Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
er sich reckte und mit einer Hand den verspannten Nacken massierte, fing er Kirstens Blick auf. Sie schien genauso genervt wie er. Die Hoffnung auf ein Geständnis löste sich in Luft auf. Dühnfort war sich sicher, dass Katja Behringer ihren Geliebten hinterhältig getötet hatte, und zwar mit einem Antibiotikum, auf das er allergisch reagierte. Zweimal in seinem Leben hatte er es eingenommen und beide Male einen anaphylaktischen Schock erlitten, den er nur knapp überlebt hatte. Wissentlich hätte Manuel Ruge das Medikament kein drittes Mal geschluckt. Und das hatte er auch nicht. Es war im Dessert gewesen, einer Pannacotta. Doch bisher konnten sie Katja Behringer weder nachweisen, dass sie von der Allergie wusste, noch dass sie am fraglichen Abend in Ruges Wohnung gewesen war und ihm seine Lieblingsnachspeise mitgebracht hatte. Denn sie war häufig dort gewesen. Ihre Spuren am Tatort waren so erklärbar.
Kirsten unterdrückte ein Gähnen. Auch sie schien eine Pause zu brauchen. Dühnfort sah auf die Uhr. »Unterbrechung der Vernehmung Behringer um achtzehn Uhr zehn.« Er stellte das Aufnahmegerät ab. »Wir machen jetzt fünfzehn Minuten Pause. Möchten Sie etwas trinken oder essen?«
»Danke. Ich möchte jetzt gehen. Wir sind ja wohl fertig.«
Dühnfort öffnete das Fenster und ließ frische Luft herein. »Noch nicht ganz.«
»Wie lange wollen Sie diese Schikane noch fortführen?«
»Ich hole mir einen Kaffee. Magst du auch einen?«, fragte Kirsten.
Dühnfort nickte. »Gerne. Die Pavoni ist eingeschaltet.« Die Espressomaschine in seinem Büro war seine Antwort auf die Automaten, die in jedem Stockwerk des Münchener Polizeipräsidiums auf den Fluren standen und untrinkbare Plörre von sich gaben.
Er sah Kirsten nach, wie sie den Vernehmungsraum verließ. Seit vier Monaten gehörte sie jetzt zu seinem Team und machte ihre Arbeit gut, doch so richtig warm geworden war er mit ihr bisher nicht. Eine kühle Blonde, stets akkurat, überlegt und zielstrebig und dabei abweisend und unnahbar. Lediglich Staatsanwalt Christoph Leyenfels schien einen der Schutzwälle überwunden zu haben, die sie, nicht grundlos, umgaben. Was sie erlebt hatte, steckte man nicht einfach weg. Der Mordfall Manuel Ruge musste Kirsten erschüttern, doch sie hatte sich im Griff. Wie immer.
»Ich habe Sie etwas gefragt.« Katja Behringer schob den Stuhl zurück und stand auf. »Wie lange wollen Sie mich hier noch festhalten?«
»Nicht länger als nötig.«
»Soll heißen, bis ich einen Mord gestehe, den ich nicht begangen habe.«
Er spürte die Wut, die sie zu unterdrücken versuchte, eine latente Aggressivität, die dicht unter der makellosen Oberfläche dieser attraktiven Frau vibrierte. »Würden Sie sich bitte wieder setzen.«
»Das sind Polizeistaatmethoden«, fuhr sie ihn an. »Ich werde es öffentlich machen, wie ich hier behandelt und unter Druck gesetzt werde.« Zorn funkelte in ihren Augen. Eine Ader am Hals trat hervor. Er sah den Pulsschlag darin pochen.
Derartige Drohungen waren nicht neu für ihn. Häufig kamen sie, wenn ein Beschuldigter sich in die Enge getrieben fühlte, wenn das Unausweichliche absehbar wurde, wenn man sich langsam der Wahrheit näherte. »Es steht Ihnen frei, sich an meinen Vorgesetzten zu wenden. Sie sollten Ihre Vorwürfe allerdings beweisen können. Aus diesem Grund zeichnen wir Vernehmungen auf.« Er ging auf sie zu und wollte ihr die Hand beschwichtigend auf die Schulter legen. »Bitte setzen Sie sich.«
Sie schlug sie weg. »Fassen Sie mich nicht an. Sie Scheißkerl!«, schrie sie und schlug um sich. Plötzlich flogen ihre Hände und Arme. »Pfoten weg!« Ihr Unterarm traf seine Brust. »Scheißkerl!«
Das ging zu weit. Er wehrte den folgenden Schlag ab und versuchte, sie in Polizeigriff zu nehmen. »Au! Sie tun mir weh!« Mit der freien Hand hieb sie weiter auf ihn ein. »Hilfe!«
Herrgott, was für ein Theater! »Beruhigen Sie sich!« Hatte ihre Attacke ihn für den Bruchteil einer Sekunde amüsiert, schlugen seine Gefühle nun in Zorn um. Was war er doch für ein verdammter Idiot! Sie wollte Tatsachen schaffen und schlug weiter auf ihn ein. Bulle verprügelt Beschuldigte. »Jetzt ist es aber gut!« Er drehte ihr den Arm auf den Rücken, sah einen Uniformierten in den Raum stürzen, während er versuchte, sie im Polizeigriff zu halten, doch sie stellte ihm ein Bein. Krachend landeten sie beide auf dem Boden. Ihre Schreie gingen in ein Wimmern über. Der Kollege ging neben ihr in die Hocke
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