Delia im Wilden Westen
Trapper blinzelte. „Ich habe gar nichts, womit ich zahlen könnte.“
„Bitte, wie Sie wollen. Dann warten wir, bis Akitu zurückkommt. Er wird Sie durchsuchen.“
Das wirkte. „Ein paar Goldstücke habe ich natürlich mit“, gab der Trapper zu.
„Zeigen Sie sie mir.“
Der Trapper zog einen Lederbeutel aus der Tasche, griff hinein und zeigte Delia ein paar Golddollar.
„Werfen Sie mir den ganzen Beutel zu“, sagte sie.
Er machte eine blitzschnelle Bewegung, war drauf und dran, Delia den Beutel ins Gesicht zu schmettern und sie damit kampfunfähig zu machen — aber schon eine Sekunde früher sprang der Mops zu und biss ihn in die Hand.
Der Trapper schrie schmerzerfüllt auf und ließ den Beutel fallen.
„Das kommt davon“, sagte Delia ungerührt. „Bring, Professor!“
Der Mops schnappte nach dem Beutel, trug ihn Delia hin und legte ihn ihr schwanzwedelnd zu Füßen.
Es war schon ein bisschen schwierig, die Dollars zu zählen und den Trapper dabei nicht ganz aus den Augen zu lassen.
Aber es ging, weil der Mann damit beschäftigt war, die Wunden, die die kleinen scharfen Zähne des Mopses gebissen hatten, wehleidig zu beäugen.
Delia zählte zwölf Dollar. Zwei warf sie dem Trapper zu, zehn tat sie in den Beutel, den sie an ihrem Gürtel befestigte.
„Das ist Raub!“ schrie der Gefangene empört. „Gemeine Plünderei!“
„Sie haben es gerade nötig“, erwiderte Delia kalt. „Seien Sie doch froh, dass wir so gnädig mit Ihnen umgehen. Sie behalten die Felle und die Bärin noch als Draufgabe ... ja, sie gehörte uns, wir hatten sie gestellt. Sie haben sie uns vor der Nase weggeschossen.“
„Zehn Dollar für ein paar lumpige Felle und eine Bärin!“ protestierte der Trapper noch einmal.
„Rechnen Sie Ihr Leben noch dazu“, schlug Delia vor. „Das dürfte Ihnen wohl allein schon zehn Dollar wert sein, oder nicht? Die Gewehre, die Pistole und die Munition behalten wir natürlich auch.“
Als Akitu mit dem zusammengerollten Lasso zurückkam, war das seltsame Geschäft abgeschlossen. Der Trapper schimpfte und fluchte zwar noch immer, aber das kümmerte weder Delia noch Akitu. Delia steckte die Pistole in die dazugehörige Tasche, die sie sich von dem Trapper hatte geben lassen, hängte sich das eine der beiden Gewehre über die Schulter. Akitu nahm das andere. Delia pfiff dem Mops.
„Wollen wir das Bleichgesicht nicht wenigstens fesseln?“ fragte Akitu.
Delia warf ihr langes braunes Haar, das sie nach Indianerart am Hinterkopf zu einem Schopf aufgesteckt trug, in den Nacken. „Wozu? Er wird uns nicht folgen. Bestimmt will er nicht riskieren, dass die wilden Tiere sich an seinem teuer erworbenen Bären gütlich tun.“
Aber Akitu blieb voller Misstrauen. Hinter einem dicken Baumstamm versteckt, beobachtete er noch lange die Lichtung, während Delia sich schon auf den Weg machte. Erst als er sich vergewissert hatte, dass der Trapper völlig damit beschäftigt war, den Bären abzuhäuten und anscheinend gar nicht daran dachte, sie zu verfolgen, verließ er seinen Wachtposten.
Sie fanden die beiden Pferde, wo sie sie verlassen hatten, führten sie mit vielem guten Zureden und beruhigenden Worten auf den Pfad zurück.
Auf der verlassenen Pferdeweide saßen sie auf und ritten im Schritt und sehr behutsam, damit sich die Tiere nicht noch mehr verletzten, auf die Prärie zurück. Sie sprachen wenig miteinander, denn auch Delia war die Redelust vergangen.
Akitu sorgte sich um sein gefangenes Volk, und Delia wurde jetzt erst bewusst, dass sie zwar ein Menschenleben, Bills Leben, gerettet, sich dafür aber durch ein freiwilliges Versprechen erneut wieder an das Schicksal der Iowanokas gebunden hatte.
Würde es ihr wirklich gelingen, die Indianer zu befreien? Und wann endlich konnte sie sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen Vater machen?
Doch als sie dann den Waldrand erreichten und die grüne, blühende Prärie in ihrer unendlichen Weite unter der Morgensonne vor ihnen lag, fühlten sich beide wie von einem Druck befreit.
„Vorwärts, Akitu!“ schrie Delia. „Wir schaffen es schon!“ Und sie gab ihrem kleinen Mustang die Hacken, dass er wie ein Pfeil vorwärts preschte.
Akitu jagte hinter ihr her, wobei er den hellen Kriegsschrei der Iowanokas ausstieß: „Hiiiiiiiiiiii-eh!“
Die Pferde vergaßen ihre Schrammen und Wunden und die ausgestandene Angst, sie galoppierten dahin im Gefühl ihrer Kraft, und der Mops rannte begeistert bellend mit ihnen um die Wette.
Am
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