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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geholt!«
    »Du warst beim heiligen Brunnen?«
    »Sieh her! Das ist das echte Wasser vom Zem-Zem!«
    »Allah kerihm, Gott ist gnädig, Sihdi! Er hat dich zu einem wahren Gläubigen und sogar zu einem Hadschi gemacht. Ein Giaur darf nicht in die Stadt; aber wer vom Wasser des Zem-Zem hat, der ist ein Hadschi und folglich auch ein echter Moslem. Habe ich dir nicht stets gesagt, daß du dich noch bekehren würdest, du magst wollen oder nicht?«
    Das war eine ebenso drollige wie auch kühne Auffassung der Sachlage; aber sie hatte die Absicht und auch den Erfolg, das muselmännische Gewissen meines guten Halef zu beschwichtigen, und so fiel es mir nicht ein, seine Anschauung zu widerlegen.
    Die Landschaft um Mekka ist außerordentlich wasserarm, und wo sich ein Brunnen befindet, ist er sicherlich der Mittelpunkt eines Dorfes oder wenigstens eines zeitweiligen Lagers. Diese Orte mußten wir meiden, und so kam es, daß wir trotz der Hitze des Tages keinen Halt machten, bis wir eine Gegend erreichten, welche sehr reich an zerklüfteten Felsen war. Wir folgten der Ateïbeh über Schutt und Geröll und zwischen mächtigen Steinblöcken hindurch, bis wir an einen Felsenspalt gelangten, der unten die ungefähre Breite eines Kameles hatte.
    »Dies ist die Höhle,« sagte unsere Führerin. »Auch die Tiere können hinein, wenn wir ihnen die Sattelkissen abnehmen.«
    »Wir bleiben hier?« fragte ich.
    »Ja, bis der Scheik kommt.«
    »Wird er kommen?«
    »Er wird sicher kommen, weil Hanneh ihn benachrichtigt hat. Wenn jemand von den Ateïbeh nicht zum Lager kommt, so ist er hier in dieser Höhle zu suchen. Steigt ab und folget mir!«
    Abu-Seïf war wieder zu sich gekommen, aber er hatte während des ganzen Rittes keinen Laut von sich gegeben und stets die Augen geschlossen gehalten. Er wurde zuerst in die Höhle gebracht. Wenn man dem Spalte folgte, so wurde er immer breiter und bildete schließlich einen Raum, der groß genug für vierzig bis fünfzig Männer und Tiere war. Sein großer Vorzug bestand in dem Wasser, welches sich ganz im Hintergrunde angesammelt hatte. Nachdem wir den Gefangenen und die Kamele in Sicherheit gebracht hatten, suchten wir draußen nach dem großbüscheligen Rattamgras, welches die sehr willkommene Eigenschaft besitzt, daß es im grünen Zustande ebensogut brennt wie im getrockneten. Das war für die Nacht, denn am Tage konnte es uns nicht einfallen, ein Feuer anzuzünden, dessen Rauch unsern Zufluchtsort sehr leicht hätte verraten können.
    Übrigens aber brauchten wir keine große Sorge zu haben, entdeckt zu werden. Unser Weg hatte uns meist über einen so steinigen Boden geführt, daß unsere Spuren sicher nicht verfolgt werden konnten.
    Eine eigentümliche Entdeckung machte ich, als ich die Satteltasche meines Kameles untersuchte: sie enthielt Geld, und zwar eine nicht unbedeutende Summe.
    Unsere Tiere waren ermüdet, und wir ebenso; die Fesseln des Gefangenen waren fest, und so konnten wir schlafen. Natürlich aber teilte ich mich mit Halef in die Wache. So vergingen die letzten Tagesstunden, und die Nacht brach herein. Beim Morgengrauen hatte ich die Wache. Durch ein sich nahendes Geräusch aufmerksam gemacht, lugte ich zum Spalt hinaus und sah einen Mann, der sich vorsichtig herbeischlich. Ich erkannte in ihm einen der Ateïbeh und trat hinaus.
    »Allah sei Dank, daß ich dich sehe, Effendi!« begrüßte er mich. »Der Scheik hat mich vorausgesandt, um zu erforschen, ob ihr hier zu finden seid. Nun brauche ich nicht zurückzukehren, denn dies ist das Zeichen, daß ich euch hier angetroffen habe.«
    »Wen vermutest du außer mir noch hier?«
    »Deinen Diener Halef, die Bint el Ateïbeh und vielleicht gar noch Abu-Seïf, den Gefangenen.«
    »Wie kannst du diese alle hier erwarten?«
    »Effendi, das ist nicht schwer zu erraten. Hanneh kam mit den beiden Kamelen allein ins Lager und erzählte, daß du in Mekka gewesen und geflohen bist. Die Bint el Malek war mit dir geritten und hat dich sicher nicht verlassen, obgleich du eine große Sünde begangen hast. Halef kam dir nach, und hinter den Bergen fanden die Verfolger das erschossene Pferd des Dscheheïne, ihn selbst aber nicht. Ihr hattet ihn also bei euch. Freilich konnten nur wir dies erraten, die anderen aber nicht.«
    »Wann kommt der Scheik?«
    »Vielleicht noch vor einer Stunde.«
    »So komm herein.«
    Er würdigte den Gefangenen keines Blickes und legte sich sofort zum Schlafen nieder. In der angegebenen Zeit langte die kleine Karawane vor

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