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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Aber schon so was von rasant. Am Montag wird er die Ermittlungen gegen dich offiziell einstellen. Gerstner ist bereits vom Dienst suspendiert, bis das alles geklärt ist.«
    Dühnfort war erleichtert. Endlich hatte das ein Ende. »Schön zu hören.«
    »Ein ganz Gründlicher scheint Potthoff nicht zu sein. Ich hoffe mal, er wird nicht feststellen, dass eine der Studentinnen, die ihn angezeigt hat, zufällig in der WG wohnt, in der bis vor kurzem Gina lebte. Sonst käme er vielleicht auf Ideen.«
    Heigl ahnte also, wie das abgelaufen war. Eigentlich nicht überraschend. »So viel Phantasie hat Potthoff nicht.«
    »So viel wie Gina, meinst du?« Heigl knöpfte den Mantel zu. »Tolle Frau, und dieser alte Fall in Lohwies … Das hat sie erstklassig gemacht. Grüß sie von mir. Ein schönes Wochenende euch beiden.« Mit diesen Worten entschwand Heigl durchs Portal.
    Ja, das war sie. Eine tolle Frau. Er freute sich darauf, sie gleich zu sehen. Es war dunkel geworden, Schneeflocken tanzten vom Himmel. Zu Fuß machte er sich auf den Weg, ging durch die Fußgängerzone, in der die Buden für den bald beginnenden Christkindlmarkt aufgebaut wurden. Weihnachten nahte unerbittlich. Am besten, er floh mit Gina an den Feiertagen vor dem ganzen Trubel nach Sylt, ins Wochenendhaus seines Vaters.
    Im Januar begann der Prozess gegen Katja Behringer. Das Gericht hatte den Termin bereits festgelegt. Sechs Verhandlungstage waren eingeplant. Dühnfort war stolz auf sein Team. Es war ihnen geglückt, eine lückenlose Indizienkette aufzubauen. Auch ohne Geständnis reichte das für eine Verurteilung. Kein einfaches Mandat für Tolksdorff.
    Er überquerte den Viktualienmarkt und bog in die Corneliusstraße ein. Kurz darauf erreichte er das Haus am Gärtnerplatz und fuhr mit dem Lift nach oben zur Atelierwohnung, die seine Mutter und Georges vorübergehend bewohnten, solange ihre Freunde in New York weilten. Die Operation hatte Georges erstaunlich gut überstanden. Er war daheim, da die Bestrahlungen ambulant in der Klinik erfolgten. Für heute Abend hatten er und Rita zum Essen eingeladen. Als seine Mutter die Tür öffnete, schlug Dühnfort ein bekannter Duft entgegen. Einen Moment brauchte er, bis er darauf kam. Eine elsässische Baeckeoffe. »Hm, das riecht lecker.«
    »Ich habe mir ein Beispiel an dir genommen und koche mal selbst. Gina ist schon da. Komm doch rein. Du findest dich allein zurecht? Ich muss in die Küche, sonst bren nt m ir die Suppe an.« Augenzwinkernd verschwand sie.
    Er hängte den Mantel auf. Die Suppe anbrennen zu lassen, würde Rita hinbekommen. Unwillkürlich lächelte er. Sie war nie eine Hausfrau gewesen, und es freute ihn, dass sie guter Stimmung war. Aus dem Wohnzimmer klangen Musik und Gesprächsfetzen. Gina unterhielt sich mit Georges. Neben dem Geruch nach dreierlei Fleisch, das im Ofen in Wein und Kräutern schmorte, nahm er noch etwas anderes wahr. Ölfarbe, Malmittel. Neugierig sah er sich um. Die Tür zum Atelier war angelehnt. Er öffnete sie und ging hinein. Ein großer Raum mit einer Glasfront zur Straße und zahlreichen Oberlichtern. Neben dem Fenster stand eine Staffelei mit Leinwand. Dühnfort trat davor. Ein monochromes Bild. Ein enger Motivausschnitt. Ein Stück nackte Männerbrust. Ausgemergelt, knochig. Bleich verschwamm sie mit dem Bildhintergrund. Der Blick des Betrachters wurde auf die Hände gelenkt, die sich im Zentrum befanden. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Sie lagen ausgebreitet auf dem Tisch, berührten sich mit den Fingerspitzen. Alte, abgearbeitete Männerhände. In der linken ein rotwangiger Apfel, in der rechten ein Büschel tiefblauer Trauben.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Seine Mutter war unbemerkt eingetreten. »Du hast es also entdeckt.«
    »Georges?«
    Sie lehnte sich an ihn. »Da bin ich doch auf meine alten Tage wieder zum Porträt zurückgekehrt. Na ja, fast. Dein Fall hat mich inspiriert, es so darzustellen.«
    Dühnfort verstand nicht. »Was?«
    »Ach, was schon?« Sie stieß einen Seufzer aus. »Denkst du nie über den Tod nach und das Sterben?«
    Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander. Was sollte er sagen? Das ist mein täglich Brot? Doch in Wahrheit versuchte auch er die einzige Gewissheit zu verdrängen, die man im Leben hatte.
    »Weißt du«, sagte sie, als er nicht antwortete. »Vor dem Tod haben wir keine Angst, Georges und ich. Aber vor dem Sterben. Davon handelt das Bild. So, und jetzt lass ich dich wieder damit allein, sonst

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