Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Theile zeigte sich das Kurmangdschi-Wort ›Hemdscher‹, d. i. Freund oder Genosse, eingegraben. Eine seidene Schnur diente dazu, sie um den Hals zu befestigen.
    Die Badinan wollten uns eine Strecke weit das Geleite geben; ich mußte es gestatten, machte aber die Bedingung, daß sie bei ihrem Dorfe Kalahoni umkehren sollten. Dieses liegt vier Stunden von Scheik Adi entfernt. Seine Häuser waren fast ausnahmslos aus Stein gebaut und hingen wie riesige Vogelnester zwischen den Weingärten hoch über dem Flußbette des Gomel. Sie erhielten ein sehr durables Aussehen durch die riesigen Steinblöcke, welche als Oberschwellen der Thüren und als Ecken des Gebäudes dienten.
    Hier wurde Ade gesagt, dann ritten wir zu Vieren weiter.
    Auf einem sehr steilen Wege, der unsern Thieren große Beschwerden bereitete, erreichten wir das kleine Dörfchen Bebozi, welches auf dem Gipfel einer bedeutenden Höhe liegt. Es gibt hier eine katholische Kirche, denn die Einwohner gehören zu den Chaldäern, welche bekehrt worden sind. Wir wurden von ihnen sehr freundlich aufgenommen und erhielten unentgeltlich Trank und Speise. Sie wollten mir einen Führer mitgeben; da ich dies aber ablehnte, so wurde mir der Weg zum nächsten Orte so genau beschrieben, daß wir ihn gar nicht verfehlen konnten.
    Er führte uns zunächst längs der Höhe hin durch einen Wald von Zwergeichen und stieg dann in das Thal hinab, in welchem Cheloki liegt. In diesem Orte machten wir einen kurzen Halt, und ich nahm den Baschi-Bozuk vor:
    »Buluk Emini, höre, was ich Dir sage!«
    »Ich höre es, Emir!«
    »Der Mutessarif von Mossul hat Dir den Befehl gegeben, für Alles zu sorgen, was ich brauchen werde. Du hast mir bisher noch keinen Nutzen gebracht; von heute an aber wirst Du Deines Amtes warten.«
    »Was soll ich thun, Effendi?«
    »Wir werden diese Nacht in Spandareh bleiben. Du reitest voraus und trägst Sorge, daß bei meiner Ankunft Alles für mich bereitet ist. Hast Du mich verstanden?«
    »Sehr gut, Emir!« antwortete er mit amtlicher Würde. »Ich werde eilen, und wenn Du kommst, wird Dich das ganze Dorf mit Jubel empfangen.«
    Er stieß seinem Esel die Fersen in die Seiten und trollte von dannen.
    Von Cheloki bis hinüber nach Spandareh ist nicht weit, aber doch brach die Nacht bereits herein, als wir dieses große Kurdendorf erreichten. Es hat seinen Namen von der großen Anzahl von Pappeln, die dort vorkommen; denn Spidar, Spindar und auch Spandar heißt im Kurmangdschi die Weißpappel. Wir frugen nach der Wohnung des Kiajah, erhielten aber statt einer Antwort nur grimmige Blicke.
    Ich hatte meine Frage türkisch ausgesprochen; jetzt wiederholte ich sie kurdisch, indem ich nach dem Malkoe-gund, welches Dorfältester bedeutet, fragte. Dies machte die Leute augenblicklich willfähriger. Wir wurden vor ein größeres Haus geführt, wo wir abstiegen und eintraten. In einem der Räume wurde ein sehr lautes Gespräch geführt, welches wir sehr deutlich hören konnten. Ich blieb stehen und horchte.
    »Wer bist Du, Du Hund, Du Feigling?« rief eine zornige Stimme. »Ein Baschi-Bozuk bist Du, der auf einem Esel reitet. Das ist für Dich eine Ehre, für den Esel aber eine Schande; denn er trägt einen Kerl, der dümmer ist, als er. Und Du kommst herbei, mich hier zu vertreiben!«
    »Wer bist denn Du, he?« antwortete die Stimme meines tapfern Ifra. »Du bist ein Arnaute, ein Gurgelabschneider, ein Spitzbube! Dein Maul sieht aus wie das Maul eines Frosches; Deine Augen sind Krötenaugen; Deine Nase gleicht einer Chyjar, und Deine Stimme klingt wie das Schreien einer Wachtel! Ich bin ein Buluk Emini des Großherrn; was aber bist denn Du? Ein Khawaß, ein einfacher Khawaß, weiter nichts.«
    »Mensch, ich drehe Dir das Gesicht auf den Rücken, wenn Du nicht schweigest! Was geht Dich meine Nase an? Du hast gar keine! Du sagst, Dein Gebieter sei ein sehr großer Effendi, ein Emir, ein Scheik des Abendlandes? Man darf nur Dich betrachten, dann weiß man, wer er ist! Und Du kommst, mich hier fortzujagen?«
    »Und wer ist denn Dein Gebieter? Auch ein großer Effendi aus dem Abendlande, sagst Du? Ich aber sage Dir, daß es im ganzen Abendlande nur einen einzigen großen Effendi gibt, und das ist mein Herr. Merke Dir das!«
    »Höre,« begann eine dritte Stimme sehr ernst und ruhig; »Ihr habt mir zwei Effendi angemeldet. Der Eine hat eine Schrift vom Onsul der Franken, die vom Mutessarif unterzeichnet worden ist; das gilt. Der Andere aber ist im Giölgeda padischahnün;

Weitere Kostenlose Bücher