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Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Sache.“
    „Sieh mal“, sagte Delia, „ich könnte dir ja den Professor geben, wirklich! Aber das wäre glatter Betrug. Er kommt mir nämlich immer nach, sogar damals, als ich über das große Wasser gefahren bin, als blinder Passagier, ist er mir gefolgt.“
    Diese Erklärung beeindruckte André. „Na gut“, sagte er. „Was willst du denn sonst anbieten?“
    Delia zögerte. „Vielleicht … meine Mundharmonika?“ Diese Mundharmonika war neben dem Professor ihr wertvollster Besitz. Sie hatte ihn über alle Wirren hinweg stets bewahrt und trennte sich jetzt, da sie ganz allein war, nur umso schwerer davon.
    „Lass sehen!“ sagte André.
    Delia zog die Mundharmonika aus dem ledernen Beutel und begann darauf zu spielen, und zu Ehren Andrés ließ sie „Au claire de la Lune ...“ und „Sur le pont d’Avignon ...“ hören.
    „Das ist gut!“ rief André begeistert. „Lass mich mal!“
    „Kommt nicht in Frage! Erst bringst du mir die Sachen, und dann kriegst du die Pistole und die Mundharmonika! Aber dass du nicht versuchst, mich reinzulegen! Erstens wäre das eine Gemeinheit, zweitens kriegtest du gar nichts, denn die Erwachsenen nähmen mir doch alles weg ... und drittens lass ich mich nicht hinters Licht führen. Schreib dir das hinter die Ohren!“
    André erklärte, dass er ganz bestimmt nichts von seiner erstaunlichen Begegnung erzählen würde, und erklärte sich bereit, gleich jetzt, noch in der Mittagszeit, während alle beim Essen waren, nach Hause zu laufen und seinen Anzug zu holen.
    Sie verabschiedeten sich einigermaßen freundschaftlich.
    Dennoch war Delia ihrer Sache durchaus nicht sicher. Sie suchte sich, kaum dass André gegangen war, die höchste Eiche aus und kletterte, den Professor unter dem Arm, hinauf. Von hier aus konnte sie das Dorf und die Wege zum Dorf gut beobachten.
    Sie sah André in einem der Häuser verschwinden, die eigentlich nichts mehr als große Blockhütten waren, an die von hinten und vorn und von der Seite angebaut worden war. Andre ging nicht etwa durch die Türe, sondern er kletterte durch ein Fenster — und gerade das beruhigte Delia. Ihr war klar, dass er nicht gesehen werden wollte, um unliebsamen Fragen zu entgehen.
    Es dauerte auch nicht lange, dann kam er wieder aus dem Fenster herausgesprungen und rannte auf den Waldrand zu. Aber jetzt hielt er ein dickes Kleiderbündel unter dem Arm.
    Delia blieb auf ihrem Beobachtungsposten sitzen, bis er schon ganz nahe war. Jetzt verließen auch die ersten Siedler schon wieder die Häuser. Aber es waren nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder, und sie trugen keine Waffen. Alles wirkte durchaus friedlich.
    „Delia!“ rief André der wieder bei seiner Egge angekommen war. Und noch einmal: „Delia! Indianermädchen, wo bist du?“
    Da bequemte sie sich, von ihrem Baum herabzuklettern. „Hast du alles?“ fragte sie.
    „Ja“, sagte er eifrig, „und noch mehr, als ich versprochen habe!“ Und er reichte ihr ein Stück Seife.
    Es war ganz gewöhnliche, selbstgemachte Seife. Sie war nicht parfümiert, und doch war der Geruch nach Sauberkeit, der von ihr ausging, für Delia etwas ganz Wunderbares.
    „Bin ich denn so schmutzig?“ fragte sie.
    „Na ja, es geht.“
    Sie nahm ihm die Seife aus der Hand. „Auf alle Fälle, ich dank dir schön! Wenn ich Wasser hätte, würde ich mich jetzt gleich waschen, bevor ich mich umziehe.“
    „Ich zeige dir eine Quelle“, erbot sich André sofort.
    Er führte sie und den Mops in den Wald hinein, und das war gut so. Denn kaum waren sie fort, da erschienen auch schon wieder die ersten Siedler auf den Feldern.
    Delia nahm das Kleiderbündel von André entgegen, übergab ihm, wie verabredet, Pistole und Mundharmonika.
    „Schönen Dank auch für alles“, sagte sie. „Ich bin sehr froh, dass ich gerade dich getroffen habe.“
    „Ich muss zurück, sonst suchen mich die anderen.“
    „Das wird wohl so sein.“
    „Du, willst du nicht auf mich warten? Wir könnten uns doch heute Abend noch einmal sehen. Und ich könnte dir auch was zu essen mitbringen.“
    Delia überlegte. Nun, André sah wie ein ehrlicher Junge aus, wie ein netter Junge sogar. Es war nicht anzunehmen, dass er ihr eine Falle stellte.
    „Gut, abgemacht“, sagte sie. „Aber wenn du eine Stunde nach Sonnenuntergang nicht da bist ...“
    „Ich werde mich beeilen.“
    Delia wartete, bis André im Wald verschwunden war. Sie wartete noch fünf Minuten länger, in denen sie ganz aufmerksam und mit gespitzten

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