Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Korrekt?“
„Das ist korrekt, allerdings ist es eine Weile her, seit wir mit ihm zu tun hatten.“
„Wie lange her?“
„Ach, es muss anfangs 2009 gewesen sein, als er zum letzten Mal hier war. Damals bereinigten wir die letzten Daten, und das Dossier wurde abgeschlossen.“ Müller hatte sich etwas beruhigt, aber sein Blick ging immer wieder zur Tür. Nick hoffte inständig, dass es Müller nicht gelungen war, Toggenburger zu alarmieren.
„Worum genau ging es bei dieser Bereinigung von Daten?“
„Dazu kann ich keine Stellung nehmen, Herr Baumgarten. Unser Unternehmen publiziert keine Zahlen, und auch die Polizei hat darauf keinen Zugriff ohne Anweisung der Staatsanwaltschaft.“
„Das ist mir völlig klar.“ Nick wurde laut und ungeduldig. „Trotzdem, Herr Müller: wir wissen, dass aufgrund einer Intervention Ihres Firmeninhabers beim Finanzdirektor die Akte geschlossen wurde. Was war hier los, bevor Herr Toggenburger sich beschwerte?“
„Matossi war der Ansicht, unser Unternehmen betrüge den Staat. Er suchte Beweise dafür, aber er fand natürlich keine, unsere Bücher sind sauber. Herr Toggenburger beschwerte sich, weil Matossi andauernd unsere Arbeit behinderte und den Ruf unseres Unternehmens zu schädigen drohte. Er versuchte sogar, die Mitarbeiter auszuhorchen, was zu gegenseitigem Misstrauen führte. Aber das ist Gottseidank vorbei, seit Januar haben wir hier wieder Ruhe.“
Es schien allerdings nicht, als ob Müller selbst sehr ruhig sei: seine Augen bewegten sich von der Tür zum Telefon, seine Finger spielten dauernd mit einem Stift, er hüstelte nervös.
„Ach ja. Und Sie sind ganz sicher, dass Sie seither von Herrn Matossi nichts mehr gehört haben?“
„Es wurde ihm offiziell verboten, mit uns Kontakt aufzunehmen, ja. Herr Vögtli und seine Generalsekretärin haben persönlich dafür gesorgt, dass Herrn Matossi andere Aufgaben übertragen wurden.“
„Es gab also seither keinen Kontakt mehr zwischen Ihnen und Gion Matossi?“
„Nein.“
„Sie lügen, Herr Müller, und Sie sind ein schlechter Lügner. Wir wissen, dass Matossi in den zwei Wochen vor seinem Tod mindestens fünfmal Ihre direkte Nummer gewählt hat. Was wollte er?“
Beat Müller überlegte einen Augenblick. Er und Adrian Toggenburger hatten die Strategie für eine solche Befragung durchgesprochen: abstreiten so lange es ging, und dann häppchenweise mit der Wahrheit herausrücken. „Also, Herr Baumgarten, ich sage Ihnen jetzt wie es wirklich war. Matossi war wie ein Staffordshire-Terrier: wenn er einmal zugebissen hatte, liess er nicht mehr los. Er rief mich vor ein paar Wochen an und sagte, er habe jetzt eindeutige Beweise für unseren Steuerbetrug. Er wollte herkommen und sie mit mir besprechen, aber ich sah dazu keine Veranlassung. Er rief immer wieder an, drohte sogar mit der Zeitung, aber wir lassen uns doch nicht einfach so erpressen! Herr Toggenburger wollte wieder mit dem Finanzdirektor sprechen, aber dann hörten wir, dass Matossi tot war.“
„Was Ihnen und Ihrem Chef ja wahrscheinlich ganz gelegen kommt.“ Dass er enttäuscht war, liess sich Nick nicht anmerken. „Wo waren Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag der letzten Woche?“
Müller hatte sich gefasst und reagierte jetzt empört. „Sie glauben doch nicht etwa, dass wir etwas mit dem Tod von Matossi zu tun haben? Das muss ich mir nicht anhören, Herr Baumgartner, ich werde mit Herrn Toggenburger sprechen und den Polizeikommandanten über Ihre unanständigen Ermittlungsmethoden informieren, darauf können Sie sich gefasst machen.“ Er öffnete die Tür. „Bitte gehen Sie.“
„Selbstverständlich, Herr Müller. Ich bin allerdings sicher, dass wir uns wiedersehen werden, am ehesten wohl im Polizeikommando.“ Nach drei Schritten Richtung Ausgang wandte er sich nochmals um. „Bitte grüssen Sie Herrn Toggenburger und erklären Sie ihm, warum ich heute hier war. Auch er wird es nicht vermeiden können, sich einer Befragung durch die Polizei zu unterziehen. Die besten Beziehungen werden ihm nichts nützen.“
*
„Verdammt nochmal, Nick, bist du wahnsinnig?! Er hat Verbindungen bis ganz oben! Er wird den Volkswirtschaftsdirektor anrufen und dich, mich und den Kommandanten in die Pfanne hauen! Ich habe dir doch gesagt, du sollst vorsichtig mit diesem Typ umgehen, und was tust du? Du gehst einfach hin und konfrontierst seinen Finanzchef mit deinen unbewiesenen Verdächtigungen – ich glaube es schlicht und einfach nicht. Was ist
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