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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hand. Aber – wird das Tier gehorchen?«
    »E – o – ah! – E – o – ah!«
    Gott sei Dank! Bei dem bekannten Ruf erhob sich das Hedjihn in zwei Rucken, und windschnell ging’s nun dahin. Schüsse krachten hinter mir – nur vorwärts, vorwärts!
    Wäre das Kamel eines jener halsstarrigen Tiere gewesen, welche man so oft findet, so war ich unbedingt verloren.
    In weniger als drei Minuten befand ich mich außerhalb der Stadt, und erst dann wagte ich es, mich umzusehen, als ich beinahe die halbe Höhe des Berges hinter mir hatte. Da unten wimmelte es von Reitern, welche mich verfolgten. Die Muselmänner waren nämlich sofort in die nächsten Serais und Khans geeilt und hatten die dort vorhandenen Tiere bestiegen.
    Wohin sollte ich mich wenden? Zur Tochter des Scheik, die dadurch verraten wurde? Und doch mußte ich sie warnen! Ich feuerte mein Tier durch unaufhörliche Zurufe an; seine Schnelligkeit war unvergleichlich. Oben auf der Höhe blickte ich noch einmal zurück und bemerkte, daß ich mich in Sicherheit befand. Ein einziger Reiter war mir verhältnismäßig nahe gekommen. Es war Abu-Seïf. Zufällig hatte er ein Pferd ergriffen, welches eine außerordentliche Schnelligkeit entwickelte.
    Ich flog drüben den Abhang hinab. Die Tochter Maleks erspähte mich. Daß ich auf einem Kamele saß und in solcher Eile herbeigestürmt kam, dies ließ sie die Sachlage erraten. Sie schwang sich sofort auf ihr Kamel und nahm dasjenige, auf welchem ich vorher gesessen hatte, beim Halfter.
    »Wer hat dich entdeckt?« rief sie mich in Hörweite an.
    »Abu-Seïf.«
    »Allah akbar! Verfolgt dich der Schurke?«
    »Er ist mir ziemlich nahe.«
    »Und viele andere?«
    »Sie kommen zu spät.«
    »So bleibe mir fern und fliehe immer gerade aus über Berg und Thal.«
    »Warum?«
    »Du sollst es sehen.«
    »Ich muß erst zu dir. Gieb mir meine Waffen!«
    Im Vorüberreiten wechselten wir die Gewehre; dann versteckte sich die Wüstentochter hinter einem Felsenvorsprung, ohne mir zu folgen. Jetzt erriet ich ihr Vorhaben: sie wollte Abu-Seïf zwischen sich und mich bringen. Er erschien nach einigen Augenblicken oben auf der Höhe. Ich ließ mein Tier mit Absicht etwas langsamer gehen und bemerkte, daß er nun seinen Eifer verdoppelte. Während ich die nächste Bergeslehne erklimmte, galoppierte er drüben herab und quer über die Senkung herüber, ohne aus den Spuren zu bemerken, daß ich nicht allein da gewesen war. Als ich den Gipfel erreichte, sah ich auf der Höhe hinter mir bereits noch einige Verfolger, und tief unten hatte sich meine Gefährtin nun auch in Bewegung gesetzt. Ihr Vorhaben war ihr gelungen: Abu-Seïf befand sich zwischen uns; und da sie das zweite Kamel nicht mehr am Halfter führte, sondern frei nachlaufen ließ, so mußte er sie, wenn er sich umsah, für einen meiner Verfolger halten.
    Für meine Person hatte ich nichts mehr zu befürchten, und da die andern Verfolger immer weiter zurückblieben, so war nur noch darauf zu achten, daß Abu-Seïf uns nicht entwischte. Ich suchte daher aus dem hügeligen Terrain heraus und in die Ebene zu kommen, doch in der Richtung, welche dem Lager der Ateïbeh entgegengesetzt war. Und zu gleicher Zeit zügelte ich mein Dschemmel immer mehr.
    So dauerte der Ritt wohl gegen drei Viertelstunden, bis ich endlich die offene Wüste erreichte. Ich strebte in dieselbe hinein und richtete es so ein, daß sich Abu-Seïf immer außer Schußweite hinter mir befand. Jetzt erreichte auch die Tochter des Scheik den Fuß der Hügelkette, aber zu gleicher Zeit sah ich auf dem Kamme der letzten Höhe noch einen Verfolger erscheinen, der ein ausgezeichnetes Kamel reiten mußte; denn er kam uns anderen immer näher. Sein Tier war dem Pferde des Abu-Seïf weit überlegen.
    Ich begann bereits Befürchtungen zu hegen, zwar nicht für mich, sondern in Beziehung auf meine Gefährtin; da sah ich zu meinem Erstaunen, daß dieser Reiter seitwärts abbog, als wolle er uns in einem Bogen überholen. Ich hielt mein Tier an und blickte schärfer zurück. War es möglich? Dort der kleine Kerl auf dem fliegenden Hedjihn sah genau so aus, wie mein Halef. Wie kam er zu einem solchen Tiere, und wie kam er hinter uns? Ich hielt mein Kamel an, um ihn noch einmal, und zwar genau ins Auge zu fassen. Ja, es war Halef und kein anderer. Er wollte sich mir zu erkennen geben und schlug mit den Armen in der Luft herum, als ob er Schwalben fangen wolle.
    Nun blieb ich ruhig sitzen und nahm die Büchse zur Hand. Der Verfolger

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