Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Zeichen. Er war einfach gegangen.
Dienstag
„Hallo Maggie, hier spricht Nick. Entschuldige die frühe Störung. Ist Andrew da?“
„Nein, er ist schon weg. Er besucht heute seine Mama im Pflegeheim in Bern. Willst du seine Handynummer?“
„Ja, bitte. Wann erwartest du ihn zurück?“
„Ich habe keine Ahnung. Sag mal, Nick was ist los? Du klingst schrecklich. Es ist doch hoffentlich nichts passiert?“
„Doch. Marina fliegt am Samstag mit Andrew nach St. Martin, das ist passiert. Wusstest du etwas davon?“
Maggie Truninger seufzte. „Oh nein, das darf nicht wahr sein. Nein, ich wusste nichts davon, aber als Andrew am Samstag bei dir das Thema zur Sprache brachte, sah ich, wie Marina reagierte. Ich hoffte, sie würde das Angebot nicht ernst nehmen und es gleich wieder vergessen.“
„Offensichtlich haben sie sich gestern getroffen und Andrew ist konkreter geworden. Sie will sich jetzt die Insel und das Hotel anschauen und dann entscheiden, ob sie definitiv dorthin zieht. Andrew ist ein hinterhältiger Mistkerl, kein Freund, verdammt nochmal!“
„Willst du, dass ich mit Marina rede? Ich kenne Andrew gut genug um zu wissen, dass er nach ein paar Monaten das Interesse verliert und in den Sonnenuntergang reitet, so wie Clint Eastwood in einem Spaghetti-Western. Ich rufe sie an, vielleicht ist ja noch etwas zu retten.“
„Ich glaube nicht, aber vielleicht sind deine Argumente ja überzeugender als meine. Danke, Maggie, tschüss.“
*
„This is Andrew Ehrlicher's mailbox. Please leave a message, I'll get back to you as soon as I can.“
„Andrew, ich dachte, du seist ein Freund, und dabei bist du ein mieser Scheisskerl! Ein Freund spannt dem anderen nicht die Frau aus und verführt sie dazu, ihm in die Scheisskaribik zu folgen. Wenn ich ein gewalttätiger Mensch wäre, würde ich dich windelweich prügeln und dein Schönlingsgesicht so mit den Fäusten traktieren, dass dich keiner wiedererkennt. Komm mir also nicht unter die Augen, wenn möglich nie mehr!“
*
„Das ist die Mailbox von Marina Manz. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.“
„Marina, hier spricht Maggie Truninger. Ich muss dringend mit dir reden, bevor du etwas tust, was du bereuen wirst. Ich kenne Andrew, ich weiss wie er funktioniert, und ich lasse dich nicht einfach blind ins Unglück rennen. Bitte ruf mich an, heute noch, wenn es geht.“
*
An der Besprechung um neun Uhr hatten alle eine Tasse Kaffee vor sich, aber die Croissants fehlten. Angela Kaufmann und Peter Pfister wussten, was das bedeutete: ihr Chef hatte entweder zu wenig geschlafen oder war schlechter Laune, oder beides. Heute war er bleich und hohlwangig; die miese Stimmung wurde mit seinen ersten Worten auch gleich offensichtlich.
„Lasst uns anfangen, wer zu spät kommt ist selbst schuld.“ Damit war Gody Kyburz gemeint, der auch an der Sitzung teilnehmen wollte. „Was ist mit der Anrufliste?“
Peter setzte sich gerade hin und nahm das oberste Papier vom Stapel vor sich. Er fasste sich kurz. „Erstens, das Gespräch zwischen Matossi und Hintermeister am Samstag dauerte fast sechzehn Minuten. Sie müssen also über mehr geredet haben als Hintermeister sagt. Soll ich ihn zu einem Gespräch bei uns einladen?“ Keine Antwort. „Nick?“ Man sah ihm an, dass er mit seinen Gedanken weit weg war. „Willst du ihn verhören, Nick?“
Er zuckte zusammen und war wieder da. „Ja, in Ordnung.“ Fokussieren, dachte er, ich muss meine Gedanken sammeln und mich konzentrieren, sonst passieren Fehler.
Peter konsultierte seine Liste erneut. „Dann haben wir in den zwei Wochen vor dem Tod fünf Anrufe von Matossis Handy auf eine interne Nummer der Tomet AG, Dauer jeweils zwischen drei und fünf Minuten. Die Person, die sich dort meldet, ist ein gewisser Beat Müller, zufälligerweise Finanzchef der Firma und damit zuständig für Steuersachen. Jetzt wäre natürlich interessant zu wissen, was du gestern von Regierungsrat Vögtli und seiner Generalsekretärin gehört hast, Chef. War Matossi mit dem Fall betraut?“
In diesem Moment kam Gody Kyburz herein, nahm sich einen Kaffee und machte ein gespanntes Gesicht. „Ja, erzähl mal von gestern Abend, Nick.“
„Das Dossier Tomet AG wurde Matossi im letzten Januar entzogen, nachdem der Firmeninhaber sich bei Vögtli über ihn beschwerte“, sagte Nick mit müder Stimme. „Adrian Toggenburgers Einfluss ist so gross, dass sogar der Regierungsrat ein Auge zudrückt; das Dossier wurde
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