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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ausgraben – Fowling-bull holen – britisches Museum schenken. Kann nicht Arabisch – will gern Jäger haben. Machen Sie mit – bezahle gut, sehr gut!«
    »Darf ich um Ihren Namen bitten?«
    »Lindsay, David Lindsay – Titel nicht, brauche nicht – Sir Lindsay sagen.«
    »Sie beabsichtigen wirklich, nach dem Euphrat und Tigris zu gehen?«
    » Yes. Habe Dampfboot – fahre hinauf – steige aus – Dampfboot wartet, oder zurück nach Bagdad – kaufe Pferd und Kamel – reisen, jagen, ausgraben, britisches Museum schenken, Traveller-Klub erzählen. Sie mitgehen?«
    »Ich bin am liebsten selbständig.«
    »Natürlich! Können mich verlassen, wann wollen – werde gut bezahlen, sehr fein bezahlen – nur mitgehen.«
    »Wer ist noch dabei?«
    »So viel, wie Sie wollen – aber lieber ich, Sie, zwei Diener.«
    »Wann fahren Sie ab?«
    »Übermorgen – morgen – heut – gleich!«
    Das war ein Anerbieten, wie es mir nicht gelegener kommen konnte. Ich bedachte mich nicht lange und schlug ein. Natürlich aber stellte ich die Bedingung, daß es mir zu jeder Zeit frei stände, meine eigenen Wege zu gehen. Er führte mich an den Hafen, wo ein allerliebster kleiner Puffer lag, und ich merkte bereits nach Verlauf von einer halben Stunde, daß ich mir keinen besseren Gefährten wünschen konnte. Er wollte Löwen und alle möglichen Bestien schießen, die Teufelsanbeter besuchen und mit aller Gewalt einen Fowling-bull, wie er es nannte, einen geflügelten Stier, ausgraben, um ihn dem britischen Museum zum Geschenk zu machen. Diese Pläne waren abenteuerlich, hatten aber eben deshalb meine volle Zustimmung. Ich war auf meinen Wanderungen noch viel seltsameren Käuzen begegnet, als er war.
    Leider ließ er mich gar nicht wieder zu den Ateïbeh zurück. Ein Bote mußte meine Sachen holen und Halef benachrichtigen, wohin ich reisen werde. Als er zurückkehrte, erzählte er mir, daß Halef mit noch einem Ateïbeh zu Lande zu den Abu Salman- und Schammar-Arabern reisen werde, um mit ihnen über die Einverleibung der Ateïbeh zu verhandeln. Er werde mein Hedjihn mitbringen und mich schon zu finden wissen.
    Diese Nachricht war mir lieb. Daß Halef zu dieser Botschaft ausersehen war, bewies mir abermals, daß er der Liebling seines Schwiegervaters geworden sei. Wir fuhren im persischen Busen hinauf, sahen uns Basra und Bagdad an und gelangten nachher, auf dem Tigris aufwärts dampfend, an die Stelle, an welcher wir heute anlegten. – –
    Oberhalb unserer Landestelle mündete der Zab-asfal in den Tigris, und die Ufer hüben und drüben waren mit einem dichten Bambusdschungel bestanden. Wie schon vorhin gesagt, brach die Nacht herein; trotzdem aber bestand Lindsay darauf, an das Land zu gehen und die Zelte aufzuschlagen. Ich hatte keine rechte Lust dazu, konnte ihn aber nicht gut allein lassen und folgte ihm also. Die Bemannung des Dampfbootes bestand aus vier Leuten; es sollte mit Tagesanbruch bereits nach Bagdad zurückkehren, und so faßte der Engländer gegen meinen Rat den Entschluß, alles, auch die vier Pferde, welche er in Bagdad gekauft hatte, noch auszuladen.
    »Es wäre besser, wenn wir dies unterließen, Sir,« warnte ich ihn.
    »Warum?«
    »Weil wir es morgen bei Tageslicht thun könnten.«
    »Geht auch am Abend – bezahle gut!«
    »Wir und die Pferde sind auf dem Fahrzeuge sicherer als auf dem Lande.«
    »Giebt es hier Diebe – Räuber – Mörder?«
    »Den Arabern ist niemals zu trauen. Wir sind noch nicht eingerichtet!«
    »Werden ihnen nicht trauen, uns aber doch einrichten – haben Büchsen; jeder Spitzbube wird niedergeschossen!«
    Er ging nicht von seinem Vorsatze ab. Erst nach zwei Stunden waren wir mit der Arbeit fertig; die zwei Zelte waren aufgerichtet, und zwischen ihnen und dem Ufer wurden die Pferde angehängt. Nach dem Abendbrote gingen wir schlafen. Ich hatte die erste, die beiden Diener die zweite und dritte und Lindsay selbst die vierte Wache. Die Nacht war wunderschön. Vor uns rauschten die Fluten des breiten Stromes hinab, und hinter uns erhoben sich die Höhen des Dschebel Dschehennem. Die Helle des Firmaments erleuchtete alles zur Genüge, aber das Land selbst, auf dem ich stand, war noch ein Rätsel. Seine Vergangenheit glich den Fluten des Tigris, die dort unten verschwanden im Schatten des Dschungel. An Assyrien, Babylonien und Chaldäa knüpfen sich die Erinnerungen an große Nationen und riesige Städte, aber diese Erinnerungen gleichen dem Rückblick auf einen Traum, dessen Einzelheiten

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