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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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etwas geschehen sein müsste, aber Akitu beruhigte sie.
    „Tapfere Iowanokas sind vom Kriegspfad zurückgekehrt“, erklärte er. „Sie haben gemacht große Beute!“
    Und so war es wirklich.
    Das Dorf wimmelte jetzt von Männern, und auf dem freien Platz stapelten sich Gewehre, Pistolen, Decken und Federbetten.
    Voll Entsetzen überlegte Delia, ob es wohl der Treck von Onkel Johannes gewesen war, den die Iowanokas überfallen und ausgeplündert hatten. Ihr Entsetzen steigerte sich noch, als sie feststellte, dass die meisten Indianer frische Skalps an ihren Gürteln trugen.
    Aber sie hatten keine Gefangenen mehr gemacht, und so gab es niemanden, den sie hätte fragen können. Sie sah sich nach Akitu um, doch der war wie vom Erdboden verschwunden – zusammen mit dem Professor, den er das letzte Stück des Weges getragen hatte.
    Auch Delia blieb keine Zeit, sich um andere Menschen Sorgen zu machen, denn schon wurde sie von kräftigen Männerfäusten gepackt. Man zog ihr den blauen, verschossenen Kittel aus und führte sie auf die Mitte des riesigen, freien Platzes, wo tatsächlich ein Marterpfahl errichtet war.
    Die Frauen und Mädchen, die bisher so friedlich und still gewesen waren, umtanzten sie mit gellenden Schreien. Ihre Gesichter waren vor Wut und Hass verzerrt. Sie wären mit Zähnen und Nägeln auf Delta losgegangen, wenn die jungen Krieger, die sie führten, sie nicht vor der Wut der Frauen geschützt hätten.
    Dann wurde Delia mit rauen Stricken an den Marterpfahl gebunden. In weitem Kreis um sie wurden dürre Zweige aufgeschichtet und angesteckt, sodass Delia von einem Feuerkreis umgeben war, dessen Hitze ihr den Schweiß aus den Poren trieb.
    Die Marterung begann. Während die Männer sich zurückhielten und die Frauen wilde, fanatische Schreie ausstießen, sprangen kleine Jungen über den Feuerkreis, blitzende Messer in den Händen, die sie vor Delias Augen schwangen und mit denen sie sie quer über die Brust ritzten. Es waren Jungen, deren Väter auf dem Kriegspfad gefallen waren und die jetzt an Delia Rache nehmen durften.
    Delia hätte am liebsten vor Angst und Schmerz laut aufgeschrien. Aber sie dachte an Akitus Worte, presste die Kiefer zusammen und sah starr geradeaus.
    Plötzlich ertönte ein lautes, wütendes Gebell, das die Aufmerksamkeit der Indianer von Delia ablenkte. Der Professor schoss über den dunklen Platz, sprang mit einem Satz über den Feuerwall auf den Marterpfahl zu und stellte sich vor Delia auf – knurrend und bellend, bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich an seiner Herrin vergreifen wollte.
    Die Indianerjungen schraken vor diesem wütenden Mops zurück, der so ganz anders war als all die Hunde, die sie bisher gekannt hatten.
    Eine Minute lang wagte es niemand mehr, Delia anzugreifen.
    Aber Delia wusste nur zu gut, dass ihr kleiner grauer Professor sie nicht gegen Hunderte von aufgebrachten Indianern verteidigen konnte. Sie hätte ihm am liebsten zugerufen: „Lauf weg! Weit weg! Bring dich in Sicherheit!“
    Aber sie brachte kein Wort hervor.
    Noch ehe die Indianer sich von ihrer Überraschung erholt hatten, trat der Häuptling – es war jener große Mann mit dem weiß durchzogenen Haar, der Delias Gefangennahme angeordnet hatte – in den Feuerkreis und sagte etwas auf Indianisch zu seinen Leuten. Seinen Worten folgte Schweigen, dann Beifallsgemurmel.
    Dann plötzlich war Akitu an Delias Seite, und sie begriff, dass sie gerettet war, noch ehe er sich daran machte, ihre Fesseln zu lösen.
    „Du bist frei“, flüsterte er. „Niemand darf dich mehr verletzen!“
    „Danke, Akitu, danke!“’
    „Du wirst mein Bruder!“
    „Wir sind doch schon Blutsbrüder!“
    „Mein richtiger Bruder!“ sagte Akitu. „Mein Vater, der Häuptling, nimmt dich in unsere Familie auf! Mein Bruder tot, du mein neuer Bruder! Du wirst Indianer!“
    „Aber ... ich bin eine Weiße!“
    „Still!“ mahnte Akitu. „Du Indianer. Das deine einzige Rettung.“
    Delia wurde in ihre Hütte zurückgeführt. Das schöne Indianermädchen versorgte ihre Wunden, die sich glücklicherweise nur als harmlose Hautritzer herausstellten. Sie lächelte dabei, versuchte sogar, ein wenig mit Delia zu sprechen.
    „Ich, Inona, Tochter von Häuptling, Schwester von Akitu“, sagte sie. „Du jetzt mein kleiner Bruder!“
    Am Marterpfahl hatte Delia Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken, dass sie ihr Versprechen nicht gehalten und wieder gelogen hatte. Vielleicht wäre ihr vieles Schreckliche erspart

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