Deine Kinder sind Deine Schuld
in allen Lebenslagen viel besser benehmen, wenn sie wüssten, was man von ihnen erwartet.
Die gesamte zweite Hälfte dieses Buches mit der Überschrift „Was Sie Ihren Kindern beibringen sollten“ handelt von der Erziehung. In diesem Abschnitt möchte ich Ihnen die Prinzipien vorstellen, die jedes Kind meiner Ansicht nach lernen sollte, um ein tüchtiger und verantwortungsbewusster Erwachsener zu werden. Aber so weit sind wir jetzt noch nicht – ich muss Ihnen diese Prinzipien schön der Reihe nach erklären, denn eines baut auf dem anderen auf.
KAPITEL 5
Disziplin
Die meisten Menschen denken automatisch, ich würde jetzt über Bestrafung reden. Aber Bestrafung ist nicht dasselbe wie Disziplin. Disziplin ist ein Verhaltenskodex, nach dem man sein Leben führt. Bestrafung ist das, was einem passiert, wenn man vom Pfad der Disziplin abweicht.
Ich werde noch ziemlich viel über Bestrafung schreiben, da dürfen Sie sicher sein. Aber zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass viel passieren muss, bevor Sie so weit sind, dass Sie Ihr Kind wegen seines Verhaltens strafen dürfen.
Verhaltenskodex
In ihrem oder seinem Haushalt einen Verhaltenskodex aufzustellen, ist Aufgabe einer jeden Mutter, beziehungsweise eines jeden Vaters. Es muss Maßstäbe geben, nach denen jedes Familienmitglied sich zu richten hat.
Unternehmen haben einen Verhaltenskodex.
Im Militär gibt es einen Verhaltenskodex.
Sogar Kirchen haben einen Verhaltenskodex.
Auch Familien brauchen einen Verhaltenskodex.
Manchmal handelt es sich dabei um schriftlich festgehaltene Regeln, manchmal „nur“ um ungeschriebene, solche, die jeder als verbindlich „ansieht“, auch ohne dass sie schriftlich festgehalten werden.
Sie würden zum Beispiel wohl kaum in einer herrlichen alten Kathedrale auf den Boden spucken oder laut fluchen. Wenn Sie das nicht tun, dann nicht so sehr aus religiöser Überzeugung, sondern weil Sie verstehen, dass Ausspucken und Fluchen in Kirchen ungehörig sind. Sie wissen es eben.
Als ich noch klein war, wusste ich, wie meine Mama und mein Papa zum Fluchen standen: Sie fluchten nie, und ich wusste, dass ich es auch nicht darf. Deshalb wäre es mir nie im Traum eingefallen, es in ihrer Gegenwart zu tun. Ich wusste, dass „man das nicht tut“.
Meine Jungs wussten, dass ich sauer werde, wenn sie meine Frau Rose Mary nicht mit Respekt behandeln. Meine Frau ist ihre Stiefmutter, nicht ihre leibliche Mutter, aber sie wussten, auch ohne dass ich ihnen ein Wort sagen musste, dass ich meine Frau respektierte und von ihnen verlangte, sie ebenfalls zu achten. Nicht einmal haben sie es ihr gegenüber an Respekt fehlen lassen. Wenn sie mutig waren, konnte es schon mal passieren, dass sie mir unfreundliche Widerworte gaben, auch ihrer Mutter, denn die ließ es ihnen durchgehen, aber mit Rose Mary wären sie nie so unhöflich umgegangen.
Es war keine Regel, die jemals schriftlich festgehalten oder über die diskutiert wurde; es war einfach ein ungeschriebenes Gesetz, das in unserer Familie zum Verhaltenskodex gehörte.
Viele Dinge fielen in unserer Familie unter den „Winget-Verhaltenskodex“. Wir logen einander nie an. Wir ließen es nicht zu, dass ein Fremder über ein Mitglied unserer Familie herzog. Wir erwarteten stets das Beste voneinander. Wir glaubten aneinander. Unsere Familie beruhte auf Ehrlichkeit, Anstand, Liebe, Verantwortungsbewusstsein, gegenseitigem Vertrauen und Humor.
Jeder Verhaltenskodex, den Sie aufstellen, wird auch mal in Zweifel gezogen. Das tun alle Kinder – sie fordern die Autoritätspersonen heraus und testen die Grenzen aus. Sie sollten darauf vorbereitet sein, dass der Verhaltenskodex, den Sie aufstellen, auch manchmal verletzt wird. Wenn das passiert, sollten Sie Ihre Kinder für einen Regelverstoß bestrafen. Aber bevor ich zu den Strafen komme, sehen wir uns zwei weitere Elemente der Familiendynamik näher an.
Die Familienhierarchie
In jeder Familie gibt es eine Hierarchie. Sie geht so, und sie ist sehr einfach zu befolgen: Eltern haben Vorrang vor den Kindern. Punkt. Sehen Sie? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nicht schwierig ist. Die Eltern sind verantwortlich. Sie sind der Boss, sie sollten das Kommando führen. Mutter und/oder Vater treffen die Entscheidungen und das Kind hat sie zu befolgen. Mutter und/oder Vater sind der Manager, der Entscheider, der Verantwortliche … , NICHT das Kind. Diese einfache Familienhierarchie muss vom ersten Moment an gelten, in dem das Kind
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