Dekan Diavolo
was sie weiter nicht störte. Außerdem besaß sie gut gewachsene Beine. Der Wirt kam verschwörerisch lächelnd an den Tisch und fragte nach Gabys Wünschen. »Ein Mineralwasser bitte.«
»Kein Bier?«
»Nein, Wasser.«
»Wie Sie wollen.«
Als er gegangen war, wandte sich Gaby wieder an Suko. »Bitte, lassen Sie sich nicht stören. Essen Sie ruhig weiter.«
»Nein, ich bin satt.« In der Tat befand sich auf dem Teller nur noch ein Rest des Sauerkrauts.
Als der Wirt das Wasser brachte, nahm er den Teller gleich mit. Aus ihrer schmalen Handtasche, ebenfalls schwarz, holte sie auch eine dunkle Packung Zigaretten. Der Inhalt war weiß, sogar die Filter an den Glimmstengeln. Sie rauchte Davidoff. Suko trank einen Schluck Bier. Etwa ein halber Liter befand sich noch im Krug.
»Schmeckt Ihnen das?« fragte sie und blies den Rauch zur Seite.
»Nicht schlecht.«
»Das ist nicht mein Fall.«
»Was trinken Sie denn gern?«
Gaby lachte. »Sie werden es kaum glauben. Ich trinke für mein Leben gern einen Blauen Engel.«
»Was ist das denn?«
»Nichts für Sie.«
»Möglich.« Suko lehnte sich zurück. »Haben Sie den auch in Zagreb gern getrunken?«
Sie blieb gelassen. »Wie kommen Sie auf Zagreb?«
»Weil Sie die Stadt vorhin erwähnten und mich direkt darauf ansprachen.«
Gaby Wittmann legte die Stirn in Falten. »Kompliment, Sie haben sehr gut aufgepaßt.«
»Das gehört zu meinem Job.«
Sie nickte. »Sie sind es gewohnt, Erfolg zu haben, nicht wahr?«
»Es kommt darauf an, nicht immer.«
»Das weiß ich. In Zagreb haben Sie einen Ihrer größten Niederlagen erlitten.«
»Stimmt. Sie wissen gut Bescheid.«
»Leider nicht gut genug, Inspektor. Außerdem bin ich zu spät gekommen, aber das könnte sich noch regeln lassen.«
Suko beugte sich vor. Er senkte seine Stimme, als er fragte: »Mal raus mit der Sprache, Gaby. Wer sind Sie?«
»Gaby Wittmann.«
»Richtig. Und was noch?«
Sie drückte die Zigarette aus. »Wenn Sie mich anschauen, fällt Ihnen da etwas auf?«
»Natürlich. Sie sind eine hübsche junge Frau.«
»Bitte, Suko, keine Komplimente. Ihren geschulten Polizistenaugen dürfte nicht entgangen sein, welch eine Kleidung ich trage.«
»Sicher. Sie tragen schwarz. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie eine Witwe sind.«
»Da haben Sie recht. Wollen Sie weiter kombinieren?«
Das tat Suko schon die ganze Zeit über. »Schwarz ist ein Symbol. Da Sie Zagreb erwähnten, kommt mir automatisch der Gedanke an die Finsteren, die Darkers, an den Dekan Diavolo, an Goran und an die Irrlehre des indischen Philosophen Ramis.«
Sie klatschte in die Hände, ohne daß es dabei schallte. »Bravo, Inspektor, gut gemacht.«
»Gehören Sie dazu?«
»Zu den Finsteren?« Sie hob die Schultern. »Vielleicht. Es ist alles möglich.«
»Ich habe Sie damals nicht gesehen, Gaby. Eine Frau wie Sie wäre aufgefallen.«
»Danke, aber Sie haben recht. Ich gehörte damals noch nicht dazu. Mein Kontakt erfolgte erst später.«
»Wann?«
»Da hatten Sie Zagreb schon verlassen.«
»Interessant. Sie wissen sicherlich auch, wo sich die Finsteren jetzt aufhalten?«
Gaby Wittmann lächelte schmal. »Und ob ich das weiß, Inspektor. Nicht weit von hier haben sie einen neuen Unterschlupf gefunden. Sie haben sogar eine Schule gegründet. Manche von ihnen bezeichnen sie als Universität. Als Horror-Uni.«
»Ach nein…«
»Doch. Auf dieser Uni werden gewisse Dinge gelehrt, die Sie auf anderen nicht…«
»Moment mal. Meinen Sie das im Ernst?«
»Ja. Und Ihr Freund, dieser Dekan Diavolo, ist der Chef der Horror-Uni. So einfach ist das.«
Suko winkte ab. »Hören Sie. Ich kenne-mich nicht sehr gut in Germany aus. Ich weiß aber, daß in diesem Land alles Gesetzliche geregelt ist. Hier wird unheimlich viel verwaltet, was ein Riesengeld kostet und nur wenig einbringt. Eine Horror-Uni hätte man nicht zugelassen.«
»Stimmt.« Gaby griff wieder zu einer Zigarette. »Es ist auch keine offizielle Uni.«
»Da kommen wir der Sache schon näher. Was ist es dann?«
»Haben Sie schon etwas von den Zentren gehört? Diesen Treffpunkten für Gleichgesinnte, die sich mit dem Neuen Leben, New Age, New Wave und so weiter beschäftigen. Diese Gruppen suchen und finden immer wieder Häuser. Ein solches Haus existiert auch im Bayrischen Wald. Man hat ein Schloß gekauft. Die Darkers verließen Zagreb und fanden in Deutschland ihren idealen Unterschlupf. Wollen Sie noch mehr wissen?«
Suko nickte bedächtig. »Das ist allerhand, Gaby.
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