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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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Adams, ich lebe auf meinem Bauernhof in St.   Martin’s Parish auf Guernsey. Ich weiß von Ihnen, weil ich ein altes Buch habe, das einmal Ihnen gehörte –
Ausgewählte Essays von Elia
von einem Verfasser, der im wirklichen Leben Charles Lamb hieß. Ihr Name und Ihre Adresse stehen auf der Innenseite des Einbands.
    Ich will es direkt sagen – ich bin begeistert von Charles Lamb. Mein Buch heißt
Ausgewählte
Essays, da habe ich mich gefragt, ob er noch andere Sachen geschrieben hat, aus denen ausgewählt wurde? Ich würde diese Aufsätze gerne lesen, aber es gibt keine Buchhandlungen auf Guernsey, obwohl die Deutschen jetzt abgezogen sind.
    Ich möchte Sie um eine Gefälligkeit bitten. Könnten Sie mir Namen und Adresse einer Buchhandlung in London schicken? Ich möchte weitere Werke von Charles Lamb per Post bestellen. Ich wüsste auch gerne, ob jemand seine Lebensgeschichte aufgeschrieben hat und, wenn ja, ob sich wohl ein Exemplar für mich finden ließe? Er war gewiss ein kluger Kopf, in jeder Hinsicht, aber es muss auch große Traurigkeit in seinem Leben gegeben haben.
    Charles Lamb hat mich während der deutschen Besatzung zum Lachen gebracht, insbesondere mit dem, was er über den Schweinebraten geschrieben hat. Der Club der GuernseyerFreunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf wurde wegen eines gebratenen Schweins ins Leben gerufen, das wir vor den deutschen Soldaten geheim halten mussten, weswegen ich mich Mr.   Lamb verbunden fühle.
    Ich bedaure, Sie zu bemühen, aber ich würde es noch mehr bedauern, nichts über ihn zu erfahren, da seine Werke mich zu seinem Freund gemacht haben.
     
    In der Hoffnung, Ihnen nicht lästig zu fallen, verbleibe ich hochachtungsvoll,
    Ihr Dawsey Adams
     
    PS: Meine Freundin Mrs.   Maugery hat ein Pamphlet gekauft, das auch Ihnen gehört hat:
Hat es einen brennenden Dornbusch gegeben? Zur Verteidigung von Moses und den Zehn Geboten.
Sie war entzückt über Ihre Randbemerkung «Wort Gottes oder Massenkontrolle???». Haben Sie sich jemals für eins entschieden?

Juliet an Dawsey Adams
    15.   Januar 1946
    Lieber Mr.   Adams,
    ich wohne nicht mehr in der Oakley Street, aber ich bin sehr froh, dass Ihr Brief mich und dass mein Buch Sie gefunden hat. Es war schmerzvoll, mich von
Ausgewählte Essays von Elia
zu trennen. Ich besaß zwei Exemplare und brauchte dringend Platz im Regal, aber als ich das Buch verkaufte, kam ich mir wie eine Verräterin vor. Sie haben mein Gewissen beruhigt.
    Ich frage mich, wie das Buch nach Guernsey gelangt ist. Vielleicht haben Bücher einen geheimen Instinkt, der sie den idealen Lesern zuführt. Wie wunderbar, wenn es so wäre.
    Weil ich nichts lieber tue, als in Buchhandlungen zu stöbern, bin ich gleich nach Erhalt Ihres Briefes zu Hastings & Sons gegangen. Ich gehe seit Jahren in diese Buchhandlung und habe dort immer genau das Buch gefunden, das ich haben wollte – und dann noch drei dazu, von denen ich nicht wusste, dass ich sie haben wollte. Ich habe Mr.   Hastings gesagt, Sie möchten ein gutes, sauberes Exemplar (
keine
seltene Ausgabe) von
Neue Essays von Elia.
Er wird es Ihnen mit separater Post zusenden (samt Rechnung), und er war hocherfreut zu hören, dass auch Sie ein Liebhaber von Charles Lamb sind. Er sagt, die beste Lamb-Biographie habe E.   V.   Lucas geschrieben und er werde ein Exemplar für Sie ausfindig machen, was allerdings eine Weile dauern könne.
    Würden Sie inzwischen dieses kleine Geschenk von mir annehmen? Es sind seine
Ausgewählten Briefe
. Ich denke, die werden Ihnen mehr über ihn erzählen, als es eine Biographie jemals könnte. E.   V.   Lucas klingt so gesetzt, dass ich nicht annehme, dass er meine Lieblingspassage von Lamb in sein Buch aufgenommen hat: «Summ, summ, summ, bumm, bumm, bumm, krach, krach, krach, patsch, patsch, patsch, klingelingeling, knirsch! Ich gehe der Verdammnis entgegen. Ich habe zwei Tage hintereinander zu viel getrunken. Mein moralisches Empfinden ist im Endstadium der Schwindsucht, und meine Religion schwächelt.» Sie werden die Passage in den
Briefen
finden (auf Seite 244). Sie waren das Erste, was ich von Lamb gelesen habe, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Buch nur gekauft habe, weil ich irgendwo las, ein Mann namens Lamb habe seinen Freund Leigh Hunt im Gefängnis besucht, der dort wegen Verunglimpfung des Prinzen von Wales einsaß.
    Während seines Besuches half Lamb Hunt, die Decke seiner Zelle zu bemalen, himmelblau mit weißen Wolken.

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