Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
Vom Netzwerk:
die Augen. Er hat keine Ahnung, was Ma meint.
    »Wir kommen doch aus dem Westen. Jetzt möchten wir leben, wie es in Indien üblich ist«, erklärt Ma.
    »Aber Madam, das hier ist indisch.«
    Ma betrachtet den glänzenden Glasfahrstuhl und schließt die Augen. »Haben Sie vielleicht etwas im Heritage? «
    »Da ist gerade nichts frei, Madam.«

    »Und dort in der Nähe?«
    »Da wäre nur das Roshini, aber –«
    »Das ist ja ein indischer Name!«
    »Die Wohnungen dort sind schon etwas älter, Madam. Sie haben keine Räume für Hausangestellte –«
    »Wozu bräuchte ich Räume für Hausangestellte?«
    Er starrt Ma ungefähr eine Minute lang an.
    Sie sagt: »Wir sind nur zu zweit, wir kriegen das schon hin.«
    »Aber Madam, ich weiß nicht, ob dort etwas frei ist –«
    »Dann finden wir es eben heraus.«
    »Das Roshini steht aber nicht auf der Liste.«
    Ma nimmt ihm die Liste aus der Hand und kritzelt den Namen darauf. Major Madhok versteckt sich hinter dem Lenkrad. »Da«, sagt Ma und gibt ihm die Liste zurück. »Jetzt steht es drauf.« Mit den Fingern klopft sie auf den Schaltknüppel des Maruti. »Fahren wir?«
    Das Roshini ist ein einfaches Ziegelgebäude. Es liegt abseits der Autobahn Delhi-Gurgao, scheinbar in der Wildnis. Ein paar Bäume und ein verbogenes Schild weisen den Weg. Major Madhok biegt von der NH 8 in ein dichter werdendes Wäldchen ab und folgt langsam der Straße. In der Sonne leuchten überall die orangefarbenen Blüten der Bäume. Plötzlich endet das Wäldchen. Major Madhok hält vor einem großen Tor und ich betrachte das dahinterliegende Gebäude.
    »Ziegel!«, sagt Ma. Sie nimmt die Sonnenbrille ab und blickt hoch zu den dicken braunen Mauern. »Das ist schon eher so, wie ich es mir vorstelle.«

    »Ich muss Sie warnen, Madam, der Parkplatz –«
    Major Madhok und ich zucken zusammen, als Ma die Autotür laut hinter sich zuschlägt. Langsam steigen wir auch aus.
    Die alte Ziegelfassade erweist sich als trügerisch. Innen empfängt uns eine moderne Eingangshalle mit Klimaanlage. Ma betont gleich, dass die Modernität durch eine »großartige« traditionelle Wandmalerei ausgeglichen wird. Sie fährt mit den Fingern die sandige Zeichnung entlang, ihr Blick ist ganz verträumt. Major Madhok kommt kopfschüttelnd aus dem Büro des Vermieters. Er murmelt etwas von einer Wohnung, die überraschenderweise tatsächlich morgen frei wird. »Madam, wenn wir am Wochenende noch einmal herkommen –«
    »Welche Nummer hat die Wohnung?«
    »402, aber –«
    Ma geht zu den Briefkästen und findet den mit der Nummer 402. Mit den Fingern malt sie davor »Rais« in die Luft und tritt einen Schritt zurück, um die unsichtbare Schrift auf sich wirken zu lassen. »Ja, das sieht gut aus.« Sie zeigt auf die Fahrstühle. »Kommt jemand mit?«
    Vier Stockwerke weiter oben entlässt uns der Aufzug in einen von gleißendem Sonnenlicht erfüllten, schmalen Gang. Ich blinzele. Ungehindert dringt das Licht durch die Glasschiebetüren und wird von den weißen Böden und Wänden zurückgeworfen.
    »Deshalb heißt das hier Roshini!«, ruft Ma. »Weil es so hell ist. Und es hat diese schöne Terrasse im traditionellen Stil!«
    Ich blinzele im gleißenden Licht und bemerke jetzt
auch die große, offene Terrasse aus roten Ziegeln. Sie ist mit Topfpflanzen und ein paar Büschen dekoriert; Korbmöbel stehen herum. In der Mitte wirft ein grün gestreifter Sonnenschirm etwas Schatten auf zwei ebenfalls grün-weiße Liegen.
    »Das wird richtig nett da draußen, meinst du nicht, Ann?«
    Major Madhok hüstelt und wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Madam, ich muss Sie darüber informieren, dass die Terrasse von beiden Parteien auf diesem Stockwerk genutzt wird.«
    Wir blicken nach drüben zur anderen »Partei« jenseits des Aufzugs. Auf der Tür steht 401. Von den Bewohnern keine Spur.
    »Wir nehmen die Wohnung«, sagt Ma.
    »Ja, aber –«
    »Wann können wir einziehen?«
    Major a. D. Madhok erinnert Ma daran, dass die derzeitigen Besitzer erst einmal ausziehen müssen. Und dass es klug wäre, sich die Wohnung von innen anzusehen, bevor man eine Entscheidung trifft.
    »Ja, da haben Sie sicher recht. Die Leute ziehen also morgen aus?«
    »Für Reinigung und die Reparaturen werden mindestens vier Tage gebraucht. Und dann wären da noch der Papierkram und all die Formalitäten –«
    »Dann sind wir uns also einig: der Freitag nach dem Auszugstermin.«
    »Ich muss erst mit den Vermietern sprechen.«
    »Ich komme mit.«

    Die

Weitere Kostenlose Bücher