Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
geschlossen.“
„Kurz vor den Wahlen,“ warf Angela spöttisch ein, „das ist ja vielleicht ein Zufall.“
„Ist es natürlich nicht“, antwortete Nick, „aber das kann niemand beweisen. Wenn jetzt aber aus der Liste hervorgeht, dass Matossi den Finanzchef der Tomet AG mehrfach angerufen hat, dann heisst das doch, dass unser sturer, beharrlicher, ordentlicher Steuerfahnder nicht aufgegeben hatte, sondern an dem Fall weiterarbeitete.“
„Anscheinend ohne Wissen seiner Vorgesetzten“, murmelte Gody.
„Oder unter stillschweigender Duldung“, mutmasste Angela. „Vögtli und vor allem die Königin könnten ganz genau gewusst haben, dass Matossi nicht locker lassen würde.“
„Falls doch etwas herauskäme, wäre Matossi das Bauernopfer gewesen und Vögtli fein raus, meinst du?“ fragte Peter.
Gody unterbrach. „Blödsinn, das sind Spekulationen. Halten wir uns an die Fakten.“ Er mochte keine weit schweifenden Fantasien, auch wenn sie manchmal neue Aspekte in eine Ermittlung brachten. „Lasst uns bei dem bleiben, was wir sicher wissen.“
„Wir müssen auf jeden Fall mit dem Finanzchef reden; fünf Anrufe in zwei Wochen sind kein Zufall. Ich übernehme das.“ Nick klang immer noch müde, aber er hatte seine Konzentration wiedergefunden. Und mit einem Blick auf Gody: „Ja, keine Angst, ich werde vorsichtig vorgehen und die Fettnäpfchen möglichst vermeiden. Wie gesagt, ich habe nicht im Sinn, mich unnötigerweise mit Toggenburger anzulegen.“
„Gut so. Ich lasse euch allein weiterarbeiten. Falls ihr etwas Neues habt für die Presse, möchte ich das gerne wissen. Ciao.“
Man merkte es dem Chef der Kriminalpolizei an, dass er lieber mit Nick und seinem Team die Ermittlungen weiter verfolgt hätte, statt sich mit Managementaufgaben, Administration und Koordination zu beschäftigen.
„Wo waren wir? Ach ja, die Telefonliste. Sonst noch etwas, Peter?“
„Ja, da ist noch eine Nummer in Laufenburg, die Matossi in den letzten dreissig Tagen dreimal angerufen hat. Es handelt sich um eine Praxis für Coaching und Lebensberatung, da war allerdings heute noch niemand zu sprechen. Ich rufe später wieder an. Alle anderen Nummern, die Matossi selbst gewählt hat, sind noch zu überprüfen, kommen aber nur einmal vor, höchstens zweimal, zum Beispiel eine Wäscherei, verschiedene Restaurants, eine Weinhandlung, sein Hausarzt und Dr. Hivatal. Angerufen wurde er hauptsächlich vom Sekretariat des Steueramts, aber auch vom Generalsekretariat oder, wie Angela sie nennt, von der Königin. An den Werktagen scheint der Telefonverkehr sich auf Geschäftliches beschränkt zu haben, und an den Wochenenden gab es praktisch keine Anrufe. Es taucht eine einzige Nummer auf, die wir nicht identifizieren können; es handelt sich um ein unregistriertes Prepaid-Handy. Matossi erhielt in ziemlich regelmässigen Abständen, ungefähr alle zwei Wochen, einen kurzen Anruf von diesem Handy. Ich habe versucht anzurufen, aber das Ding ist zur Zeit ausgeschaltet und kann also auch nicht geortet werden. Ich bleibe auf jeden Fall dran.“
„Und der kranke Fritschi?“ fragte Angela.
„Paul Hintermeister sagt, er könne kaum noch sprechen und dämmere dahin, auch weil er hohe Dosen von Morphium erhält gegen die Schmerzen. Aber er lebt noch, Matossi könnte ihn angerufen haben.“
„Danke. Angela?“
„Keine Diktierkassetten, leider. Ich habe mir nochmals die Bankauszüge angesehen, aber auch hier fand ich keinen Hinweis auf unübliche Zahlungen oder Eingänge. Das Einzige, was mich etwas stutzig macht, sind die Bargeldbezüge. Matossi bezahlte alle grösseren und regelmässigen Rechnungen via Bank,entweder über Internetbanking oder Lastschriftverfahren. Für Kleider, Schuhe, Coiffeur, Restaurants und Lebensmitteleinkäufe benutzte er entweder seine EC-Karte oder eine Kreditkarte, und trotzdem hob er monatlich noch rund dreitausend Franken Bargeld ab. Das lief seit mindestens drei Jahren so; die detaillierten Bankauszüge sind nur bis und mit 2007 vorhanden. Wen oder was hat er wohl damit bezahlt, frage ich mich. Einen Erpresser, vielleicht?“
„Ha, das Geheimnis!“ rief Peter und rieb sich die Hände. „Wusste ich es doch! Jemand erpresste Matossi.“
Nick schüttelte den Kopf. „Wenn schon hätte er selbst jemanden erpresst, oder?“
„Nur wenn es um Steuersachen ging“, wandte Angela ein. „Nehmen wir mal an, Peter hat Recht und die drei Freunde haben irgendwann ein krummes Ding gedreht, was auch immer es
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