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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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Vaters.
    Unruhig sehe ich ihr dabei zu, wie sie nach all den Jahren zum ersten Mal die Nummer in Bhopal wählt. Im Hotelzimmer sind zwei Hörer; ich nehme den zweiten und lausche dem Klingeln in der Leitung.
    »Hallo?«
    »Satish-Bhai?« Ma versucht, ganz ruhig zu sprechen, aber ihre Stimme klingt zittrig. »Hier ist – Isha. Deine Schwägerin.«
    Die Stille hallt in der Leitung wider. Die Stimme, die wir dann hören, klingt schwach und verwirrt. »Isha?«
    »Ich bin in Delhi. Ich habe hier eine neue Stelle bekommen. «
    »Delhi?«
    »Wir leben jetzt hier! Nächste Woche beziehen wir unsere neue Wohnung. Ich dachte, ich rufe mal an und sage Bescheid.« Ma sieht mich kurz an und beißt sich auf die Lippe. »Wie geht es Mai?«, will sie wissen.
    »Nicht besonders gut.«
    »Na ja, sag ihr … sag ihr, dass es uns gut geht. Und dass wir hier sind.«
    »Kommst du nicht nach Bhopal?«
    Die Hand, mit der sie den Hörer umfasst, verkrampft kaum merklich. Die Farbe weicht aus ihren Knöcheln. Ich lege meine Hand auf ihre.
    »Satish-Bhai –«
    »Du solltest wirklich herkommen, Isha. Es würde Mai guttun.«
    »Vielleicht könnte Annie mit ihr sprechen …«
    »Bitte kommt doch zu Besuch«, sagt die Stimme langsam und traurig.
    Sie sieht mich an, ich schüttele den Kopf. »Satish-Bhai …«
    »Isha, es ist alles so lange her. Es ist so viel geschehen. Bitte vergib uns. Bitte komm her.«
    Den Mann, der am kleinen Flughafen von Bhopal auf uns wartet, erkennen wir sofort. Er ist das einzige Mitglied aus Papas Familie, das ich je kennengelernt habe, weil er der Einzige ist, der aus Indien zur Beerdigung
kommen konnte. Vor nicht einmal drei Jahren habe ich ihn zuletzt gesehen.
    An jenem windigen Nachmittag war er mit verquollenen roten Augen und faltigem Gesicht aus einem Taxi gestiegen. Er umarmte Ma und begann, die letzten Ehren gemäß den hinduistischen Vorschriften vorzubereiten. In den Gelben Seiten suchte er einen Hindu-Tempel – wir wussten nicht einmal, dass es in Minnesota einen solchen Tempel gab – und einen Priester, er organisierte das Chautha und begrüßte die Trauernden mit gefalteten Händen. Dabei trug er einen der makellos weißen Kurta Pajamas, die er mitgebracht hatte. Vorausschauend hatte Mamta-Tai einen schlichten weißen Sari für Ma und einen weißen Salwar-Kameez für mich eingepackt. Ich schnitt ihn mit der Nagelschere in Fetzen.
    Die Beerdigung lief einwandfrei ab. Die Gäste kamen, trauerten, wurden gut verpflegt und waren beeindruckt. So eine geschmackvolle, einfache Zeremonie, murmelten sie. Mit ihren rosa lackierten Zehennägeln standen sie auf den weißen Laken, die mit rosa und weißen Blüten bestreut waren. Alles war friedlich und ruhig. Zu dumm, dass Annie sich mittendrin übergeben musste und dann einfach wegging. Es ist aber auch schwer für das arme Kind, sie ist in einem schwierigen Alter. Da kommt noch etwas auf Isha zu!
    Als alles vorbei war und die Gäste, der Priester, das Essen und die Blumen aus unserem Wohnzimmer verschwunden waren, schlich ich die Treppe hinunter. Es roch nach Räucherstäbchen. Satish- Tau saß auf dem
Boden und starrte das Foto von Papa an. Sein Kopf war ganz auf die Brust gesunken, als sei er schon halb in ihr verschwunden, und sein Gesicht war nass von Tränen, als er zu mir aufblickte. Ich spürte meine eigenen Tränen die Wangen hinunterrinnen.
    Als sich unsere Augen nun treffen, sehe ich weg. Er ist ein Fremder, sage ich mir, während ich die Ankunftshalle des Flughafens betrete. Wir haben zusammen geweint, sonst haben wir nichts gemeinsam. Trotzdem bin ich wieder verblüfft, wie ähnlich er Papa und mir sieht. Als er mich für einen Moment an seine schmale Brust drückt, kämpfe ich gegen die Beklommenheit an.
    »Willkommen daheim, Isha!«
    Ich drehe mich nach der frisch klingenden Stimme um. Sie gehört jemandem, den ich noch nie zuvor gesehen habe und dennoch sofort als Girish- Tau erkenne. Er sieht aus wie Satish- Tau , wirkt aber nicht gebrechlich und gebeugt wie dieser, sondern größer, wohlgenährt und selbstbewusst. An einem seiner Finger funkelt ein münzgroßer Diamant, an einem anderen ein riesiger Saphir. Obwohl es im Gebäude dunkel ist, nimmt er die Sonnenbrille nicht ab. Stattdessen klappt er sein Mobiltelefon mit einem bestimmten »Ich muss jetzt weg« zu und schenkt uns ein falsches Lächeln. Er nickt einem dünnen Mann im Safarianzug zu, der neben ihm steht. Der Mann will mir den Koffer aus der Hand nehmen. Instinktiv weiche ich

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