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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dir Antwort geben.«
    »Ich habe Dich gefragt, aber nicht ihn!«
    »Fort, auf die Seite!«
    Bei diesen Worten nahm ich mein Pferd in die Höhe; es that einen Sprung, und der Mann fiel auf die Erde. Mohammed folgte meinem Beispiele, und wir ritten davon. Hinter uns aber hörten wir die Arnauten fluchen und den Baschi-Bozuk sich mit ihnen zanken. Ein Mann begegnete uns, der einen langen Kaftan trug und ein altes Tuch um den Kopf geschlungen hatte.
    »Wer bist Du, Mann?« frug ich ihn.
    »Herr, ich bin ein Jehudi. Was befiehlst Du mir?«
    »Weißt Du, wo der Mutesselim wohnt?«
    »Ja, Herr.«
    »Führe uns nach seinem Serai!«
    Je sicherer man im Oriente auftritt, desto freundlicher wird man behandelt. Zudem war dieser Mann ein Jude, also nur ein in Amadijah Geduldeter; er wagte es nicht, sich zu widersetzen. Wir wurden von ihm durch eine Reihe von Gassen und Bazars geführt, welche alle den Eindruck des Verfalles auf mich machten.
    Diese wichtige Grenzfestung schien sehr vernachlässigt zu werden. Es gab kein Leben in den Straßen und Läden; nur wenige Menschen begegneten uns, und diejenigen, welche wir sahen, hatten ein krankhaftes, gedrücktes Aussehen und waren lebende Zeugnisse für die bekannte Ungesundheit dieser Stadt.
    Der Serai verdiente seinem Äußern nach den Namen eines Palastes nicht im Geringsten. Er glich einer ausgebesserten Ruine, vor deren Eingang nicht einmal eine Wache zu sehen war. Wir stiegen ab und übergaben Halef, dem Kurden und dem Buluk Emini, welcher uns wieder eingeholt hatte, unsere Pferde. Nachdem der Jude ein Geschenk erhalten hatte, wofür er sich enthusiastisch bedankte, traten wir ein.
    Erst nachdem wir einige Gänge durchwandert hatten, kam uns ein Mann entgegen, der bei unserem Anblick seinen langsamen Gang in einen schnellen Lauf verwandelte.
    »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr hier?« frug er mit zorniger Stimme.
    »Mann, rede anders, sonst werde ich Dir zeigen, was Höflichkeit ist! Wer bist Du?«
    »Ich bin der Nazardschi dieses Palastes.«
    »Ist der Mutesselim zu sprechen?«
    »Nein.«
    »Wo ist er?«
    »Ausgeritten.«
    »Das heißt, er ist daheim und hält seinen Kef!«
    »Willst Du ihm gebieten, was er thun und lassen soll?«
    »Nein; aber ich will Dir gebieten, mir die Wahrheit zu sagen!«
    »Wer bist Du, daß Du so mit mir redest? Bist Du ein Ungläubiger, daß Du es wagst, mit einem Hunde in den Palast des Commandanten einzutreten?«
    Er hatte Recht, denn neben mir stand der Windhund und beobachtete uns mit Augen, die mir deutlich sagten, daß er nur auf meinen Wink warte, um sich auf den Türken zu stürzen.
    »Stelle Wachen vor das Thor,« antwortete ich ihm; »dann wird Niemand Zutritt erhalten, dem derselbe nicht erlaubt worden ist. In welcher Zeit kann ich mit dem Mutesselim sprechen?«
    »Zur Zeit der Abenddämmerung.«
    »Gut. So sage ihm, daß ich kommen werde!«
    »Und wenn er mich fragt, wer Du bist?«
    »So sagst Du, ich sei ein Freund des Mutessarif von Mossul.«
    Er wurde verlegen; wir aber kehrten um und stiegen wieder zu Pferde, um uns eine Wohnung zu suchen. Eine solche war eigentlich sehr leicht zu finden, denn wir bemerkten, daß viele Häuser leer standen; doch konnte es nicht meine Absicht sein, heimlich von einem derselben Besitz zu ergreifen.
    Indem wir so, die Gebäude musternd, dahinritten, kam uns eine riesige, martialische Gestalt entgegen. Der Mann ging breitspurig wie ein osterländischer Zwölfspänner. Seine Sammtjacke war ebenso wie seine Hose von Goldstickereien bedeckt; seine Waffen hatten keinen geringen Wert, und von dem Tschibuk, welchen er mit großem Selbstbewußtsein im Gehen rauchte, hingen, wie ich später zählte, vierzehn seidene Quasten herab. Er blieb seitwärts von uns stehen, um meinen Rappen mit wichtiger Kennermiene zu betrachten. Ich hielt an und grüßte ihn.
    »Sallam!«
    »Aaleïkum!« antwortete er mit einem stolzen Neigen seines Hauptes.
    »Ich bin hier fremd und mag mit keinem Birkadschi reden. Erlaube, daß ich mich bei Dir erkundige!« sagte ich wenigstens ebenso stolz.
    »Deine Rede sagt mir, daß Du ein Effendi bist. Ich werde Deine Frage beantworten.«
    »Wer bist Du?«
    »Ich bin Selim Agha, der Befehlshaber der Albanesen, welche diese berühmte Festung vertheidigen.«
    »Und ich bin Kara Ben Nemsi, ein Schützling des Padischah und Abgesandter des Mutessarif von Mossul. Ich suche mir ein Haus in Amadijah, in dem ich einige Tage wohnen kann. Kannst Du mir eins nennen?«
    Er ließ sich zu einer Bewegung

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