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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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die Iowanokas mir nichts, dir nichts im Stich zu lassen. Und meinen Bruder Akitu schon gar nicht. Ohne ihn hätte ich ja nicht einmal hierher zu Ihnen kommen können.“
    „Nun erzähl mir bloß mal: Warum in drei Kuckucks Namen bist du überhaupt hergekommen?“
    „Ich suche meinen Vater“, erklärte Delia sehr ernsthaft.
    Bill der Trapper schien diese Antwort dennoch komisch zu finden. „Wo hast du ihn denn verloren?“ fragte er grinsend.
    Jetzt erzählte Delia ihm die ganze Geschichte, angefangen von der Flucht ihres Vaters nach Amerika bis zu ihrer eigenen Flucht und Gefangennahme durch die Iowanokas. „Der letzte Brief meines Vaters ist von New York gekommen“, sagte sie, „und zwar hat er ihn im April vor zwei Jahren abgeschickt. In diesem Brief stand, dass er in New York erfolgreich gewesen wäre und bald mit einem Treck in den Westen ziehen und Land in Besitz nehmen würde. Ich habe den Brief nicht selbst gelesen, aber das hat meine Mutter mir erzählt. Und seitdem haben wir nie mehr eine Nachricht bekommen.“
    Bill der Trapper starrte sie an. „Und auf das hin bist du aufgebrochen, um ihn zu suchen?“
    „Ja“, sagte Delia und sah ihm gerade in die Augen. „Vielleicht braucht er Hilfe.“
    Der Trapper hatte sein Stück Fleisch aufgegessen, jetzt wischte er sich die Hände an der ledernen Hose ab. „Nun hör mal zu, Kleine …“, begann er in väterlichem Ton.
    Sie unterbrach ihn. „Ich heiße Delia“, sagte sie. „Sie können auch Tapferes Eichhörnchen zu mir sagen. Bloß nicht Kleine. Das vertrage ich nicht.“
    „Also, dann hör mal zu, du Häuptlingstochter! Weißt du, wie viele Einwanderer so ungefähr im April oder Mai vor zwei Jahren aus New York aufgebrochen sind?“
    Delia verstand schon, worauf er hinauswollte, und fiel ihm wieder ins Wort. „Das weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht. Und wenn es Millionen gewesen wären, mir geht es nur um meinen Vater!“
    Der Trapper sah sie kopfschüttelnd an. „So was Verrücktes wie du ist mir lange nicht mehr begegnet!“
    „Mein Vater heißt Konrad Körner!“ sagte Delia und sprach jedes Wort sehr sorgfältig aus. „Er ist sehr groß, ungefähr so groß wie Sie, Mister Bill! Auch die Figur ist ganz ähnlich. Aber er hat braunes Haar, und das trägt er kurz geschnitten. Er hat einen runden, gestutzten, braunen Bart, braune Augen … er sieht mir ein bisschen ähnlich, das heißt, ich sehe ihm ein bisschen ähnlich, abgesehen davon, dass er natürlich ein erwachsener Mann und ziemlich viele Jahre älter ist.“
    Sie sah den Trapper erwartungsvoll an.
    Der kraulte sich in seinem langen, blonden Bart. „Konrad Körner“, sagte er nachdenklich, „braunes Haar und braune Augen …“ Er zog die Brauen zusammen.
    „Erinnern Sie sich?“ fragte Delia, und wagte vor Aufregung kaum zu atmen.
    „Du hast mich an jemanden erinnert, als ich dich das erste Mal sah!“
    „An wen?“
    „Das überlege ich ja gerade. Nein. Unmöglich. Solche Zufälle gibt es doch gar nicht. Und doch! Sag mal, hat dein Vater ein besonderes Merkmal? Vielleicht eine Narbe?“
    „Ja!“
    „An der Stirn?“
    Jetzt hielt es Delia nicht länger aus. Sie vergaß ihre anerzogene indianische Würde, sprang auf und begann von einem Bein auf das andere zu hopsen. „Ja, das ist er! Sie kennen ihn! Ich hab’s ja gewusst!“ Sie wandte sich an Akitu, der mit unbewegtem Gesicht dasaß, rief in der Sprache der Iowanokas: „Er kennt meinen Vater!“
    „Da schlag doch gleich der Blitz ein“, sagte Bill der Trapper ehrlich bewegt. „Du bist seine Tochter!“
    „Ja, natürlich bin ich’s!“ rief Delia. „Ich bin Delia Körner aus Schönau! Aber, bitte, bitte, jetzt sagen Sie mir doch: Wo ist mein Vater? Und woher kennen Sie ihn? Und warum hat er nichts mehr von sich hören lassen?“
    „Immer langsam“, sagte Bill, und begann mit seinen groben braunen Fingern gemächlich seine Pfeife zu stopfen. „Lass mich mal erzählen, kleines Fräulein! Also, die Sache war die, ich habe deinen Vater aufgelesen … ja, regelrecht aufgelesen mitten in der Prärie! Es ist ihm ganz ähnlich gegangen wie dir und deinen Leuten. Der Treck, mit dem er nach Westen ziehen wollte, wurde von den Indianern überfallen. Vielleicht waren es sogar deine Freunde, die Iowanokas …“
    Diese letzte Bemerkung des Trappers gab Delia einen Stich. Aber sie ließ sich nicht vom Thema abbringen. „War er verwundet?“ fragte sie.
    „Kann man wohl sagen. Gar nicht mehr bei Bewusstsein war

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