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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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deren Halter Eisenbergs Ermittlungsgruppe bis zu den Drahtziehern dieses perfiden Geschäfts zurückverfolgt hatte. Erst dann besaßen sie genug Beweise, um auch die Hintermänner des Mädchenhändlerrings überführen zu können.
    Es hatte Monate gedauert, diese Falle vorzubereiten. Ein V-Mann hatte Zeitpunkt und Ort der Übergabe in Erfahrung gebracht. Eisenbergs Leute hatten nicht viel Zeit gehabt, den Einsatzort vorzubereiten. Doch sie hatten ganze Arbeit geleistet. Er selbst und einige SEK-Männer lagen hinter einer mit unauffälligen Gucklöchern präparierten Werbetafel auf der Lauer.
    »Verdächtige Fahrzeuge nähern sich mit reduzierter Geschwindigkeit. Ankunft in etwa vier Minuten«, teilte Lotse 3 mit. Eigentlich waren solche Bezeichnungen dank der neuen abhörsicheren Kommunikationsgeräte überflüssig, doch die Gewohnheit hatte wieder einmal über die Notwendigkeit triumphiert.
    Eine nach der anderen kletterten die verängstigten Mädchen aus dem Container. Einige konnten sich kaum auf den Beinen halten. Vermutlich hatten sie tagelang nichts gegessen und kaum etwas getrunken. Es waren mehr als ein Dutzend. Keines der Opfer war älter als siebzehn. Sie stammten aus Mittelamerika, wo sie von professionellen Menschenjägern entführt und in schlecht belüfteten Containern wie Vieh nach Europa verfrachtet worden waren. Eisenberg konnte nur erahnen, welche Odyssee sie hinter sich hatten.
    Doch was vor ihnen gelegen hatte, war womöglich noch schlimmer. Hier in Deutschland wären sie entweder in einem Bordell gelandet oder, schlimmer noch, als Haussklavinnen an wohlhabende alleinstehende Männer verkauft worden. Eisenberg hatte es nicht für möglich gehalten, dass es so etwas in Deutschland tatsächlich gab, bis er durch einen Hinweis des Sittendezernats auf den Mädchenhändlerring aufmerksam geworden war.
    Das letzte Mädchen verließ den Container. Sie war die Kleinste von ihnen, vermutlich erst vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Selbst auf die Entfernung konnte Eisenberg ihre angstgeweiteten Augen erkennen.
    Der eine der beiden Wächter rief etwas. Die Mädchen stellten sich in einer Reihe auf. Nur die Kleine schien sich zu weigern. Sie versuchte, wieder in den Container zu klettern, als hoffe sie, damit auf magische Weise in ihre Heimat zurückzukehren. Der Wächter packte sie am Arm und zog sie zurück. Sie wehrte sich. Eisenberg konnte ihre verzweifelten Schreie trotz der Entfernung deutlich hören. Er schluckte. Nur noch ein paar Minuten, flehte er in Gedanken. Verhalt dich nur noch ein paar Minuten ruhig, dann beenden wir dein Leid!
    Das Mädchen schien sich endlich zu fügen. Doch als Eisenberg schon erleichtert aufatmete, biss sie plötzlich ihren Peiniger in die Hand. Er schrie auf und ließ sie los. Ein Tumult entstand. Das Mädchen löste sich aus der Menge und rannte den Weg entlang, genau in Eisenbergs Richtung. Die Wächter wollten ihr nachstellen, wurden jedoch durch die anderen Gefangenen daran gehindert, die aufgeregt durcheinander liefen – ob vor Panik oder weil sie der Flüchtenden helfen wollten, war nicht zu erkennen. Der Vorsprung des Mädchens wuchs. Die Mädchenhändler brüllten. Dann hob einer der beiden seine Pistole und legte auf das flüchtende Mädchen an.
    Eisenberg dachte nicht nach. »Zugriff!«, brüllte er und sprang hinter dem Plakat hervor. Anders als die SEK-Kräfte trug er keine Schutzkleidung – seine Rolle war es eigentlich, im Hintergrund zu bleiben und den Einsatz zu koordinieren. Doch er setzte auf das Überraschungsmoment und darauf, dass die Täter von der Übermacht der Polizei eingeschüchtert sein würden.
    Die SEK-Männer sprangen aus ihren Verstecken hinter Containern und Büschen. Befehle wurden gebrüllt. Die geschockten Mädchenhändler ließen ihre Waffen fallen und hoben die Hände.
    Das Mädchen blieb stehen. Erschrocken blickte sie zwischen den auf sie zustürmenden Polizisten und ihren Peinigern hin und her. Dann sank sie auf die Knie und barg das Gesicht in den Händen.
    Eisenberg lief zu ihr. Er hörte die Stimme von Lotse 3 in seinem Headset: »Die verdächtigen Fahrzeuge verlangsamen ihre Fahrt. Erbitte Anweisungen!«
    »Fahrzeuge anhalten, Insassen festnehmen wegen Verdachts auf Menschenhandel«, befahl Eisenberg. Er beugte sich über das schluchzende Mädchen. Sie hielt die Hände über den Kopf und neigte ihren Oberkörper nach vorn, wie um sich vor Schlägen zu schützen.
    »Es bien!«, sagte Eisenberg in bruchstückhaftem Spanisch.

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