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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Paddel. Mit dem einen stieß er das Kanu vom Ufer ab, mit dem anderen trieb er es voran. Sobald das Kanu erst einmal die Mitte der Strömung erreicht hatte, schwamm es rasch und gleichmäßig dahin.
    Allmählich saß Delia nicht mehr so starr und steif wie zu Anfang. Sie wagte sich wieder vorsichtig zu bewegen. Der Professor, der mit schiefgezogenem Mäulchen vorne im Boot gesessen und den Kopf dauernd unruhig hin und her bewegt hatte, legte zum Zeichen, dass er sich eingewöhnt hatte, den Kopf zwischen die Pfoten. Er tat, als ob er schliefe. Aber sobald das Kanu ein wenig schwankte, öffnete er die großen Augen.
    Nach einer Weile gab Akitu das eine Paddel an Delia ab. Jetzt half sie ein wenig nach, wenn das Kanu sich zu stark auf das rechte Ufer zu bewegte, von der anderen Seite trieb Akitu es fort. Sie schossen so schnell dahin, dass es nicht nötig war, zu paddeln.
    Jetzt erst merkte Delia, wie bewegt der grüne Fluss war. Sie sah große Fische, wie sie nie in die Bucht gekommen waren, in der sie gefischt hatten. Sie standen reglos im Wasser, gegen den Strom.
    Als der letzte Rest von Unsicherheit überwunden war, begann sie die rasche Fahrt zu genießen. Es war sehr warm unter den grünen Zweigen, die das Sonnenlicht kaum durchließen, auf die aber von außen die heiße Luft des Sommertages drückte. Nur vom Wasser her kam Kühlung.
    Delia fasste spielerisch ins Wasser, wollte ihre Hand kühlen, dachte schon daran, ihren Mops zu bespritzen.
    „Tapferes Eichhörnchen sollte das nicht tun“, mahnte Akitu hinter ihr.
    Sie drehte sich halb um, sodass das Kanu bei der raschen Bewegung schon wieder etwas ins Schwanken kam. „Junger Adler denkt wohl, dass Tapferes Eichhörnchen wasserscheu ist?“ spottete sie. Aber sie sah Akitus ernstes Gesicht, und da verging ihr das Lachen. „Warum nicht?“ fragte sie. „Was ist denn?“
    Er wies mit dem Paddel ins Wasser. Sie sah einen langgestreckten Schatten dahinziehen.
    „Ein Leguan!’ rief sie. „Die tun doch nichts!“ Sie hatte oft die zierlichen, eidechsenartigen Geschöpfe beobachtet und wusste, dass sie harmlose Pflanzenfresser waren.
    Aber Akitu zeigte weiter in das grüne Wasser, ohne ein weiteres Wort, und da tauchte etwas neben ihrem Kanu auf — ein schwimmender grünbemooster Baumstamm? Sofort zog Akitu das Paddel ein.
    „Was ist?“ fragte Delia noch einmal.
    Da sah sie, dass der bemooste Baumstamm sich bewegte, sich vorn aufrichtete — ein riesiges, spitzes, langgestrecktes Maul klappte auf, scharfe gelbe Zähne wurden sichtbar.
    „Ein Krokodil!“ schrie Delia, atemlos vor Entsetzen.
    „Still!“ rief Akitu. „Ganz still!“
    Delia saß vor Schreck erstarrt.
    Das Krokodil schlug mit seinem langen Schwanz. Eine Welle brandete gegen das Kanu, brachte es zum Schaukeln. Das Krokodil wandte den Kopf, blickte die Kinder aus halbgeschlossenen Augen tückisch an, holte noch einmal mit dem Schwanz aus.
    Später sagte Akitu, dass das Zufall gewesen wäre. Er behauptete, dass kein Krokodil sich die Mühe machen würde, Menschen aus einem Boot zu holen. Aber in diesem Augenblick glaubte Delia fest, das Krokodil würde das Kanu gleich umwerfen und sich dann auf seine Beute stürzen, und auch später ließ sie sich niemals ganz von Akitus Erklärung überzeugen. Sie war wie gelähmt, holte tief Luft, saß mit offenem Mund, konnte nicht einmal schreien.
    Der Professor richtete sich auf. Er starrte das Krokodil an, und seine kugelrunden Augen traten so weit hervor, als würden sie ihm im nächsten Augenblick aus dem Kopf springen. Sein graues Fellchen sträubte sich regelrecht vor Erregung — so zornig hatte Delia ihren kleinen Freund noch nie gesehen. Und er gab ein Knurren von sich, ein Knurren, das klang, als wenn ein wildes Tier es ausstieße. Und dann heulte er — er bellte nicht, er heulte wirklich wie ein wütender Wolf.
    Das Krokodil blinzelte zu ihm auf, es sah ganz verblüfft aus — kein Wunder, denn das alte, amerikanische Flusstier hatte natürlich noch niemals einen Mops gesehen, und schon gar keinen so wütenden. Und dann versenkte es die Schnauze ins Wasser und war mit wenigen schnellen Stößen in den grünen Fluten verschwunden.
    Delia war der Schreck ordentlich in die Glieder gefahren, und bis der Mops sich erholt hatte, dauerte es auch eine ganze Weile. Nur Akitu tat so, als wenn ihnen gar nichts hätte geschehen können. Aber blass war er doch geworden.
    Von nun an passte Delia gut auf, dass ihre Hand nicht mehr ins Wasser kam, denn die

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