragen hätte. Er ist buchstäblich vom Stuhl hochgeschossen und hat sich dicht vor meine Nase gestellt – wie ich, eine Frau, es wagen könne, den Namen von Izaac Bickerstaff in den Schmutz zu ziehen? «Der wahre Izaac Bickerstaff, der berühmte Journalist, vielmehr, das Herz und die Seele der Literatur des achtzehnten Jahrhunderts, Gott hab ihn selig – und sein Name von Ihnen

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