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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden. – –
    Wie aber kam ich an den Tigris, und wie in das Dampfboot, welches uns bis unter die Stromschnellen von Chelab getragen hatte?
    Ich war mit den Ateïbeh bis in die Wüste En Nahman gezogen, da ich es nicht wagen konnte, mich im Westen des Landes sehen zu lassen. Die Nähe von Maskat verlockte mich, diese Stadt zu besuchen. Ich that es allein und ohne alle Begleitung, besah mir seine betürmten Mauern, seine befestigten Straßen, seine Moscheen und portugiesischen Kirchen, bewunderte auch die beludschistanische Leibgarde des Imam und setzte mich endlich in eines der offenen Kaffeehäuser, um mir eine Tasse Keschreh munden zu lassen. Dieser Trank wird aus den Schalen der Kaffeebohne gebraut und mit Zimt und Nelken gewürzt. Meine Beschaulichkeit wurde durch eine Gestalt gestört, welche den Eingang verdunkelte. Ich blickte auf und sah eine Figur, welche einer längeren Betrachtung vollständig würdig war:
    Ein hoher, grauer Cylinderhut saß auf einem dünnen, langen Kopfe, der in Bezug auf Haarwuchs eine völlige Wüste war. Ein unendlich breiter, dünnlippiger Mund legte sich einer Nase in den Weg, die zwar scharf und lang genug war, aber dennoch die Absicht verriet, sich bis hinab zum Kinne zu verlängern. Der bloße, dürre Hals ragte aus einem sehr breiten, umgelegten, tadellos geplätteten Hemdkragen; dann folgte ein graukarrierter Schlips, eine graukarrierte Weste, ein graukarrierter Rock und graukarrierte Beinkleider, eben solche Gamaschen und staubgraue Stiefel. In der Rechten trug der graukarrierte Mann ein Instrument, welches einer Verwalterhacke sehr ähnlich war, und in der Linken eine doppelläufige Pistole. Aus der äußeren Brusttasche guckte ein zusammengefaltetes Zeitungsblatt neugierig hervor.
    »Wermyn kahwe!« schnarrte er mit einer Stimme, welche dem Tone einer Sperlingsklapper glich.
    Er setzte sich auf ein Senïeh, welches eigentlich als Tisch dienen sollte, von ihm aber als Sessel gebraucht wurde. Er erhielt den Kaffee, senkte die Nase auf den Trank, schnüffelte den Duft ein, schüttete den Inhalt auf die Straße hinaus und stellte die Tasse auf den Boden.
    »Wermyn tütün, gebt Tabak!« befahl er jetzt.
    Er erhielt eine bereits angebrannte Pfeife, that einen Zug, blies den Rauch durch die Nase, spuckte aus und warf die Pfeife neben die Tasse.
    »Wermyn« – – er sann nach, aber das türkische Wort wollte nicht kommen, und Arabisch verstand er vielleicht gar nicht. Daher schnarrte er kurzweg: »Wermyn Roastbeef!«
    Der Kawehdschi verstand ihn nicht.
    »Roastbeef!« wiederholte er, indem er mit dem Munde und allen zehn Fingern die Pantomime des Essens machte.
    »Kebab!« bedeutete ich dem Wirt, welcher sogleich hinter der Thüre verschwand, um die Speise zu bereiten. Sie besteht aus kleinen, viereckigen Fleischstücken, welche an einem Spieße über dem Feuer gebraten werden.
    Jetzt schenkte der Engländer auch mir seine Aufmerksamkeit.
    »Araber?« fragte er.
    » No. «
    »Türke?«
    » No. «
    Jetzt zog er die dünnen Augenbrauen erwartungsvoll in die Höhe.
    »Englishman?«
    »Nein. Ich bin ein Deutscher.«
    »Ein Deutscher? Was hier machen?«
    »Kaffee trinken!«
    » Very well! Was sein?«
    »Ich bin writer !«
    Schreiber, Schriftsteller.
    »Ah! Was hier wollen in Maskat?«
    »Ansehen.«
    »Und dann weiter?«
    »Weiß noch nicht.«
    »Haben Geld?«
    »Ja.«
    »Wie heißen?«
    Ich nannte meinen Namen. Sein Mund öffnete sich auf die Weise, daß die dünnen Lippen ganz genau ein gleichseitiges Viereck bildeten, welches die breiten, langen Zähne des Mannes sehen ließ; die Brauen stiegen noch höher empor als vorher, und die Nase wedelte mit der Spitze, als ob sie Kundschaft einziehen wolle, was das Loch unter ihr jetzt sagen werde. Dann griff er in den Rockschoß, zog ein Notizbuch hervor, blätterte darin und fuhr sodann in die Höhe, um den Hut abzunehmen und mir eine Verbeugung zu machen.
    » Welcome , Sir; kenne Sie!«
    »Ah, mich?«
    » Yes , sehr!«
    »Darf ich fragen, woher?«
    »Bin Freund von Sir John Raffley, Mitglied vom Traveller-Klub, London, Near-Street 47.«
    »Wirklich? Sie kennen Sir Raffley? Wo befindet er sich jetzt?«
    »Auf Reisen – hier oder dort – weiß nicht. Sie waren mit ihm auf Ceylon?«
    »Allerdings.«
    »Elefanten gejagt?«
    »Ja.«
    »Dann in See auf Girl-Robber?«
    »So ist es.«
    »Haben Zeit?«
    »Hm! Warum stellen Sie diese Frage?«
    »Habe gelesen von Babylon – Niniveh – Ausgrabung – Teufelsanbeter. Will hin – auch

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