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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Grund und Boden, obgleich hier der Arm des Sultans nicht sehr mächtig ist. Die arabischen Nomaden sind da die eigentlichen Herren, und wer hier graben will, der hat sich zunächst auch mit ihnen in freundschaftliche Beziehung zu setzen, da er sonst weder seines Eigentums, noch seines Lebens sicher ist. Darum habe ich Ihnen ja geraten, Geschenke für die Häuptlinge mitzunehmen.«
    »Die seidenen Gewänder?«
    »Ja; sie sind hier am meisten gesucht und nehmen beim Transport sehr wenig Raum ein.«
    » Well , so wollen setzen in freundschaftliche Beziehung – aber sogleich und sofort – nicht?«
    Ich wußte, daß es bei seinen Ausgrabungen nur bei dem Gedanken bleiben werde, hatte mir aber vorgenommen, ihn nicht abwendig zu machen.
    »Ich bin dabei. Nun fragt es sich, welchem Häuptling man zunächst seine Aufwartung zu machen hat.«
    »Raten!«
    »Der mächtigste Stamm heißt El Schammar. Er hat aber seine Weidegründe weit oben am südlichen Abhang der Sindscharberge und an dem rechten Ufer des Thathar.«
    »Wie weit ist Sindschar von hier?«
    »Einen ganzen Breitegrad.«
    »Sehr breit! Was sind noch für Araber hier?«
    »Die Obeïden, Abu-Salman, Abu-Ferhan und andere; doch läßt sich nie genau bestimmen, wo man diese Horden zu suchen hat, da sie sich stets auf der Wanderschaft befinden. Wenn ihre Herden einen Platz abgeweidet haben, so bricht man die Zelte ab und zieht weiter. Dabei leben die einzelnen Stämme in ewiger, blutiger Feindseligkeit miteinander; sie haben sich gegenseitig zu meiden, und das trägt auch nicht wenig zu der Unstätigkeit ihres Lebens bei.«
    »Schönes Leben – viel Abenteuer – viel Ruinen finden – viel ausgraben – ausgezeichnet – excellent!«
    »Am besten ist es, wir reiten in die Wüste hinein und befragen uns bei dem ersten Beduinen, welcher uns begegnet, nach dem Wohnort des nächsten Stammes.«
    »Gut – well – sehr schön! Gleich jetzt reiten und befragen!«
    »Wir könnten heute noch hier bleiben!«
    »Bleiben und nicht graben? Nein – geht nicht! Zelte ab und fort!«
    Ich mußte ihm seinen Willen lassen, zumal bei näherem Überlegen ich mir sagte, daß es wegen der heutigen feindseligen Begegnung besser sei, den Ort zu verlassen. Wir brachen also die leichten Zelte ab, welche von den Pferden der Diener getragen werden mußten, setzten uns auf und schlugen den Weg nach dem Sabakah-See ein.
    Es war ein wundervoller Ritt durch die blumenreiche Steppe. Jeder Schritt der Pferde wirbelte neue Wohlgerüche auf. Ich konnte selbst die weichste und saftigste Savanne Nordamerikas mit dieser Gegend nicht vergleichen. Die Richtung, welche wir eingeschlagen hatten, stellte sich als eine glücklich gewählte heraus; denn bereits nach kaum mehr als einer Stunde kamen drei Reiter auf uns zugesprengt. Sie machten eine sehr hübsche Figur mit den fliegenden Mänteln und wehenden Straußenfedern. Unter lautem Kriegsgeschrei ritten sie auf uns los.
    »Sie brüllen. Werden sie stechen?« fragte der Engländer.
    »Nein. Das ist die Begrüßungsart dieser Leute. Wer sich dabei zaghaft zeigt, der wird für keinen Mann gehalten.«
    »Werden Männer sein!«
    Er hielt Wort und zuckte nicht mit der Wimper, als der eine mit seiner scharfen Lanzenspitze grad auf seine Brust zuhielt und erst abbog und sein Pferd in die Hacken riß, als die Lanzenspitze beinahe die Brust berührte.
    »Sallam aaleïkum! Wo wollt Ihr hin?« grüßte einer.
    »Von welchem Stamme bist du?«
    »Vom Stamme der Haddedihn, welcher zu der großen Nation der Schammar gehört.«
    »Wie heißt dein Scheik?«
    »Er führt den Namen Mohammed Emin.«
    »Ist er weit von hier?«
    »Wenn du zu ihm willst, so werden wir euch begleiten.«
    Sie wandten um und schlossen sich uns an. Während wir – die Diener hinter uns – in würdevoller Haltung in den Sätteln saßen, sprengten sie um uns in weiten Kreisen herum, um ihre Reiterkünste sehen zu lassen. Ihr Hauptkunststück besteht im Innehalten mitten im rasendsten Laufe, wodurch aber ihre Pferde sehr angegriffen und leicht zu schanden werden. Ich glaube, behaupten zu können, daß ein Indianer auf seinem Mustang sie in jeder Beziehung übertrifft. Dem Engländer gefiel das Schaureiten dieser Leute.
    »Prächtig! Hm, so kann ich es nicht – würde den Hals brechen!«
    »Ich habe noch andere Reiter gesehen.«
    »Ah! Wo?«
    »Ein Ritt auf Leben und Tod in einem amerikanischen Urwalde, auf einem gefrorenen Flusse, wenn das Pferd keine Eisen hat, oder in einem steinigen Cannon ist

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