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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Kugeln heraus und ließ sie, eine nach der anderen, in den See plumpsen.
    Als sie das Ufer erreichten, war der Trapper immer noch nicht auf der Insel zu sehen. Aber Delia war sicher, dass er sich schon bald befreit haben würde.
    Ein merkwürdiger Mensch, dachte sie. In mancher Hinsicht ist er gut, und in mancher Hinsicht ist er böse. Früher habe ich immer geglaubt, dass man nur eines von beiden sein kann. Aber im Leben ist alles verzwickter, als ich gedacht habe.
    Sie befestigten das Boot am Ufer, legten den silberbeschlagenen Stutzen hinein, stießen das Kanu in den See hinaus. Sie mussten den Rückweg zum Indianerdorf zu Fuß machen, denn gegen den Strom zu paddeln wäre zu anstrengend gewesen und viel zu langsam gegangen.
    Delia war etwas bänglich zumute, als sie Akitu in den dichten Urwald hinein folgte. Aber sie hatte Vertrauen zu ihrem Blutsbruder. Der Indianerjunge würde sie schon sicher führen.

Delia und Akitu kamen nur sehr langsam und unter vielen Mühen voran. Oft mussten sie mit einem Jagdmesser Schlingpflanzen zerschneiden, denn es gab in dem dichten Unterholz weder Weg noch Steg. Der Professor hatte es am besten. Er war schlau genug, nicht wie gewöhnlich voranzulaufen, sondern sich hinter den Kindern zu halten. Er benutzte den Pfad, den Delia und Akitu schon ausgetreten hatten.
    Delia lief der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Es war schwül hier unten im Urwald. Auf die grünen Baumkronen prallte die Sonne. Sie war froh, als sie gegen Mittag zu einer Quelle kamen und Akitu eine Rast einlegte.
    Alle drei, Delia, Akitu und der kleine Mops, tranken durstig. Sie sammelten Beeren, die süß und saftig in der Nähe des Bächleins wuchsen, aßen sie mit Appetit. Der Professor ließ sich dazu herab, zwei oder drei mit schiefgezogenem Mäulchen zu kosten, dann wandte er beleidigt das Näschen ab, als wenn er sagen wollte: Wenn ihr nichts Besseres für mich habt, dann könnt ihr mir gestohlen bleiben!
    Akitu strich mit der Hand eine kleine Stelle des Waldbodens glatt und zeichnete mit einem Ast die Skizze einer Landkarte. Aus ihr entnahm Delia, dass sie nur den Zipfel eines Waldes durchqueren mussten, der sich zwischen dem Orio-See und der Prärie vorschob. Sie glaubte Akitu aufs Wort, dass sie in wenigen Stunden das freie Land erreicht haben würden. Mit neuem Mut machte sie sich auf den Weg.
    Aber es wurde Nachmittag, und es wurde Abend. Das grüne Licht, das durch die Kronen der Urwaldbäume fiel, wurde dunkler und dunkler, und immer noch war das Unterholz undurchdringlich. Nichts wies darauf hin, dass sie bald die Prärie erreichen würden. Akitu kämpfte sich verbissen weiter vor, aber Delia wurde es allmählich mulmig bei der Vorstellung, eine Nacht im Urwald verbringen zu müssen.
    „Akitu“, rief sie, „bitte, bleib stehen!“
    „Keine Zeit zum Rasten“, erwiderte der Indianerjunge.
    „Glaubt Junger Adler wirklich, dass wir heute die Prärie noch erreichen?!“
    „Akitu ist ganz sicher.“ Aber Delia ließ sich nicht überzeugen. „Es wird ja schon dunkel, bald ist Nacht. Akitu, wenn wir uns nun verirrt haben?“
    Jetzt drehte Akitu sich doch zu ihr um. „Delia braucht keine Angst zu haben“, sagte er. „Akitu verirrt sich nie.“
    Delia ließ nicht locker. „Aber es kann doch sein, dass Akitu die Entfernung falsch eingeschätzt hat. Akitu ist doch selbst noch nie am Orio-See gewesen.“
    Sie sah, dass das Gesicht ihres Freundes sich verfinsterte. Aus Erfahrung wusste sie, dass er Kritik schlecht vertrug.
    „Sei mir nicht böse, Akitu“, sagte sie rasch. „Es ist nur… du weißt, ich selbst kenne mich gar nicht aus, und das macht mich natürlich unsicher.“
    Akitu sagte nichts. Sie sah, wie er die Luft durch die Nase einzog.
    „Was hast du?“ fragte sie erstaunt.
    „Feuer“, sagte er, „Akitu riecht Feuer. Menschen.“
    „Weiße?“ fragte Delia, die wusste, über welch hervorragenden Geruchssinn ihr Freund verfügte.
    „Feuer im Wald bedeutet rote Menschen, Indianer“, erklärte Akitu.
    Beide sahen sich an und dachten das Gleiche: Waren sie in die Nähe von Freunden geraten, die ihnen weiterhelfen würden? Oder waren sie in Gefahr?
    Die Indianer Nordamerikas waren sich, obwohl sie die weißen Einwanderer als ihre gefährlichsten Gegner betrachteten, dennoch untereinander durchaus nicht einig.
    Delia und Akitu wussten, dass sie jetzt eine Entscheidung treffen mussten. Entweder sie versuchten, der Begegnung auszuweichen und nahmen es in Kauf, sich dadurch

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