Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
weiterhelfen.“
„Ach ja, unser lieber Paul Hintermeister. Wohlhabend, grosszügig mit seinen Freunden, aber knallhart als Geschäftsmann. Man sagt, er sitze lieber ein Jahr lang auf einer Neubauwohnung, als dass er sie unter dem Preis verkaufe. Er geniesst das Junggesellenleben, die Frauen schätzen seinen Charme, aber seine Affären werden immer kürzer und die Frauen immer jünger; irgendwann endet er wohl als einsamer alter Mann. Aber warum wollen Sie das überhaupt wissen, Frau Kaufmann? Hat Hintermeister etwas zu tun mit dem Fall Matossi – aber ja, natürlich!“ Jetzt wurde Schwager ganz eifrig. „Die beiden waren in der selben Maturaklasse! Ich habe das Alumni-Jahrbuch der Alten Kantonsschule angeschaut; dort ist auch ein Foto von den beiden zu sehen, allerdings noch mit einem Dritten. Wissen Sie, wer das ist?“
Angela zögerte eine Sekunde, aber diese Information durfte sie wohl weitergeben. „Es könnte sich um einen Kurt Fritschi handeln, die drei waren dicke Freunde damals. Aber Fritschi ist nicht Gegenstand unserer Ermittlungen zur Zeit, er ist anscheinend sterbenskrank.“
„Umso schneller müssen Sie ihn befragen, Frau Kaufmann, vielleicht hat er ja wichtige Informationen für Sie. Wenn er stirbt, bevor Sie mit ihm gesprochen haben, könnten Sie es bereuen!“
Schwager war Feuer und Flamme, und Angela musste lächeln. Er wäre ein mitreissender Detektiv, vielleicht etwas zu begeistert von seinen Ideen, aber sicher nicht so ein Bremser wie Peter Pfister.
„Vielleicht haben Sie recht, Herr Schwager, ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber sagen Sie, könnten Sie uns dieses Ehemaligen-Buch nicht ausleihen? Ich wusste gar nicht, dass es das gibt, und möglicherweise enthält es wichtige Informationen. Waren Sie denn auch Schüler der Alten Kantonsschule?“
„Aber natürlich, Frau Kaufmann, jeder Aarauer der besseren Gesellschaft war da, sofern er oder sie die intellektuelle Potenz dazu hatte. Und ja, Sie können das Buch gerne haben, ich spendiere Ihnen sogar einen Kaffee, wenn Sie es bei mir abholen. Inzwischen sehe ich nach, ob wir noch weitere Details zur Firma von Hintermeister haben. Können Sie in einer Stunde hier sein?“
Angela sagte zu und bedankte sich. So schlimm war er gar nicht, wenn man es sich genau überlegte. Sie durfte nicht vergessen, ihm einzuschärfen, dass nichts, aber auch gar nichts in der Zeitung stehen durfte über das, was sie besprochen hatten.
*
„Guten Tag, mein Name ist Baumgarten, ich habe eine Verabredung mit Herrn Beat Müller.“ Nick lächelte den jungen Mann am Empfang freundlich an.
„Selbstverständlich, Herr Baumgartner. Ich melde Sie gleich an.“ Er wählte eine Kurznummer und sprach in den Hörer. Dann wandte er sich wieder zu seinem Besucher. „Herr Müller hat keinen Termin in seiner Agenda. Worum geht es, bitte?“
Sanft nahm Nick ihm den Hörer aus der Hand und sagte leise: „Herr Müller, es geht um den leider verstorbenen Herrn Matossi. Ich bin von der Kriminalpolizei. – Gut, das dachte ich mir.“
Er hielt den Hörer an das Ohr des jungen Mannes, der mit einem strammen „geht klar, Herr Müller“ aufstand und Nick voranging zu einem engen, düsteren Büro, das ausser durch ein kleines Fenster unter der Decke kein Tageslicht einliess. Nicht gerade grosszügig mit seinen Kaderleuten, unser Herr Toggenburger, ging es Nick durch den Kopf.
Beat Müller, ungefähr sechzig, klein und rundlich, schüttelte seine Hand, zog ihn rasch aus dem Korridor ins Büro und schloss die Tür hinter sich.
„Danke, dass Sie sich so rasch und unbürokratisch Zeit nehmen für mich, Herr Müller.“
„Kein Problem, Herr Baumgartner, überhaupt kein Problem. Womit kann ich dienen?“
„Baumgarten, mein Name ist Baumgarten, nicht Baumgartner. Hier, meine Karte.“
„Oh, entschuldigen Sie, Herr Baumgarten.“ Müller war nervös, er schaute immer wieder zur Tür hin.
Nick wusste die Situation für seine Zwecke auszunutzen. „Erwarten Sie jemanden?“
Müller schüttelte den Kopf und lachte unnatürlich laut. „Nein, aber in dieser Firma verbreiten sich Gerüchte rasend schnell, und wir haben selten die Polizei im Haus.“ Er schaute seinen Besucher fragend an. „Warum sind Sie hier?“ Auf seiner Stirn hatten sich Schweissperlen gebildet.
„Keine Angst, Herr Müller, ich muss Ihnen nur ein paar Routinefragen stellen. Wir wissen, dass Gion Matossi mit Ihnen in Verbindung stand, und wir nehmen an, dass es um Steuerfragen ging.
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