Deine Kinder sind Deine Schuld
gekommen, als mein Sohn Tyler einen Ball über den Zaun ins Nachbargrundstück warf und ich ihm sagte, er solle den Ball holen. Drüben im Hof befanden sich zwei bellende Hunde; er hatte Angst vor ihnen und wollte nicht über den Zaun steigen, um den Ball zu holen. Ich wurde richtig wütend. Ich schrie ihn an, drohte ihm, brüllte und machte mich total zum Idioten, so lange, bis er schließlich doch weinend über den Zaun stieg. Er zitterte vor Angst, und als ich ihn so über den Zaun klettern sah, tat er mir schon wieder leid. Die Hunde erwiesen sich als harmlos, und es war nicht schwierig für ihn, den Ball zu holen. Aber der Nachmittag war im Eimer, und das lag nur an meiner Wut. Ich entschuldigte mich bei Tyler für mein Verhalten, das mir bis heute leid tut. Vor Kurzem erwähnte ich es Tyler gegenüber und es stellte sich heraus, dass er den Vorfall längst vergessen hatte. Ich selbst habe ihn nie mehr vergessen. Seit jenem Tag weiß ich, dass ich erst ‚abkühlen‘ muss, bevor ich eine Strafe verhänge.
Wenn Sie wütend werden, dann lassen Sie Ihre Wut heraus, aber warten Sie mit der Bestrafung. Es ist wie in einem Prozess, wo es eine Wartezeit zwischen der Schuldigsprechung und der Vollstreckung des Urteils gibt. Sie brauchen die Wartezeit auch, um sich zu beruhigen und diejenige Strafe zu verhängen, die am besten geeignet ist, die Lektion, die Sie rüberbringen wollen, zu vermitteln.
Die Strafe sollte dem Vergehen angemessen sein. Ein Kind eine Woche lang zu Hause einzusperren, bloß weil es beim Spielen Milch verschüttet hat, ist lächerlich und übertrieben. Deshalb sollten Sie sich erst mal beruhigen, bevor Sie womöglich eine überzogene Strafe aussprechen. Hier kommt wieder mein Beispiel mit dem Werkzeugkasten ins Spiel; man darf einem Kind nicht wegen jeder kleinen Verfehlung einen Klaps geben. Denken Sie nach, bevor Sie Ihr Kind bestrafen und überlegen Sie sich eine geeignete Maßnahme – eine, die dem Verstoß entspricht.
Hören Sie sich an, was Ihr Kind zu seiner Rechtfertigung zu sagen hat. Damit zeigen Sie, dass Sie Ihr Kind respektieren und vernünftig reagieren, egal um welche Situation es geht. Das ist wichtig, denn so sind Sie Ihrem Kind ein gutes Vorbild. Außerdem erlaubt Ihnen das, zum Kern des schlechten Benehmens vorzudringen und dessen Hintergründe zu verstehen. So können Sie sich mit mehr als nur dem Verhalten selbst befassen – und sich die geeignete Strafe überlegen.
Bestrafen Sie immer nur das Benehmen, nie die Person. Wenn Ihr Kind etwas Schlimmes tut, bedeutet das nicht, dass es einen schlechten Charakter hat, sondern dass es nur etwas Schlechtes getan hat. Machen Sie es nicht zur Schnecke, indem Sie es einen schlechten Menschen nennen. Kümmern Sie sich lieber um sein ungebührliches Verhalten.
Achten Sie auf das, was Sie zu Ihrem Kind sagen. Die Worte, die Sie im Zorn aussprechen, können Sie später nur schwer zurücknehmen. Denken Sie immer daran: Es ist Ihr Kind und Sie lieben es, auch wenn Sie noch so empört sind über das, was es gerade angestellt hat. Ihr Ziel ist es doch, zu Ihrem Kind eine Beziehung aufrecht zu erhalten, die ein Leben lang dauern soll. So eine Beziehung wird leider nur allzu oft durch ein unbedachtes, im Affekt ausgesprochenes Wort kaputt gemacht.
Denken Sie daran, auf wessen Seite Sie stehen und erinnern Sie Ihr Kind auch daran. Sie stehen hinter Ihrem Kind. Eine Strafe sprechen Sie letzten Endes nur aus, um Ihrem Kind zu helfen, dazuzulernen und zu erreichen, dass es sich besser benimmt. Das Ziel ist, dass Ihr Kind ein besserer Mensch wird. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Bestrafung eine Lektion ist, die diesen Lerneffekt bewirkt.
Entschuldigen Sie sich nicht dafür, dass Sie Ihr Kind bestraft haben. Sie sind schließlich der Erziehungsberechtigte, die Autoritätsperson, der Verantwortliche. Sie sind der Erwachsene. Sie müssen es besser wissen. Sie haben die Regeln aufgestellt, Ihr Kind hat sie gebrochen. Das bedeutet: Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, wenn Sie eine geeignete, gut durchdachte und dem Anlass gerechte Strafe aussprechen.
BESTRAFUNG IST NICHT ETWAS, DAS SIE IHREM
KIND ANTUN, SONDERN ETWAS, DAS SIE FÜR
IHR KIND TUN.
Die beste Nachricht von allen
Sie werden irgendwann von selbst älter und vernünftiger.
Das ist ungefähr das Beste, was ich Ihnen sagen kann, wenn Ihr Kind Sie mal wieder schier verrückt macht. Sie werden irgendwann von selbst älter und vernünftiger. Natürlich nicht in jeder Hinsicht, aber in vielen
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