Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
kräftigen Biss in ihr Brot. „Das Brot schmeckt gut, aber ich komme fast um vor Durst.“ Als der Junge eine Flasche zu ihr hinwerfen wollte, wehrte sie ab: „Nein, nicht werfen! Gib sie dem Professor, er wird sie mir bringen!“
    Sie anstelle des Jungen hätte versucht, die Flasche so heftig zu werfen, dass sie außer Gefecht gesetzt worden wäre, das wollte sie verhindern. Der Mops näherte sich ihm schwanzwedelnd und voller Freundlichkeit, aber als er nach ihm greifen wollte, offensichtlich, um ihn als Geisel zu benutzen, schnappte er sofort zu.
    Der Junge zog erschrocken seine Hand zurück. „So eine Bestie!“
    „Na, dachtest du, der hätte sich so ohne Weiteres von dir fangen lassen?“ Delia lachte. „Das ist ein reinrassiger europäischer Mops, weißt du, der fällt auf so dumme Tricks nicht rein. Also gib ihm schon die Flasche, aber diesmal anständig.“
    Als der Mops ihr die Flasche brachte, nahm sie erst selber einen kräftigen Schluck, dann ließ sie ihn aus den hohlen Händen schlabbern. Der Junge sah mit finsterem Gesicht zu.
    „Nun sag mal, wie heißt du?“ fragte Delia.
    „Geht dich das was an?“
    „Eigentlich nicht. Aber es gehört sich so. Ich habe mich vorgestellt und meinen Mops dazu. Jetzt bist du an der Reihe. Also los!“
    „Ich heiße André Meunier!“
    „Hübscher Name“, sagte Delia. „Nun pass mal auf, lieber André, siehst du ein, dass du in meiner Gewalt bist?“
    „Fragt sich nur, wie lange!“
    „So lange ich will, mein Sohn!“ Diese Anrede wirkte einigermaßen komisch, weil Delia Jahre jünger und mindestens zwei Köpfe kleiner als ihr Gefangener war.
    André musste wider Willen lächeln.
    „Da gibt’s nichts zu lachen! Wenn ich wollte, könnte ich dich zwingen, deine Kleider abzulegen und splitternackt nach Hause zu laufen ... und je länger ich darüber nachdenke, je richtiger scheint mir, ich sollte das tun.“
    „Aber warum?“
    „Trottel und noch einmal Trottel! Weil ich etwas Vernünftiges anzuziehen brauche! Ich kann doch nicht mein Leben lang als Indianerin herumlaufen. Die Indianer sind bei den Weißen nicht beliebt, das weißt du genauso gut wie ich … und von meinem eigenen Stamm bin ich viel zu weit entfernt ...“
    „Du hast einen eigenen Stamm?“ fragte André.
    „Ja, ich gehöre zu den Iowanokas. Ich bin die Tochter des Häuptlings, das heißt, inzwischen bin ich die Schwester des neuen Häuptlings. Aber das alles ist viel zu kompliziert, um es dir zu erklären.“
    Jetzt war Andrés Neugier geweckt. „Ach, bitte, erzähl es mir doch!“
    „Erst wenn die Kleiderfrage geklärt ist“, sagte Delia mit Nachdruck. „Die meisten Indianerstämme sind auch noch untereinander verfeindet. Ich kann nicht so einfach weiter als Iowanoka-Indianerin durch die Gegend ziehen. Sie würden mich schnappen und töten oder sogar an den Marterpfahl stellen, und das möchte ich nicht noch einmal erleben.“
    „Du hast am Marterpfahl gestanden?“
    „Ja. Und so wirst du mir auch wohl glauben, dass ich vor nichts zurückschrecke.“
    „Meine Sachen“, sagte André, „wären dir doch viel zu groß.“
    „Die würde ich mir schon zurechtkrempeln. Es sei denn, du hättest etwas Besseres für mich.“
    „Doch“, sagte der Junge, „mein alter Sonntagsanzug. Den hat meine Mutter aufgehoben und aufgehoben, bis sich herausgestellt hat, dass er mir zu klein geworden ist. Willst du den haben?“
    Delia rieb sich die Nase. „Also weißt du, so piekfeine Sachen kann ich eigentlich gar nicht brauchen. Ich muss mich schon drin bewegen können.“
    „Es ist ein richtiger guter Cowboyanzug.“
    „Hm, na ja, das wäre schon was.“ Delia verbarg nur mit Mühe ihr Interesse.
    „Und was gibst du mir dafür?“ fragte André. „Du wirst mich doch wohl nicht einfach berauben wollen?“
    „Nein“, sagte Delia, der erst jetzt aufging, dass sie im Begriff stand, ein Unrecht zu tun, „natürlich nicht. Was willst du denn dafür haben?“
    „Dein Gewehr!“
    „Unmöglich, das brauche ich selber.“
    „Deine Pistole.“
    „Na ja“, sagte Delia, „also gut. Von mir aus.“
    „Aber das ist nicht genug“, sagte der Junge. „Glaub mir, es ist ein prima Anzug, du wirst schon sehen. Gib mir deinen Hund!“
    „Den Professor? Du bist ja verrückt. Der würde keine Stunde bei dir bleiben. Der weiß genau, wohin er gehört.“
    „Ich würde ihm eine Hundehütte bauen und ihn anketten.“
    „Was hättest du schon von einem angeketteten Mops?“
    „Das ist meine

Weitere Kostenlose Bücher