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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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per Mail an seinen Vorgesetzten, Kriminaloberrat Leonhard Heigl, und an Matthias Potthoff, Leiter des KFD 11 , der Abteilung für Amtsdelikte. Behringers Anzeige würde von diesem Dezernat bearbeitet werden. Seine Anzeigen gegen sie und Gerstner wegen falscher Beschuldigung schickte er gleich hinterher. Danach fühlte er sich besser.
    Kurz nach sieben verließ er das Präsidium. Die Abenddämmerung senkte sich über die Stadt. Doch das Gefühl, die Situation zu beherrschen, hielt nicht lange an. Mit jedem Schritt wuchs der Ärger. Am meisten über sich selbst. Er hatte die Falle erkannt und war dennoch hineingelaufen. Herrgott! Wie dämlich konnte man sein!
    Am Stephansplatz nahm er die Abkürzung über den Alten Südfriedhof. Das Handy in seiner Manteltasche begann zu vibrieren, als er das Grab des Musikers passierte. Der Marmorengel, der dort seit über hundert Jahren wachte, blickte heute missmutig über sein Reich. Eine Taube flog im Tiefflug vorbei und landete auf dem bunten Laubteppich, der den Kiesweg bedeckte. Gurrend tippelte sie vor Dühnfort her.
    Heigl meldete sich. Er hatte den Bericht gelesen, und auch der Buschfunk war schon bis zu ihm vorgedrungen. Die Nachricht verbreitete sich bereits im Präsidium: Dühnfort prügelt eine Beschuldigte krankenhausreif. Heigl räusperte sich. »Überflüssig, zu sagen, dass ich dir glaube. Ein derartiger Übergriff passt nicht zu dir. Dennoch gibt es Gesprächsbedarf. Wir müssen das aus den Medien raushalten.«
    »Das wird sich nicht verhindern lassen. Die Behringer arbeitet bei einem Privatsender. Vermutlich sitzen bereits etliche Kollegen an ihrem Krankenbett.« Bei dieser Vorstellung sträubten sich sicher Heigls Nackenhaare, ebenso wie seine. Man würde ihn als prügelnden Bullen durchs mediale Dorf treiben. Tolle Aussichten!
    »Hm. Nicht schön. Wenn sie in die Offensive geht, kommen wir um eine Pressekonferenz nicht herum. Wir besprechen das morgen früh. Um acht in meinem Büro. Passt dir das?«
    Es passte ihm nicht. Er hatte einen Termin bei Ruges Bank. Doch Heigls Frage war rhetorisch. Er erwartete kein Nein und würde es auch nicht akzeptieren. »Kein Problem.«
    Als Dühnfort das Handy einstecken wollte, entdeckte er eine SMS von Gina. Bin noch in Lohwies. Ein alter Fall läuft heiß. Bei mir wird es spät. :-x
    Er antwortete ihr. Dann bis spät, Schatz. :-x
    Enttäuscht kickte er einen Stein weg und traf die Taube, die davonflatterte. Heute war nicht sein Tag. Definitiv nicht.
    Seit Gina in der Abteilung für Altfälle arbeitete, sahen sie sich seltener, obwohl sie nun zusammenwohnten. Es war paradox. Sie trafen sich nur noch abends und an den Wochenenden, und auch oft dann nicht, wenn viel zu tun war. Ein Gefühl des Bedauerns machte sich in ihm breit.
    Am Ausgang Pestalozzistraße verließ er den Friedhof und stieg kurz darauf durch das düstere Treppenhaus hoch zur Wohnung. Die Beleuchtung in der zweiten Etage war ausgefallen. Vorsichtig tastete er sich durchs Halbdunkel, stolperte über ein Bobby Car und fing sich gerade noch. Dabei knallte er mit der Schulter gegen die Wand. Ein scharfer Schmerz. Er biss die Zähne aufeinander, um nicht laut zu fluchen.
    In der Wohnung war es dunkel und kalt. Er hatte sich darauf gefreut, mit Gina zu Abend zu essen, ihr von Gerstner und der Behringer zu erzählen, von seiner eigenen Dummheit und von der latenten Angst, die Sache könnte eine zerstörerische Dynamik entwickeln, die ihm am Ende eine Anklage wegen schwerer Körperverletzung im Amt einbrachte. Was, wenn man ihm nicht glaubte?
    Ach, Tino. Wenn du schwarzsiehst, dann immer gleich rabenschwarz. Du machst dich verrückt. Völlig grundlos , würde Gina sagen. Warum sollte man dir nicht glauben?
    Weil ich keinen Zeugen habe und die Behringer schon. Wenn auch einen falschen.
    Er wird sich in Widersprüche verwickeln und sich darin verheddern. Oder? Kein Grund zur Panik.
    Sie hatte ja recht. Er sah die Post durch. Eine Karte seiner Mutter war darunter. Im November kam sie mit Georges nach München. Sie, um eine Ausstellung vorzubereiten, er, um sich durchchecken zu lassen. Gesundheitlich ging es ihm nicht so gut. Probleme mit der Prostata. Rita schrieb, dass sie bereits eine Unterkunft bei Freunden im Glockenbachviertel gefunden hatten. Du musst dich also um nichts kümmern. Ich freue mich, dich endlich mal wieder zu sehen, mein Lieber. Es ist viel zu lange her.
    Es stimmte. Wie lange hatten sie sich nicht gesehen? Bei der Taufe von Lizzy vor anderthalb Jahren

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